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God of War: Ghost of Sparta

The Fate of Atlantis

Einige Gegner verfügen nämlich neuerdings über Rüstungen, die man mithilfe der göttlichen Hitze erst Hieb um Hieb auseinander prügeln muss. Eure Feuer-Energie lädt sich recht schnell automatisch wieder auf, was das taktische Element ein wenig in den Hintergrund drängt, aber immerhin den Rhythmus der Kämpfe verändert, in denen die Widersacher derart schwere Geschütze auffahren. Teils müsst ihr diese Energie auch an Elementen in der Umgebung entfesseln, um etwa die Zahnräder eines Knochen zermalmenden Mechanismus zu zertrümmern oder an Ketten hängende Gewichte abzuschlagen. Zusammen mit den üblichen Steinchenschiebereien liegen Rätselgehalt und -Qualität von GoS im unteren Mittelfeld des Serienspiegels. Meist erschließt sich auf den ersten Blick, was zu tun ist.

Trotz teils stählerner Beschläge, die die Kämpfe verlängern, entsprechen die meisten Gegner in Ghost of Sparta dem altgedienten God-of-War-Pantheon. Zwar haben Minotauren, Zyklopen und Medusen einen Facelift erhalten, ihre Angriffsmuster und sogar Kratos' Finisher ähneln sich aber sehr. Einige neue Feinde gibt es zwar auch, insgesamt weiß man aber die meiste Zeit schon, was man zu tun hat, Überraschungen bleiben aus. Dadurch klickt sich der Spieler trotz des ebenso soliden wie erprobten Kampfsystems nicht oft, aber immerhin hin und wieder beinahe ein bisschen gelangweilt durch die Fights. Zumindest ging es mir so.

Auch die Zusammenstellung von ein paar Gegnermobs fand ich nicht besonders gelungen. Einen größeren Kampf gegen ein Rudel Hundewesen, verstärkt von normalem Feindvolk, gewann ich vollkommen ungefährdet allein durch das Spammen der Kreis-Taste. Das wäre Sony Santa Monica nicht passiert! Ein weiteres Scharmützel gestaltete sich zunächst ziemlich schwierig - immerhin hatte ich es mit zwei gepanzerten Zyklopen und drei Sirenen zugleich zu tun.

Warum das Spiel aber nach bestandenem Fight den Drang verspürte, noch ein einzelnes, unglückseliges Einauge in die Arena zu befehlen, bevor die magischen Barrieren den weiteren Weg freigaben, entzieht sich mir vollkommen. Diese Feindberührung war schon gewonnen. Sie wurde durch ein zusätzliches Schaf auf der Schlachtbank auch nicht spannender oder besser, sondern nur länger. Ab und an bekommt man durch derartige Ungeschicktheiten im Leveldesign das Gefühl, ein nicht ganz so liebevoll austariertes Abenteuer zu erleben, wie es die Spiele vor ihm waren.

Ebenso verlässt sich der etwa 7,5 Stunden lange Titel ein wenig zu sehr auf bekannte Stilelemente: Ihr seht den Anfang eines Seiles und wisst schon, dass euch auf der unweigerlichen Hangel-Tour vermutlich der eine oder andere Gegner entgegenkommt. An einer Stelle habe ich sogar beobachtet, wie die Feinde in der Ferne bereits seelenruhig am Seil hingen, anstatt auf dem Boden darunter darauf zu warten, dass ich mich auf meiner Seite der Schlucht in Bewegung setzte. Ähnliches gilt für die Kämpfe an Steilhängen (die einige Gegner ebenfalls auf Teufel komm raus nicht loslassen können) oder Situationen, in denen Kratos unter Feindesdruck einen Mechanismus betätigen muss, der anschließend nur wenige Momente aktiv bleibt. Alles schon bekannt und hier zum vierten Mal in neuer Verpackung.

God of War: Ghost of Sparta - Redemption-Trailer

Das muss nichts Schlechtes sein, aber zum ersten Mal in der Geschichte der Serie habe ich, auch was die Schauwerte angeht, das Gefühl, dass die Verantwortlichen ihrem Mythos nicht wirklich etwas hinzuzufügen hatten. Besonders von der Architektur der sagenhaften versunkenen Stadt und der anderen Umgebungen hätte ich mir angesichts der so auf Superlative versessenen Marke etwas mehr erwartet als den mittlerweile beinahe etwas austauschbaren Standard-Bombast aus Säulenwäldern und himmelhohen Statuen. Stattdessen geht der Entwickler aber auf Nummer sicher und quetscht ein bisschen verkrampft und unter konstruierten Umständen "Klassiker" der Marke 'kille jemand Unbeteiligtes mit einem großen Stein, um mit seiner Leiche eine Bodenplatte zu beschweren' in das Spiel, für die ich mit jedem Teil der Reihe weniger Verständnis aufbringe.

Schnürte es einem im ersten God of War noch ordentlich den Hals zu, den winselnden Gefangenen samt Käfig in eine verkohlte Opfergabe zu verwandeln, haut spätestens Ghost of Sparta diese Momente raus wie einen allzu zynischen Running Gag, über den schon lange keiner mehr lacht. Aus einem - zumindest für mich - prägenden Moment der Spiele-Geschichte ist mittlerweile eine schlechte Angewohnheit geworden.

Nicht falsch verstehen: Neben der soliden Grundmechanik und der blendenden Technik sind hier genügend gute bis sehr gute Momente vorhanden, um einen Kauf zu rechtfertigen: Die kurze, aber intensive Begegnung mit "Goldhändchen" König Midas, der ruppige Ritt auf der geflügelten Erinys oder allgemein das Schicksal, das Atlantis zuteil wird, versprühen den epischen Charme, der die Reihe ausmacht. Auch Kratos' eher ruhiger Abstecher in seine Heimatstadt - aus naher Perspektive flaniert ihr hier komplett friedlich durch Sparta - bleibt angenehm im Gedächtnis hängen.

Abgesehen von dem erneuten Beweis, dass Ready at Dawn verstanden hat, wie man ein God of War macht, gelingt es dem Studio aber nicht, euch etwas zu zeigen, das Kratos nicht schon in ähnlicher, packenderer Form in einem anderen der Serienvertreter erlebt hätte. Und das ist selbst auf der PSP noch ein dicker Klotz am Bein dieses Anti-Helden.

Obschon gerade Fans Ghost of Sparta also wohl oder übel als den schwächsten God-of-War-Teil identifizieren werden, haben wir es hier natürlich mit einem guten Spiel zu tun. Ausgehungerte PSP-User freuen sich über eines der besseren Kampfspiele für die Plattform in tadellos hochwertiger Aufmachung. Eigentlich kann Kratos es nämlich immer noch, das merkt man auch hier. Und sobald er ein paar Jährchen bekommt, um sich zu sammeln, wird er uns auch wieder richtig aus den Sandalen hauen. Ganz bestimmt.

God of War: Ghost of Sparta erscheint am 5. November für die PSP.

7 / 10

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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