Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Mass Effect 2: Lair of the Shadow Broker

Fantastisch

Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich BioWare in puncto Mass-Effect-2-DLC seit dem Release des Spiels Anfang des Jahres weiterentwickelt hat. Ausgehend vom mittelmäßigen Firewalker-Pack und der guten Zaeed-Episode hat man sich kontinuierlich verbessert und liefert nun mit Lair of the Shadow Broker ein kleines Meisterstück in Sachen DLC ab.

Gleich vorweg: Auch die jüngste Erweiterung ist nicht viel länger als beispielsweise Overlord und wird euch (auch vom Schwierigkeitsgrad abhängig) gut und gerne zwei bis zweieinhalb Stunden beschäftigen. Das Ganze kostet 800 Microsoft/BioWare-Punkte, ist seinen Preis aber allemal wert.

Wie der Name bereits andeutet, macht ihr euch hier auf die Jagd nach dem Shadow Broker und schließt euch dazu wieder mit Liara T'Soni zusammen, die euch dabei zudem als temporäres Squadmitglied aktiv zur Seite steht. Gleichzeitig bringt sie die Stasis-Biotikfähigkeit aus dem ersten Teil mit sich, die ihr dann auch für euch selbst verwenden könnt. Spielbar ist das Ganze, nachdem ihr zum ersten Mal auf Illium wart, also auch vor Beendigung der eigentlichen Hauptstory. Da Lair of the Shadow Broker allerdings eher darauf ausgerichtet ist, anschließend gespielt zu werden, solltet ihr das auch machen. Auswirkungen hat das zum Beispiel auf einige Dialoge.

Überhaupt ist der neue DLC sehr dialoglastig und übertrifft seine Vorgänger in dem Punkt deutlich. Man könnte monieren, dass die eigentlichen Teammitglieder aus dem Hauptspiel hier wieder nicht viel zu sagen haben, doch alleine die Gespräche mit Liara selbst, mit den Widersachern und insbesondere die Kommentare sowie die Neckereien in bestimmten Situationen, etwa während der Kämpfe, machen das locker wieder wett. Alleine hier trumpft Lair of the Shadow Broker mit Humor und Anspielungen wahrlich auf und wird euch das eine oder andere mal mindestens zum Grinsen verleiten.

Nachdem es anfangs noch ein wenig gemächlich zur Sache geht, legt man nach gut und gerne 20 Minuten erst so richtig los und geht bis zum Ende ein hohes Tempo – spannende Gefechte und Bosskämpfe inklusive. Ein besonderes Lob verdienen sich hier die Schreiberlinge von BioWare, denn Lair of the Shadow Broker ist hinsichtlich der Story, der Dialoge und der Zwischensequenzen eine der besten Leistungen des Teams – den ersten Teil mit eingeschlossen. Unterstützt wird das durch abwechslungsreiche Schauplätze, die sich nicht wiederholen, eigenständig wirken und besonders zum Ende hin optisch und atmosphärisch beeindrucken.

Das man hier wirklich viel Mühe investiert hat, merkt man speziell durch kleinere Details sofort. Das fängt bei den Fensterscheiben in Liaras Wohnung auf Illium an, an die der Regen während der stürmischen Nacht prasselt und nach unten läuft, und hört später auf dem Schiff des Shadow Brokers auf. Da man auf dessen Außenhülle herumläuft, während der große Pott durch einen Sturm fliegt, werden Gegner beispielsweise durch die heftigen Winde davongeschleudert, wenn man sie mit Biotik zu weit in den Himmel hebt. Wenn sie dann noch mehr Pech haben, werden sie währenddessen kurz und schmerzlos – mehr oder weniger – von einem Blitz gegrillt.

