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Assassin's Creed: Brotherhood

Killer App

Andernorts zickt die automatische Zielaufschaltung gelegentlich. Weil es keine Möglichkeit gibt, Feinde frei anzuvisieren - was ja auf Seite zwei bereits angeklungen ist -, muss man sich darauf verlassen, dass die Kamera auch den Gegner erfasst, dessen Name auf dem frisch angespitzten Armbrust-Bolzen steht. Das verläuft nicht nicht immer zu eurer vollen Zufriedenheit. Auch in Sachen Reichweite der Aufschaltung hätte ich mir mehr gewünscht, um die Fernwaffen etwas effektiver zu machen. Einen in fünfzehn Metern Entfernung stehenden Armbrust-Schützen nicht anvisieren zu können, während er mich mit gerade mit Pfeilen spickt, fühlt sich irgendwie nicht richtig an. Ich weiß auch nicht warum.

Oft könnt ihr zudem einen Gegner sehen, ihn aber nicht markieren, weil sich etwas in Ezios Sichtlinie befindet. Bei Armbrust- und Giftpfeil-Manövern – geschenkt. Warum man aber einen Schritt aus seinem Versteck heraus machen muss, um zum Beispiel eine Wache für seine Killer-Kollegen zum Abschuss freizugeben, entzieht sich mir. Diese Sorte Logikschwächen kennt man von der Reihe allerdings schon und man richtet sich auf sie ein – auch wenn das dazu führt, dass man einige Situationen nicht so angeht, wie es logisch wäre, sondern einfach auf die Art, die das Spiel versteht. In eine ähnliche Kerbe schlägt ja auch Ezios noch andauerndes Unvermögen, sich hinter Gegenständen oder Mauerteilen zu ducken.

Auch die Geschichte selbst wird wieder ein bisschen holprig erzählt. Gegen Ende rauben die Autoren ihrem Thema sogar noch selbst etwas Drama und Tempo: Durch immer kürzere Spielabschnitte mit immer weniger Freiheiten, häufigen Ladebildschirmen sowie Zeit- und Ortssprüngen kommt Ezios Geschichte gerade gen Ende, auf ihrem eigentlichen Climax, doch ein bisschen unter's Hackebeil. Noch dazu kommt der nicht gerade hilfreiche Umstand, dass die Rahmenhandlung um Desmond mal wieder mit einem geradezu unverschämten Cliffhanger ausklingt, der – wen wundert das noch? – mehr Fragen aufwirft als er beantwortet. Wer den zweiten Teil wegen seines Schlusses gehasst hat, wird auch hier nicht glücklich.

Assassin's Creed: Brotherhood - Gameplay-Video

Wenig Neues auch bei der Technik: Brotherhood bietet im Stand einwandfreie bis sehr hübsche Panoramen und ein belebtes Stadtbild. Die Bildrate ist auf dem gleichen guten, aber nicht unbedingt felsenfesten Niveau wie im Vorgänger und auch das Tearing ist in der getesteten Xbox-360-Version gegenüber Teil 2 nahezu unverändert prominent. In einem Spiel, in dem relativ wenig seitwärts gescrollt wird, ist das allerdings kein allzu großes Problem. Schwerer wiegt da schon der auffällige Bildaufbau, bei dem weit entfernte Objekte und Landstriche zunächst ein bisschen nach LEGOland aussehen, bevor gewisse größere Objekte unvermittelt ins Bild ploppen. Besonders wenn man mit dem Pferd unterwegs ist, wird das offensichtlich, weil die Grafik-Engine weniger Zeit hat, die Details schnell genug zu rendern. Das tolle Art-Design, schöne Texturen, erwähnte Lebhaftigkeit und die schieren Ausmaße der Welt machen aus ACB aber dennoch ein ansehnliches Spiel.

Auch wenn der Titel mit einem von der Serie beinahe schon gewohnten Downer endet: Ich habe knapp 25 immer kurzweilige, oft richtig spannende Stunden reingesteckt als hätte ich zu viel Zeit und ich plane, noch bedeutend mehr zu investieren. Als wär es nur für mich gemacht, hat Ubisoft viele meiner persönlichen Probleme mit der Reihe entweder geschickt umgangen oder sogar komplett behoben. Mit dieser Engine kann man definitiv kein besseres Assassin's Creed mehr machen.

Und sehr das auch ein von ganzem Herzen empfundenes Kompliment an eines der schönsten Spiele des Jahres ist, so schwingt doch noch etwas anderes mit: Auch ich wünsche der Reihe die "Atempause", für die sich Ubisoft Montreals Production Manager Jean-Francois Boivin noch im Sommer aussprach. Mit neuer Technik, überarbeiteter Stealth-Mechanik und frischem Szenario hätte man dann in zwei Jahren ein Assassin's Creed, das reif ist für die "3" im Titel – und für die zehn unter einem solchen Text.

Assassin's Creed: Brotherhood erscheint am 18. November für Xbox 360 und PS3, die PC-Fassung folgt Anfang 2011.

9 / 10

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In diesem artikel

Assassin's Creed: Brotherhood

PS3, Xbox 360, PC

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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