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Mafia II: Jimmy‘s Vendetta

Alle lieben Jim. Oder?

Jeder wusste, dass der Tag kommt, an dem Hersteller 2K Games die offensichtlich für Größeres bestimmte Spielwelt von Mafia II mit weiterem Leben füttert und neue Missionen in die Hülle namens Empire Bay steckt. „Jimmy's Vendetta" steht in Großbuchstaben im Hauptmenü zwischen „Die Story" und „Inhalte zum Herunterladen", sobald ihr euch für rund zehn Euro den Zusatzinhalt gönnt. Ein Download-Inhalt mit neuen Missionen, der nur anderthalb Wochen nach dem Hauptspiel erscheint – das ist natürlich Wasser auf die Mühlen der Kritiker, denen der Mangel an Nebenmissionen im Hauptspiel bitter aufgestoßen ist. Lohnt es sich, dafür Geld auszugeben?

Eure neue Spielfigur sieht aus wie ein Mix aus Hitman und Yul Brynner und besitzt den Charme eines schwarzen Kaffees um 6 Uhr morgens. Genauer den der imaginären Faust, die euch aus der Tasse ins Gesicht schlägt. Der Haudegen und Auftragsmörder, um den es sich hier dreht, heißt Jimmy. Nachname unbekannt. Käufer der Version für die PlayStation 3 haben mit dem Glatzkopf bereits in dem exklusiven Download-Bonus „The Betrayal of Jimmy" Bekanntschaft geschlossen. Sein zweiter Einsatz spinnt Jimmys Geschichte weiter. Alles beginnt im Gefängnis, in dem Jimmy nach seinem letzten Auftrag für 15 Jahre einsitzen soll.

„Ich war ein ... Mann für's Grobe", resümiert Jimmy in seiner Zelle. „Hab die Scheiße für Mafiosi beseitigt, die sich selber nicht den Arsch abputzen konnten. Bei meinem letzten Auftrag haben die Wichser mich fallen lassen, sobald es brenzlig wurde. Hätt's mir denken können. Andererseits bekam ich so reichlich Zeit, mir genau zu überlegen, wie ich mich ... revanchiere. Heute ... heute wird ein richtig guter Tag." Mit diesen Worten startet für euch zunächst euer Ausbruch aus dem Knast. Danach räumt Jimmy in Empire Bay auf.

Im Gefängnis nutzt Jimmy eine Revolte zur Flucht. Wärter wie dieser bekommen seine Fäuste zu spüren.

34 Missionen in den 50er Jahren liefern euch die Entwickler. 34 Mal Autos stehlen, Polizisten verprügeln, Leute verfolgen, Tankstellen in die Luft jagen und ballern, bis das Maschinengewehr nur noch ein glühendes Stück Stahl ist. Die Aufträge selbst sind nicht komplizierter als ein Artikel in der BILD-Zeitung. Typische Nebenmissionen eben: Klaue Auto hier und fahre es zu Abnehmer dort. Genau das, was dem Hauptspiel gefehlt hat, um es zu einem runden Gesamtpaket zu machen.

Doch von Vito, Joe oder Henry ist bei all dem jedoch nichts zu sehen. Falls ihr gar darauf hofft, dass 2K Czech das offene Ende des Hauptspiels auflöst, habt ihr Pech: Ihr startet mit Jimmy unabhängig von euren Schandtaten im Hauptspiel. Einzig dass ihr zu Beginn für Vitos Förderer Leo Galante arbeitet und bei Waffenschieber Harry (der Kriegsveteran mit der Augenklappe) verbesserte Knarren kaufen könnt, zieht einen kleinen Faden zu dem vorherigen Abenteuer.

Das Spiel schickt euch mit Jimmy kreuz und quer durch die Stadt, sodass selbst neue Erfolge und Trophäen wie 1.000 Meilen auf vier Rädern zurückzulegen nicht zu hoch gegriffen sind. Jimmy an sich ist ein cooler Charakter. Der in die Jahre gekommene Herr hat auf den ersten Blick mehr Charme als Milchbubi Vito. Gelegenheit, Jimmy näher kennen zu lernen, gibt euch das Spiel allerdings wenig. Abgesehen von Vor- und Abspann existieren keine Zwischensequenzen.

Fast wie in Flensburg: Für schnelles Fahren bekommt der Spieler Bonuspunkte.

Die Missionen leitet lediglich ein Standbild mit etwas Text ein. Schwach. Denn gerade die vor Testosteron triefenden, zynischen Dialoge sorgen im Hauptspiel für Atmosphäre. Dafür kassiert ihr im Spiel nun Punkte für Schuss-Kombos, Missionsdauer oder wenn ihr mit eurem Autos ordentlich Gas gebt. Über Online-Punktelisten dürft ihr eure Ergebnisse mit anderen Spielern vergleichen. Nett, aber genauso nötig wie eine Sitzplatzreservierung bei einer Kurzstrecke.

Jimmy's Vendetta zeigt, dass wesentlich mehr in Mafia II steckt, als es das Hauptspiel bietet. Viele Gebiete der Stadt leben nun plötzlich und zeigen, wofür sie im Spiel sind. Genau das habe ich zuvor vermisst. Als Nebenmissionen von Vito wären die neuen Download-Aufträge das Sahnehäubchen auf einem ohnehin guten Spiel. Bei dem Download-Inhalt verhält sich die Sache genau andersherum. Als alleinstehendes Themenpaket mit frischem Hauptcharakter präsentiert sich mir die Geschichte zu stumpf. Man merkt, dass hier offenbar wieder mal die B-Garnitur zu Geld gemacht werden soll.

Nicht mal ein paar ordentliche Dialoge gönnt 2K Czech dem guten Jimmy. Stattdessen verpacken die Entwickler die Geschichte als Spielhallen-Punktejagd mit ein paar Standbildern vor jedem Einsatz. Zugegeben: Das klappt sogar. Doch ist das zehn Euro wert? Kaum. Mich beschleicht zudem das Gefühl, dass die Hersteller uns noch die nächsten drei Jahre mit Download-Zusätzen überhäufen wollen. Mal sehen, vielleicht erscheint ja auch noch einer, bei dem Vito wieder zum Einsatz kommt und die losen Fäden des Hauptspiels noch einmal aufgreift und zusammenführt. Das wäre mir dann auch noch einmal zehn Euro wert. Doch so ein Leckerbissen kostet dann vermutlich das Doppelte. Ein von vornherein komplettes Spiel wäre mir lieber.

Mafia II: Jimmy's Vendetta ist als kostenpflichtiger Download für PlayStation 3, Xbox 360 und PC erhältlich.

6 / 10

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In diesem artikel

Mafia II: Jimmy's Vendetta

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor

Joachim Hesse

Contributor

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