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Rückblick: Das war 2010

Ein Rückblick voller Spiele, Gewalt und Sex (schön wärs...)

Juli

Ah, der Sommer des Acti-Bashings. Kotick und einige seiner Kommentare luden auch zu allem ein, was anschließend gesagt wurde. Im Rahmen der Infinity-Ward-Abwicklung ging es schon munter zur Sache, jetzt war es an Tim Schafer, seinen Frust über Activision und insbesondere Bobby Kotick loszuwerden. Immerhin hatten diese beinahe zuerst sein Brütal-Projekt gekippt und wollten es dann doch zurückklagen.

Tim nutzte die Gunst der Stunde, um Kotick unverhohlen ein Arschloch zu nennen und ihm einen Job in der Waffenindustrie nahezulegen. So weit, so unspektakulär, die Tage später folgende Kehrtwende jedoch erstaunte. Tim ruderte weit zurück, entschuldigte sich praktisch, nannte alles ein Versehen und stufte Kotick von Arsch auf Vader zurück. Es wäre schon mitunter spannend zu hören, was hinter den Kulissen lief. Werden wir wohl nicht so schnell erfahren.

Kotick jedenfalls ließ sich davon nicht groß trüben und verkündete, dass 60 Prozent der Live-Accounts sowieso nur wegen Call of Duty existieren und es schade sei, dass man da nicht mitverdiene. Weil dann könnte man den Spielern ja mehr Gegenwert anbieten. Microsoft war darüber sicher hoch begeistert. Obwohl Bungie vielleicht da gerne mit auf den Zug aufspringen würde. Die hatten doch auch mal einen erfolgreichen Shooter, den viele spielten. Passiert ist nichts. Gut so. Ich habe nämlich Live und spiele weder CoD noch Halo. Ich Minderheit, ich.

Ein alter Bekannter von Schafer jedenfalls meldete sich auch zu Wort, allerdings in sehr konstruktiver Form. Ron Gilbert, seit Monkey Island 2 eher im Hintergrund tätig, veröffentlichte im Juli DeathSpank, das kleine Download-Action-RPG für zwischendurch. Nicht unbedingt das Meisterwerk, das man vom Ex-LucasArts-Mann erwartet hat, aber dafür legte er bereits Anfang September mit der vielleicht schnellsten Fortsetzung aller Zeiten nach, namentlich DeathSpank: Thongs of Virtue.

August

Wir hatten noch gar nicht so viel zum Thema Verbote von allem, was über LEGO-Games und Ponyhof-Ausflüge hinausgeht. Da kommt ein Briefwechsel zwischen dem Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler (VDVC) zuerst mit dem Aktionsbündnis Winnenden – wir erinnern uns: tragischer und sehr tödlicher Amoklauf mit Vaters keineswegs virtueller Waffensammlung – und im Anschluss mit dem Verein Mediengewalt – Internationale Forschung und Beratung e.V. gerade recht. Wer genauer wissen möchte, warum er als süchtiger Abschaum der Welt besser schnell seine Sünden bereut und den Games für immer den Rücken kehrt, liest hier einfach nochmal nach.

Trotz solch eigentlich ja international gültiger Ächtung strömen die Leute zu Activision, um das nächste Killerspiel mitzuentwickeln. Auf gerade mal 60 frei gewordene Stellen bei Infinity Ward gab es immerhin 5.000 Bewerber, die sich von all dem Trubel nicht abhalten ließen und wahrscheinlich schon die Verzögerung von Bonuszahlungen in ihre Lebensplanung mit einkalkulierten.

Hey, wenn es nicht wahr ist, umso besser, aber man weiß ja nie. Das Wiederaufbauprogramm läuft also auf vollen Touren, Modern Warfare 3 kann dann wieder Verkaufsrekorde brechen.

Sehr positiv sieht auch Electronic Arts seinen eigenen nächsten großen Shooter. Nachdem man sich auf der gamescom den Award in der PC-Kategorie sichern konnte, vermeldete man gleich mal zur Sicherheit, dass uns mit Crysis 2 ein weiterer Crytek-Titel mit 90er-Wertungen in Haus steht. Gesundes Selbstvertrauen ist wichtig, aber seien wir ehrlich: Die Jungs haben noch nicht viel gemacht, aber was kam, das war gut. Der gamescom-Award-Abräumer jedoch war Sony und dort insbesondere Gran Turismo 5, dass nicht nur als bestes gamescom-Konsolen-Spiel, sondern als bestes Game der Messe das Rennen machte. Wahrscheinlich musste die Jury sich nicht selber durch die verwirrenden Menüs klicken.

September

Ein anderes großes Thema in 2010 war der Umgang mit dem ja nicht gerade kleinen Markt für gebrauchte Spiele. Im allgemeinen Verständnis ist es eine einfache Sache. Mir gehört etwas, also darf ich es auch verkaufen, wenn mir danach ist. Die Publisher sehen das anders, aber von einigen semi-tollwütigen Ausrutschern gehen die meisten relativ zahm mit dem Thema um. EA möchte für seine Online-Inhalte einen Zehner Extra, die anderen überlegen noch, aber wirklich verbieten will (kann) das keiner so richtig. Nicht aber, wenn man in den USA lebt. Dort könnte ein Urteil aus dem September 2010 in Zukunft weitere Kreise ziehen.

Der Anwendungs-Hersteller Autodesk (AutoCAD-Software) klagte erfolgreich gegen den Verkauf von gebrauchten AutoCAD-Anwendungen. Ob das Urteil irgendwann mal auf preiswertere Software wie Spiele übertragen wird, bleibt dort spannend. In Deutschland und auch der EU können wir uns das zum Glück als Zuschauer ohne direkte Gefährdung erstmal von weitem angucken. Weil hier ist meins immer noch meins. Mehr oder weniger.

Eine inzwischen bestätigte Enttäuschung nahm im September auch erste prüfbare Züge an, denn gegen Ende des Monats erschien die Demo zu Gothic 4 oder vielmehr Arcania. Das Beste, was nach dem späteren Release gesagt wurde, war, dass man das Ganze nicht als Gothic betrachten darf, dann wäre es gar nicht so schlimm. Außer man spielt es auf der 360. Ob JoWooD mit einem solch eher lauen Produkt die gewaltigen Verluste aus dem ersten Halbjahr 2010 irgendwie abdecken konnte, ist derzeit noch nicht ganz sicher. Immerhin grob 17 Millionen stand man in der Kreide, etwa drei Millionen Euro Einnahmen zum Trotz.

Der ehemals hippe Kunststudent der Branche, Ubisoft, hat nun endgültig mit dem ehemaligen Image abgeschlossen und gibt unumwunden zu, dass seiner Ansicht nach mit der Nische nichts mehr zu holen ist. Nur noch AAA-Titel haben auf Konsolen eine Chance, ihre gewaltigen Entwicklungskosten wieder einzufahren, so zumindest Alain Corre, Ubisofts Executive Director. Seit Anfang 2009 sieht er eigentlich keine Chance mehr für kleine Titel, was mich ein wenig erstaunt, da das Beste, was ich auf der gamescom von Ubisoft sah, ein eben solch kleiner Titel war: From Dust erscheint als Downloader und machte einen tollen Eindruck. Erwartet Ubisoft keine Gewinne davon? Mixed Signals here.