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Valkyria Chronicles II

Krieg im Taschenformat

Spielerisch sind wir also stabil im grünen Bereich – die technisch bedingten Rückschritte im Vergleich zum PS3-Vorgänger werden gut von den intelligenten Verbesserungen und Erweiterungen aufgefangen und kompensiert. Etwas schwieriger gestaltet sich das schon bei der Handlung. Kurz gesagt: Für mich funktioniert der Plot einfach nicht. Valkyria Chronicles II beginnt zwei Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils.

Die Miliz von Gallia konnte die Invasion der East Europan Imperial Alliance zurückschlagen. Doch mit dem Frieden klappt es nicht so recht: Seit bekannt wurde, dass Prinzessin Cordelia und damit die ganze königliche Familie in Wirklichkeit zur diskriminierten Minderheit der Darcsen angehört, versinkt das Land im Bürgerkrieg: Unzufriedene Militärs und Adelige versuchen mit roher Gewalt, die Macht zu ergreifen und die Darcsen-Bevölkerung auszulöschen.

Aber anstatt euch wieder mit Welkin, Alicia, Largo, Rosy und den anderen Helden des Erstlings gegen die rassistischen Rebellen antreten zu lassen, setzt SEGA euch Avan vor. Avan ist ein Idiot. Nicht irgendein Idiot, sondern der typische Jungs-Manga-Idioten-Held. Er ist nicht übermäßig clever, aber dafür umso motivierter. Er kann sein Mundwerk nicht im Zaum halten, hat aber das Herz am rechten Fleck. Er hat keine besonderen Qualifikationen, aber ein unerklärliches Talent, das ihn irgendwann zum geborenen Anführer macht. Kurz gesagt: Avan ist ein Held, den man gerne hasst, ein wandelndes Anime-Klischee und kein Vergleich zum ruhigen, nachdenklichen und manchmal etwas exzentrischen Welkin.

Links unten seht ihr Held Avan, in der mitte die naive Cosette und der genervte Bursche rechts ist Zeri. Wir wären auch mit Welkin, Alicia und Largo zufrieden gewesen...

Avans Kameraden kommen ebenfalls aus der großen Klischee-Kiste. Die blonde Cosette meint es gut, ist aber etwas tollpatschig und arg naiv. Das genaue Gegenteil ist der stoische Zeri. Der Darcsen ist stets ruhig, korrekt und wird für sein gutes Aussehen natürlich von den Damen angehimmelt. So bilden Avan, Cosette und Zeri das typische Naruto-Heldentrio. Und so hart es klingt, das hat Valkyria Chronicles einfach nicht nötig. Vor allem nicht, nachdem der erste Teil sich mit seinen hervorragend geschriebenen Charakteren wunderbar von der typischen Shonen-Kost abhob.

Ja, natürlich entwickeln sich die drei zentralen Figuren mit der Zeit, bekommen mehr Facetten und werden auch interessanter. Aber trotzdem kann die Charakterzeichnung nicht mit der des Vorgängers mithalten. Ein weiteres Problem ist das Setting. Anstatt euch als absolute Underdogs einem übermächtigen Invasoren zu stellen, drückt ihr in Valkyria Chronices II die Schulbank. Ja, richtig gelesen. Avan, Cosette und Zeri besuchen die Lanseal-Militärakademie. Dort erinnert das Schulleben eher an Harry Potter: Lustige Mitschüler, deren Wünsche und Probleme ihr mit der Zeit kennenlernt, konkurrierende Klassen und eben all das, was zum Schulalltag gehört. Nur dass anstelle von Prüfungen eben Militärmanöver angesetzt werden.

Jeden Monat müsst ihr eine bestimmte Menge an Pflichtmissionen absolvieren, um schließlich eine Story-Mission freizuschalten, in der es endlich ernst wird. Das hat den Vorteil, dass ihr weit mehr Schlachten schlagt als im Vorgänger. Aber inhaltlich will der Funke einfach nicht so recht überspringen.

Der Panzer ist eure stärkste Einheit, von hinten ist er allerdings extrem verwundbar.

Sieht man einmal vom ganzen "17-jährige im Krieg"-Faktor ab, fehlt es dem Schul-Setting an Dramatik. Bei einem Spiel wie Persona 3 mag das wunderbar funktionieren, im Kriegs-Setting eines Valkyria Chronicles wirkt das alles dagegen eher erzwungen und aufgesetzt.

Aber gut – diese inhaltlichen Punkte sind letztendlich Geschmackssache. Ich persönlich mag Handlung und Charaktere von Valkyria Chronicles II weniger als die des Erstlings, am spielerischen Gehalt des Titels ändert das aber letzten Endes nichts. Und der überzeugt fast auf der ganzen Linie. Die neuen Charakterklassen sorgen für abwechslungsreichere Kämpfe, die Teilung der Kampffelder kompensiert deren relativ geringe Größe. Die Missionsanzahl wurde im Vergleich zum Erstling drastisch erhöht und durch die kleineren Kämpfe und natürlich den Mehrspielermodus eignet sich Valkyria Chronicles II ganz hervorragend für ein paar schnelle Gefechte zwischendurch.

Schade nur, dass sich auch in Teil 2 nichts an der Gegner-KI getan hat. Noch immer laufen euch hasenhirnige Widersacher mitten ins Sperrfeuer, noch immer nutzt der KI-Gegner taktische Schwächen eurerseits nur unzureichend aus. Trotzdem ist es beeindruckend, wie sauber und souverän SEGA Grafik und Gameplay des hochgezüchteten PS3-Vorgängers auf die kleine PSP übertragen hat. Hat euch das süchtig machende Spielsystem erst einmal gepackt, werdet ihr Stunde um Stunde in die Taktikschlachten investieren, clevere Züge austüfteln und eure Lieblings-Mitstreiter liebevoll ausstaffieren, bis ihr eine perfekt abgestimmte Truppe kommandiert, die funktioniert wie ein Uhrwerk.

Valkyria Chronicles II mag nicht die üppig-epische Fortsetzung sein, die ich mir erhofft habe, aber das nach wie vor innovative Kampfsystem und die wundervolle Präsentation konnten mich auch dieses Mal schnell wieder fesseln. Jeder PSP-Spieler, der auch nur ein wenig Interesse am ganzen Taktik-Genre mitbringt, wird Valkyria Chronicles II in den nächsten Wochen so schnell nicht wieder aus der Hand legen.

Valkyria Chronicles 2 ist ab dem 3. September für die PSP im Handel erhältlich.

8 / 10

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