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Mario Sports Mix

Hockey hui, Volleyball... naja...

Man sollte es eigentlich gar nicht meinen... natürlich fühlen sich Marios Sportspiele schon manchmal ein wenig nach Fan-Melkerei an, aber sind wir mal ehrlich: Die Dinger sind meistens einfach richtig gut. Die beiden Mario-Strikers-Spiele bieten eine herrliche Chaos-Kickerei, Marios Golf-Künste werden schon seit NES-Tagen geschätzt, Nintendos Tennis-Eskapaden müssen sich trotz Superschlägen und Comicgrafik nicht vor der realistischen Konkurrenz verstecken und das in Europa ziemlich untergegangene Mario Baseball auf dem GameCube unterhielt mit flottem Gameplay und einem gewaltigen Spieler-Roster.

In genau diese Kerbe soll auch Mario Sports Mix schlagen: Nintendo und Entwickler Square Enix (die ja bereits mit Mario Slam Basketball auf dem DS entsprechende Erfahrungen sammeln konnten) haben hier ein buntes, kurzweiliges Sportpaket geschnürt, bei dem offenbar Marios Allrounder-Motto gilt: Genau wie der blau-belatzhoste Klempner macht auch das Spiel alles recht gut, kann aber in keiner Disziplin so wirklich glänzen. Und das müssen wir ein wenig der Fantasielosigkeit und der offenbar mangelnden Risikofreude der Entwickler ankreiden.

Hier wird eben exakt das geboten, was der man als Mario-Sport-Kenner so erwartet. Mario, Luigi, Bowser, die Prinzessinnen und all die anderen üblichen Gestalten des Mario-Kosmos geben sich auf knallbunten Sportplätzen die Klinke in die Hand und während der Matches sorgen Extras und so manche tückische Stage für Abwechslung. Wie der Name bereits sagt, beschränkt sich Mario Sports Mix nicht auf eine Disziplin, sondern läuft gleich mit vier verschiedenen Sportarten auf: Ihr tretet im Hockey, Basketball, Volleyball und Völkerball im Idealfall gegeneinander an.

Mario und Co. lassen am Strand die Bälle hüpfen, die Flut schwemmt Items an.

Zur Hochform laufen Mario und Co. dabei im Hockey auf. Egal ob auf dem Eis oder auf Rollerblades, die Action ist schnell, die Steuerung reagiert prima und Rüttel-Kommandos werden hier auf ein angenehmes Maß reduziert. Das genaue Gegenteil dazu stellt leider Volleyball dar: Das fühlt sich nicht sonderlich dynamisch an, besteht praktisch nur aus Wiimote-Gewackel und kann nicht sonderlich lange unterhalten: Im Vergleich zu SEGAs wunderbarer Arcade-Umsetzung Beach Spikers (GameCube) zieht Mario in jeder Beziehung den Kürzeren.

Im Mittelfeld platzieren sich Völkerball und Basketball. Letzteres basiert augenscheinlich auf dem bereits erwähnten Squenix'schen DS-Titel und fühlt sich recht gut an, insbesondere Wiimote-Dunks hinterlassen ein angenehm befriedigendes Gefühl. Und dass Völkerball Krieg ist, wissen wir spätestens seit Heinz Strunks großem Jugendroman Fleckenteufel, doch scheinbar hat jemand den Entwicklern diese Information vorenthalten: Durch das eher gemächliche Spieltempo und die zweifelhafte Regel, dass jede Figur eine Energieleiste hat und nicht beim ersten Treffer fliegt, nimmt dem Sport einen guten Teil seiner Dynamik, unterhaltsam ist es aber dank Extras und Arena-Effekten doch.

Abgerundet wird das Angebot mit dem Party-Modus: Hier spielt ihr ein paar flotte Mini-Spielchen: Mal füttert ihr eine Piranha-Pflanze mit Obst oder ihr bekommt es mit explosiven Bob-ombs zu tun. Der Fairness halber sei auch erwähnt, dass man auch nur mit Wiimote antreten kann, allerdings sorgt der Analog-Stick des Nunchuk schon für eine weit feinfühligere und exaktere Steuerung. Statt Wiimote-Only-Kontrolle hätten wir uns da eher über Unterstützung des Classic Controllers gefreut.

