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A New Beginning

Adventure-Hattrick

Die einzigen Stellen, an denen man genervt länger festhängt, sind die Mini-Spiele, die teilweise zu ungenau erklärt werden. So müsst ihr mit Fay nach der ersten Zeitreise eine Antenne im zerstörten San Francisco aus verschiedenen Teilen zusammenbauen. Obwohl euch eine Skizze den finalen Aufbau zeigt, stellt sich das Zusammensetzen als unnötig kompliziert heraus, da ihr manche Objekte nach dem Anschluss per Mausklick ausfahren müsst, ohne dass dies ersichtlich ist. Zum Glück dürft ihr diese Szenen ohne Auswirkung nach kurzer Zeit überspringen.

Ansonsten erhaltet ihr nur die längst etablierte Hot-Key-Funktion als Hilfe. Hinweise auf die Lösung eines Rätsels findet ihr hier nicht. Die Steuerung ist für ein Adventure recht ungewöhnlich, stellt sich nach kurzer Einarbeitung aber als ausgeklügeltes System heraus. Ihr fahrt mit dem Cursor über den gewünschten Gegenstand und haltet die linke Maustaste gedrückt, woraufhin ein kompaktes Ringmenü erscheint, auf dem ihr eine der möglichen Aktionen auswählt.

Dabei zeigt man euch immer nur die Verben, die in Verbindung mit dem Objekt einen Sinn ergeben. Ihr könnt daher nicht versuchen, mit einer Tür zu reden. Dennoch bieten sich genügend Möglichkeiten für witzige Aussagen. Verbindet zum Beispiel ein Kehrblech mit einer Eisenstange und Fay kommentiert dies mit „Jetzt bin ich schon so verzweifelt, dass ich wahllos Dinge miteinander kombiniere.", was das generelle Verhalten eines Adventure-Spielers humoristisch einfängt.

Die Zwischensequenzen sind im Comic-Stil gehalten.

Und ja, selbst bei einem solch ernsten Thema schafft es Daedalic, seinen Humor in die Spielwelt einzustreuen. Trotzdem regt man den Spieler zum Nachdenken an und auch ich habe während dem Spielen öfters über mein Verhalten gegrübelt.

Der einzige Punkt, der ständig die Glaubwürdigkeit der Handlung raubt, ist die Tatsache, dass die Katastrophen bereits in 40 Jahren beginnen sollen und extremer dargestellt werden als in einem Roland-Emmerich-Sommerblockbuster. Weniger wäre in diesem Fall deutlich mehr gewesen. Bis auf diesen Punkt kann ich der Geschichte außer einem eindimensionalen Bösewicht nichts vorwerfen.

Das gleiche Lob kassieren ebenfalls die Designer des Teams. Wieder einmal könnte man sich jeden Hintergrund in Posterformat an die Zimmerwand hängen. Allen voran das zerstörte San Francisco hat es meinem Sehnerv so richtig angetan. Die Charaktere erinnern stark an ältere Zeichentrickfiguren. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die Zwischensequenzen.

In diesen erscheinen einzelne Panels mitsamt Sprechblasen auf dem Monitor und wirken wie ein lebendiges Comicheft. Bloß die Bewegungen ähneln mehr einer Stop-Motion-Aufnahme und weniger einer flüssigen Animation. Zudem werden sich Widescreen-Fanatiker an dem 4:3-Bildmodus stören, der mir persönlich nach ein paar Minuten nicht mehr auffiel.

Mein Favorit: San Francisco im Jahr 2050.

Zum Schluss noch eine kleine Anmerkung: Das Spiel stürzte während des Tests im Durchschnitt knapp alle 30 Minuten ab, was sich durch die automatischen Speicherpunkte verschmerzen ließ. Daedalic ist dieses Problem, das auf einigen Rechnern auftritt, bekannt und arbeitet derzeit an einem Patch.

Tja, wo Daedalic draufsteht, steckt eben Qualität drin. Nach dem verrückten Edna bricht aus sowie dem melancholischen The Whispered World folgt das reife A New Beginning, das euch mit seinem aktuellen Thema auf den Klimawandel aufmerksam macht, euch aber nicht zu sehr belehrt. Der Fokus liegt klar auf den beiden Protagonisten, von denen besonders Bent vielen Spielern als ein außergewöhnlicher Held in Erinnerung bleiben wird. Selten habe ich bei einem Titel die Motivation der Charaktere so gut nachvollziehen können. Leider gilt dies nicht für die flachen Nebenfiguren, die darüber hinaus eine teils grauenhafte Stimme besitzen.

Auch die Rätsel befinden sich auf dem gleichen Niveau wie in Daedalics früheren Werken. Sie unterfordern erfahrene Spieler vielleicht ein wenig, sind dafür stets logisch in die Rahmenhandlung eingebaut und lassen euch nach dem Lösen nie mit einem Fragezeichen über dem Kopf zurück.

Die Steuerung funktioniert nach kurzer Einarbeitung prima, die Hintergründe sind wieder einmal wunderschön gezeichnet und die Musik fängt die aktuelle Stimmung perfekt ein. Das Rad erfindet A New Beginning zwar nicht neu, glänzt jedoch in fast allen Bereichen und zeigt uns, dass selbst ernste Themen in ein spaßiges Konzept umgewandelt werden können. Ein Muss für alle Adventure-Fans.

A New Beginning ist ab sofort im Handel erhältlich. An einem Patch gegen die Abstürze wird derzeit gearbeitet.

8 / 10

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In diesem artikel

A New Beginning

iOS, Nintendo Wii, PC, Nintendo DS

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

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