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PES 2011

Winning Eleven?

Zugegebenermaßen hatten wir erst vor ziemlich genau einem Monat eine Vorschau zu Pro Evolution Soccer 2011. Jetzt wurde uns aber überraschend schon weit vor der Veröffentlichung des Titels eine beinahe komplett spielbare Fassung unter der Türe durchgeschoben, anhand derer wir uns eingehender mit der überarbeiteten Spielmechanik befassen konnten. Daher konzentriert sich dieser Artikel auch auf das, was zählt. Nämlich „aufm Platz". Wer ergänzend annähernd enzyklopädische Infos bezüglich der übrigen Neuerungen des Titels sucht, wird in Benjamins Erstkontakt mit PES 2011 von Mitte Juli fündig.

Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich persönlich so meine lieben Probleme habe, FIFA wirklich „gut" zu spielen, was mir in den letzten Jahren angesichts der aus dem Nichts nachwachsenden Qualitäten des EA-Produkts wirklich das Herz brach. In PES hingegen bin ich nach wie vor von turniertauglichem Format. Es fühlt sich für mich instinktiver und schnörkelloser an, während die Bälle einfach "echter" fliegen. Meine Pad-Kommandos werden den Spielern auf dem Platz vom Programmcode so übersetzt, dass genau das passiert, was ich im Sinn hatte. Ich bin entweder nach all den Jahren Pro Evo schlicht betriebsblind – oder PES und ich sprechen einfach dieselbe Sprache.

Wie dem auch sei: „Engineered for Freedom" – frei übersetzt: „auf Freiheit ausgelegt" – lautet der Slogan des dritten Konami-Kicks seit der Metacritic-Machtübernahme des Erzkonkurrenten FIFA. Das lässt natürlich hoffen, dass Konami dieses Mal verlässlicher Wort hält als im letzten Jahr. Bereits für PES 2010 hatten Seabass und Co. Besserung gelobt, warben mit neuer 360-Grad-Steuerung und entsprechenden Animationen. Man kam aber nicht umhin, einzugestehen, dass es sich bei Konamis „Rundum"-Steuerung eher um eine 16-Laufrichtungen-Lösung mit rein optischen Zwischenschritten handelte, die die Spielereingaben nicht wirklich analoger auf den Platz brachten.

In diesem Jahr sticht dagegen gleich als erstes heraus, dass man sich tatsächlich freier bewegt. In der letzten Ausgabe hat Konami seinen Akteuren die zusätzlichen Winkel gezeigt, die man über Jahre der Steuerkreuz-Verliebtheit ignoriert hatte. In PES 2011 bekommen sie endlich die Animationen, sich auch geschmeidig in diese neuen Richtungen zu drehen und zu bewegen.

Das Nebeneinanderher-Gehakel ist Geschichte: Neue Zweikampfanimationen geben besseres Feedback.

Und das gelingt erstaunlich gut. Zwar wird das Lauftempo immer noch über zusätzliche Sprint- und Joggen-Tasten reguliert und leider nicht über die Neigung des linken Analogsticks. Dennoch fühle ich mich nicht mehr von meinen Spielern separiert, wenn ich sie mit dem Stick steuere. Ja, es ist nun sogar meine bevorzugte Variante. Das Steuerkreuz hat endgültig ausgedient.

Feinfühliger Umgang mit dem linken analogen Knubbel lohnt sich nämlich endlich. Wo das Programm noch im letzten Jahr „unsaubere" Eingaben in Zwischenrichtungen interpretieren und sich für eine von beiden entscheiden musste – und dabei gelegentlich falsch lag –, macht ihr euren Ballsportlern nun eindeutigere Ansagen. Das danken diese euch wegen des neuen Animationssystems mit neuer und unnachahmlich gutaussehender Ballbearbeitung, bei dem langsame Dribblings oder solche aus dem Stand nun wunderbare Früchte tragen. Beschlagene Techniker vernaschen die Konkurrenz auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel und während man „damals" lieber 90- oder 45-Grad-Haken schlug oder immer nur „schräg vorbei" gehen wollte, ist es hier oft ratsamer, zu stoppen, das Tackling des Gegners zu provozieren und sich mit einer behänden Drehung auf seiner anderen Seite vorbei zu schälen.

Die neue Ungebundenheit an vorgegebene Raster drückt sich auch in weniger aufdringlichen Zielhilfen aus. Damals schossen die ledernen Projektile noch in unwahrscheinlichen Winkeln zum Mitspieler wie an der Schnur gezogen zum anvisierten Mitspieler. PES 2011 dagegen bietet nicht nur die Möglichkeit, die Pässe unter Zuhilfenahme einer Schultertaste in die exakte Stickrichtung durchzustecken, in etwa so, wie es damals schon mit dem „Manuellen Pass" auf dem rechten Stick ging. Der ist übrigens mittlerweile, ganz wie in FIFA, für Trick-Kombinationen ausgelegt. Das funktioniert bis hierhin recht anständig. Ehrlich gesagt lege ich persönlich aber wenig Wert auf solche Kabinettstückchen.

Zurück zu den Pässen. Was nämlich toll ist, ist dass sich die Ballstafetten schon ohne die komplett autonome Do-it-yourself-Passfunktion nun deutlich natürlicher und unverkrampfter anfühlen. Das Leder wandert nicht mehr wie eine Stahlmurmel zum Magneten, sondern lässt sich sehr zielgenau zum gewünschten Spieler treten. Steht ein Kollege im Weg, springt dieser häufig sogar noch geistesgegenwärtig über die Kulle, um sie für den Adressaten durchzulassen.

Wenn das alte Passsystem von PES der standardmäßigen Automatikeinstellung von FIFA entspricht, so haben wir es in PES 2011 mit einer liberalen Auslegung von FIFAs Semi-Funktion zu tun. Stärke und Richtung liegen nun einfach mehr bei euch, was einen sehr unberechenbareren Spielablauf garantiert. Unterstützt wird die Leichtigkeit im Aufbauspiel durch die flexibleren Annahme- und Abspielbewegungsabläufe, die Kurzpassspiel, schnelle Konter und hohe Bälle in die Spitze zu einer echten Freude werden lassen.

In Sachen Verteidigung vertraut PES Productions auf ein neues System, bei dem ihr mithilfe der Pressing-Taste (A bei der Xbox 360, bzw. X bei der PS3) vorgebt, wie sich euer Spieler verhält. Soll er den Angreifer lediglich bremsend eskortieren, bis Hilfe kommt, drückt ihr den Stick während des Pressings in Richtung eures Tores. Schwenkt ihr ihn aber in Richtung des Angreifers, geht euer Spieler auf den Mann und versucht, den Fuß auf den Ball zu bekommen. Auch eine Zwischenlösung gibt es, bei der ihr lediglich die Taste haltet.

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PES 2011

Android, PS3, Xbox 360, PS2, Nintendo Wii, PSP, PC, Windows Phone

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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