Solisten werden hier erst einmal wenig zu lachen haben, müssen sie sich doch erst durch den ausgesprochen öden Pilz-Club langweilen, ehe der KI-Gegner zumindest einen Hauch von Initiative zeigt. Ein wenig wird das durch eure ebenfalls ziemlich hohlen KI-Kollegen ausgeglichen – ein Glück, dass ihr per C-Knopf direkt in deren Haut, Fell oder Panzer schlüpfen dürft.

Hockey, egal ob auf dem Eis oder mit Rollerblades, macht den größten Spaß. Trickst den Shyguy-Torwart aus und haut den Münzen-Puck ins Tor.

Seid ihr schließlich im Blumen-Cup angekommen, wird die Sache endlich etwas spannender: Die Extras spielen nun eine größere Rolle und die Gegner geben mehr Gas... trotzdem muss deutlich gesagt werden: Wer bereits jetzt weiß, dass er keine menschlichen Mitspieler finden wird, der lässt Mario Sport Mix besser im Regal stehen, daran ändert auch der Online-Modus nicht viel.

Die Präsentation ist sauber, schnörkellos, bunt und eben auch ziemlich routiniert – ich seid permanent in den typischen Mario-Settings unterwegs. Hier ein Strand, dort ein Dschungel, hier mal eine farbenfrohe Fabrik – was man eben aus den zahlreichen anderen Mario-Sporttiteln auch so kennt. Genauso routiniert setzt sich die Spieler-Auswahl zusammen – wir hätten auch ein paar der ungewöhnlicheren Figuren aus dem Mario-Universum genommen. Wo ist Birdo? Wie wärs mit einem Boo? Oder zumindest dem knuffigen Koopa? Fleißige Freispieler erweitern das Feld noch um ein paar Square-Enix-Figuren wie den Cactuar, einen Moogle oder den berühmten Slime aus Dragon Quest: Die Extra-Spieler müsst ihr aber für jede Disziplin separat freischalten.

An die Qualitäten eines Mario Tennis oder des ersten Mario Strikers kann dieser fruchtig-nussige Sportmix aber leider nicht wirklich anschließen... zwar ist gerade das dynamische Hockey immer wieder für eine Runde gut, aber insbesondere Volleyball und Völkerball hätte ein wenig mehr Feinarbeit beileibe nicht geschadet. Trotz Freispiel-Optionen kann zudem der Solo-Modus nicht allzu lange vor die Konsole fesseln. dafür müsste die KI schon einiges mehr drauf haben. Aber dafür ist Mario Sports Mix einer dieser Titel, die man immer wieder aus dem Schrank holt, wenn die Bude voller potentieller Mitspieler ist. Die Regeln und die Steuerung sind schnell kapiert und verinnerlicht und für eine flotte Runde wandert der Sports Mix immer mal wieder gerne im Laufwerk.

Dabei ist es gut, dass hier gleich vier Sportarten gemeinsam auf eine DVD gepackt wurden, alleine würde den Disziplinen relativ schnell die Puste ausgehen. Trotzdem sollte man natürlich die Frage stellen, ob es nicht besser gewesen wäre, sich auf eine Disziplin zu konzentrieren – besonders Hockey hätte da richtig Potential gehabt. Unterm Strich kann Mario Sports Mix schon unterhalten, Hockey und Basketball ergeben in voller Runde locker ein abendfüllendes Vergnügen, dennoch darf es bei Marios nächstem Sport-Ausflug ruhig wieder ein wenig origineller und frischer zugehen – für meinen Geschmack ist diese Sammlung einen Hauch zu routiniert ausgefallen.

Mario Sports Mix ist ab sofort für Wii im Handel erhältlich.

7 / 10

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In diesem artikel

Mario Sports Mix

Nintendo Wii

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Thomas Nickel Avatar

Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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