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Fist of the North Star: Ken's Rage

Du bist schon längst tot

Das liest sich jetzt vielleicht irgendwie doof und, sind wir einmal ehrlich, im Grunde ist es das auch. Aber trotzdem, es macht einfach Spaß. Ihr verprügelt mit eurem stoischen Helden fiese Punks, helft den Unterdrückten und seid den Gegnern eigentlich zu jeder Zeit gnadenlos überlegen. Das ist auch absolut okay! Klar, sie werden von Kenshiro aufs Übelste zugerichtet, aber sie haben es halt auch verdient – aus der moralisch überlegenen Position schlägt es sich immer noch am besten.

Tatsächlich sind diese Hauereien gar nicht mal so anspruchslos. Prügelt ihr euch nicht gerade auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad durch die blutig-staubige Endzeit, dann kommt ihr mit simplem Button-Mashing bald nicht mehr wirklich aus. Kenshiros Kombos und Spezialattacken sind effektiv, aber langsam – bald müsst ihr lernen, wie ihr am besten zum Gegner steht, wie ihr große Gruppen unter Kontrolle haltet und wir ihr mit verschiedenen Cancel-Manövern stets mobil bleibt.

Dazu kommt ein einfaches, aber motivierendes RPG-System: Besiegte Gegner hinterlassen euch Status-Verbesserungen und Punkte, mit denen ihr neue passive und aktive Fähigkeiten kauft, außerdem erlernt ihr mit der Zeit weitere cool aussehende und ordentlich effektive Spezialattacken von denen ihr stets vier im Repertoire haben und daraus dann per Steuerkreuz auswählen könnt. Ganz so simpel wie es auf den ersten Blick scheint ist Fist of the North Star also doch nicht.

Grafisch haben wir freilich schon schöneres, detaillierteres und bunteres auf den HD-Konsolen gesehen. Die Gegner lassen es doch stark an Abwechslung vermissen, so kommt beispielsweise die Gegnergattung "Muskelpunk" in der Variante mit Glatze, Mohawk und – besonders neckisch – Zöpfchen entgegen, aber im Grunde haut ihr doch immer wieder auf unzählige eineiige Zwillinge ein.

Wo Ken hinlangt, wächst kein Gras mehr – Kanonenfutter-Gegner haben hier ein besonders schweres Los.

Das mag bei einem Dynasty Warriors, wo man ja ohnehin permanent uniformierte und dick gepanzerte Soldaten umhaut, noch durchgehen, bei Fist of the North Star trägt aber kaum ein Gegner mehr als irgendwelche Fetisch-Leder-Outfits und dicke Schulterpanzer – da fällt es schon irgendwann auf, dass ihr hier immer wieder die selbe Handvoll Typen aufmischt.

In den Umgebungen herrschen ebenfalls die aktuellen Modefarben Mittelbraun, Hellbraun und Dunkelbraun vor. Gut – wir hatten Atomkrieg, Apokalypse und sowas, das Land ist ausgetrocknet und das Wasser knapp. Aber trotzdem... ein paar mehr Farben wären doch gelegentlich drin gewesen, gerade Ninja Theorys feines Enslaved hat ja erst vor kurzem gezeigt, dass sich Endzeit-Settings und Farben nicht im geringsten ausschließen. Dafür könnt ihr aber in eurer Umgebung ordentlich Schaden anrichten: Fast jede Wand, jedes Fass und jeder Zaun lässt sich mit Kenshiros eisernen Fäusten ordentlich eindellen.

Die Figuren sind sehr ordentlich gelungen. Die Animationen sind wuchtig und vermitteln ein schönes Gefühl für die brachiale Urgewalt, die dem Spiel innewohnt. Die Figuren selber sind aufgepumpt wie Arnold Schwarzenegger zu seinen besten Zeiten – Ken und seine Gegner haben Muskeln an Stellen, an denen andere Männer keine Stellen haben. Um das auch wirklich deutlich zu zeigen, nimmt Kenshiros Kleidung im Verlauf der Kämpfe mehr und mehr Schaden – ein netter grafischer Touch.

Duell im Regen: Stilvoll inszeniert ist Fist of the North Star allemal.

Ach ja, von der Demo raten wir euch übrigens dringend ab: Die beinhaltet lediglich einen Bosskampf, in den ihr ohne jegliche Einführung geworfen werdet, und gibt ein denkbar schlechtes und absolut unzutreffendes Bild des tatsächlichen Spiels ab.

Fist of the North Star: Ken's Rage ist ein spaßiges Geprügel, das dank kniffligem Timing und kleinen RPG-Aufrüstungs-Aspekten gar nicht mal so platt und dumpf daherkommt, wie man zunächst meinen sollte. Die Kämpfe fühlen sich krachig-brachial an, Kenshiro ist einfach eine herrlich harte Sau mit dem Herzen am rechten Fleck. Platzende Köpfe und spritzendes Blut punktieren das Spiel mit den nötigen Gewaltspitzen und verhindern gleichzeitig, dass man das rabiate Geprügel aus Versehen doch zu ernst nimmt. Auch die zwar leicht modernisierten, aber immer noch eindeutig als Kinder der 80er Jahre erkennbaren Protagonisten tragen da ihren Teil dazu bei.

Trotzdem will der finale Funke für den Sprung vom "feinen Spiel für Fans" zum "tollen Actionspaß, den jeder mal anspielen sollte" nicht ganz überspringen, dafür ist das Gehaue dann doch zu simpel und der Anspruch zu gering. Kenshiros Abenteuer müssen sich vor allem mit einem PS2-Klassiker vergleichen lassen, und da ziehen sie dann doch leider den kürzeren: God Hand, der von der Kritik oft zu unrecht verschmähte und grafisch ebenfalls eher zweckmäßige Brachial-Brawler von Capcoms Clover Studios bietet dann doch mehr Spielwitz, mehr Ideen und noch brachialere Hauereien.

Fist of the North Star: Ken's Rage ist für PlayStation 3 und Xbox 360 im Handel erhältlich.

6 / 10

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Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

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