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ilomilo

Oben ist relativ

ilomilo ist zugegebenermaßen keines dieser Spiele, die einem beiläufig oder eher zufällig – als Nebeneffekt ihrer Indie-anischen Naivität – ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Das Spiel legt es ziemlich offensichtlich darauf an, euch mit verträumten Klängen samt pointiert gesetzter, schiefer Töne, seiner bunten Patchwork-Grafik und einer bittersüßen Geschichte den Bauch zu streicheln. Die unabdingliche Liebenswürdigkeit des ansehnlich präsentierten Knoblers der Schweden von Southend könnte einigen etwas zu kalkuliert vorkommen. Ich gehöre allerdings nicht in diese Kategorie. Im Gegenteil.

Ich bin im Alter richtig weich geworden und bleibe schon in ilomilos Hauptmenü hängen, weil jede der Rauf- und Runter-Bewegungen des Auswahl-Cursors einen himmlischen Ton einer Folge gezupfter Gitarrenklänge erzeugt und auf diese Weise ein schönes Solo über das zuckersüße Titelthema improvisiert. Eine nette, stilistisch wunderbar umgesetzt Idee, die nur unterstreicht, wie sehr Southend den Titel rundum auf Hochglanz poliert hat. Diese Leute wussten, was sie wollten – und was sie dafür tun mussten.

Dabei ist die Grafik der verträumten Knobelwelt wunderbar scharf, flüssig und verfügt obendrein über genug grotesken Charakter, um auch Erwachsene anzusprechen. Allein der Freudentanz, den ilo und milo synchron zu einem beinahe Nintendo-esken Siegesjingle aufführen, wenn man sie am Ende einer Stage erfolgreich wieder zusammenführt, ist Belohnung und Seelenbalsam zugleich. Look, Feel und Umsetzung des Konzepts versprühen maximale Professionalität, die dem herzerweichenden Gesamtbild beinahe schon diametral entgegensteht. Doch was ist eigentlich das Konzept?

Die Grundidee des Titels lässt sich eigentlich recht einfach zusammenfassen: Ihr navigiert ilo und milo über Gebilde aus schwebenden Würfeln, bis sie sich irgendwo treffen. Das Problem ist, dass die Welt nicht nach gängigen Regeln der Schwerkraft funktioniert. Wo für milo oben ist, kann für ilo rechts, links oder unten sein. Wandert ilo über die Innenseite einer hufeisenförmigen Struktur, kann sich milo unter Umständen auf deren Außenseite befinden. Nur wo eine rote Schwelle zwei im 90-Grad-Winkel aufeinandertreffende Würfel verbindet, lässt sich eine Wand hoch- oder eine Kante herunterlaufen. Springen oder Klettern gehören nicht in das Repertoire der mit Stummelärmchen und –beinen versehenen, verkappten Teebeutel.

ilomilo - Trailer

Allerdings gibt es einige Werkzeuge, die ilo und milo benutzen können, natürlich ebenfalls in Form von Würfeln. Ein einzelner Quader etwa füllt ein Loch im Boden vor euch, durch einen weiteren fallt ihr hindurch, um auf seiner Unterseite wieder herauszukommen. Ein anderer dreht sich unentwegt um 45 Grad oder rollt, wenn ihr ihn längs vor euch auf den Boden legt, ungeachtet der Gravitation einmal um den gesamten Level herum.

Mein Favorit ist aber der, der sich bis zu drei Felder in die Höhe oder Länge erstreckt, wenn man ihn einmal abgelegt hat. Dabei entblößt er eine dicke Nase, einen Pullunder mit Karo-Muster und eine Frisur, bei der Rüberkämmen keine Option mehr ist – als hätte jemand einen beliebigen Onkel seiner Kindheit aus einer alten Plaid-Decke und anderen Stoffresten nähen wollen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Ilomilo

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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