Gut gelungen ist auch die kurze Verfolgungssequenz auf Illium, in der ihr mit einem Taxi an einer Flüchtigen dranbleiben müsst. Zwar könnt ihr hier nicht hundertprozentig frei steuern, aber es ist ungemein unterhaltsam – auch dank der Unterhaltung zwischen Shepard und Liara währenddessen – und bringt zusätzliche Abwechslung ins Spiel.

Mass Effect 2: Lair of the Shadow Broker - Gameplay-Video

Wer unterdessen enttäuscht war, dass Liara im Hauptspiel etwas kühl wirkte, bekommt spätestens hier eine genauere Erklärung dafür. Und man merkt auch, dass sich Liara weiterentwickelt hat, gewissermaßen Erwachsener und etwas reifer geworden ist, obwohl man hier und da noch immer etwas von der Liara aus dem ersten Teil erahnen kann, wofür beispielsweise ihr nach wie vor vorhandener Forscherdrang, dargestellt durch mehrere protheanische Artefakte oder ein Bild von Ilos in ihrer Wohnung, klar spricht.

Gleichzeitig habt ihr die Möglichkeit, eure Romanze aus dem ersten Teil doch noch fortzusetzen (oder auch nicht). BioWare zaubert hier einige wirklich wunderbare Momente zwischen den beiden auf den Bildschirm, die weitaus mehr an die stimmigeren, ansprechenderen Augenblicke aus dem Vorgänger heranreichen als die entsprechenden Szenen aus Mass Effect 2. Wenn ihr denn eine Romanze mit Liara habt, könnt ihr also gewissermaßen das Maximum aus diesem DLC herausholen, wobei sie auch jeweils unterschiedlich darauf reagiert, wenn ihr im Hauptspiel mit jemand anderem ins Bett gehüpft seid. An der Stelle könnt ihr euch dann entscheiden, ob ihr es dabei belasst oder ob ihr wieder zu ihr zurückkehrt.

Nach Abschluss der beiden Missionen bekommt ihr übrigens Zugriff auf allerlei Informationen des Shadow Brokers, die insbesondere für diejenigen, die sich wirklich näher mit dem Mass-Effect-Universum oder den Charakteren beschäftigen, Gold wert sind. Ob es nun Dossiers über bestimmte Figuren, kleinere Videoclips von verschiedensten Orten und mit einigen äußerst interessanten und Fragen aufwerfenden Szenen oder ein paar Möglichkeiten sind, mit denen man sich zusätzlich Geld verdienen kann, es beschäftigt einen gut und gerne nochmal eine halbe Stunde, bis man alles gelesen und gesehen hat, und zeigt, mit wie viel Inhalt und Details dieser DLC gespickt ist. Ebenso könnt ihr dann übrigens auch die Skillverteilung eurer Begleiter nochmals ändern, sofern ihr damit bislang nicht zufrieden wart.

Lair of the Shadow Broker ist in seiner Gesamtheit ein erstklassiger DLC, der allerdings nicht nur Fans des Charakters Liara zufriedenstellen wird – obwohl diese sicher am meisten Spaß damit haben werden. Die neue Zusatzepisode bietet eine tolle Geschichte, spannende Bosskämpfe, viel Abwechslung, ein hohes Tempo und absolut erstklassige Dialoge. Und dafür bin ich auch gerne bereit, knapp zehn Euro auszugeben. Wenn man in künftige DLCs ebenso viel Mühe steckt, kann ich nur sagen: Her damit! Schließlich dauert es vermutlich noch rund anderthalb Jahre, bis Mass Effect 3 die Geschichte rund um Shepard abschließt. In der Zeit kann man noch so einiges erzählen, zumal man durch die DLCs ja auch eine Brücke zum dritten Teil schlagen möchte – Lair of the Shadow Broker soll hier entsprechende Auswirkungen haben. Welche das sind, wird sich zeigen...

Lair of the Shadow Broker ist ab sofort für Xbox 360 und PC zu haben.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel
Verwandte Themen
Über den Autor
Benjamin Jakobs Avatar

Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
Kommentare