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Monster Jam: Pfad der Zerstörung

Was für ein Monster

Monster Jam: Pfad der Zerstörung kostet kleines Geld. 35 Euro. Mit einem Beißring, der zwar keinem Lenkrad ähnelt, dafür aber das Pad der PS3 schwerer handzuhaben lässt. Die Wii-Besitzer kennen das Konzept ja und bei ihrer Version findet sich auch so ein Teil. 35 Euro mit Hardware-Gimmick, das ist doch nur fair. Oder? Nun, ich warf mal einen Blick in die Liste der Rennspiele, die beispielsweise bei Amazon neu verkauft werden und die weit besser sind als Monster Jam. Kurz zusammengefasst: Alle. Ich breche jetzt eher ungern Lanzen für Spiele wie World Championship Offroad oder World of Outlaws: Sprint Cars, aber sie sind so viel besser als das hier. Blur, ein fantastischer Action-Racer, kostet unter 20 Euro, Pure oder zwei MotorStorms gibt es für das Geld, wenn man unbedingt im Dreck spielen möchte. Angesichts dessen sind 35 Euro plötzlich eine Menge Geld.

Wenn es jetzt aber wirklich und unbedingt Monster-Trucks mit Originallizenzen der United States Hot Rod Association – whatever, dude... – sein muss, na von mir aus. Wie schlimm kann es werden? Lasst mich auch diese Frage kurz und einfach zusammenfassend beantworten: Sehr. Sehr, sehr schlimm. Was wir hier haben, ist ein Produkt, das in Deutschland oder Europa eigentlich keinen Markt hat. Die einzige Daseinsberechtigung für Monster Jam ist als Auslage bei den entsprechenden, in den USA extrem beliebten Live-Events. Im Anschluss dieser quengeln die Kinder die Eltern an, dass sie unbedingt das Game noch für Zuhause mitnehmen möchten. Dafür wurde das hier gemacht und im Spiel zeigt es sich an jeder Ecke.

Wo starten wir denn... mal sehen... sind es die teilweise nach Alpha-Version riechenden Grafiken? Oder doch lieber die mehr als nur ein wenig eigenwillige Steuerung? So viel Auswahl. Auf einer USA-Karte wird ein Event-Ort gewählt und dort eine Disziplin wie Freestyle-Stunts, Show-Stunts oder Rennen. Die Rennen selbst sind das Beste, was ihr hier bekommt. Die KI verhält sich zwar dämlich bis furchtbar, schwankt wankelmütig beim Schwierigkeitsgrad im Wind von kinderleicht bis unfair, aber im Großen und Ganzen kann man die Rennen mit nur dem nötigen Minimum an Schmerzen über sich ergehen lassen.

Wenn er jetzt umkippt, dann spielt ihr noch in den ersten Stunden. Kommt er wieder auf die großen Füße zurück, dann spielt ihr das schon viel zu lange.

Nur muss man da erstmal hinkommen. Auf dem Kalender stehen die Stunts voran und das bedeutet, dass ihr mit der Steuerung in die Vollen gehen müsst, und zwar von Null auf 110 in 30 Sekunden. So lange dauert eines der allerersten Events und man soll Stunts mit dem „berühmten" Grave-Digger-Bigfoot veranstalten. Wie diese funktionieren, verrät euch keiner. Welche es genau zu bewältigen gilt, auch nicht so wirklich.

Dass ihr die Vorder- und Hinterachse mit beiden Sticks getrennt voneinander lenkt, macht es nicht leichter, hier hineinzufinden. Die ersten Stunden landet ihr häufiger auf der Seite als bei einem Vollrausch an einem Berghang. Aus reinem Testerehrgeiz habe ich mich in dieses Machwerk verbissen und nach einer ganzen Weile kam ich langsam dahinter, dass diese Events zum einen wirklich schwierig sind – und ich nicht nur zu doof war, wie erst angenommen – und zum anderen, dass auch nach dem Meistern der Steuerung kein Spaß aufkommt. Zu hakelig und unberechenbar springen die Trucks ab, scheinen vom Gewicht her aus Pappmaschee zu bestehen und geben Geräusche von sich, die man durchaus mit Badewannen-Flatulenzen vergleichen kann.

Ich habe noch keinen „Fun"-Racer erlebt, der einem das Leben so schwer macht und trotzdem als Simulation keine Chance hat. Realismus reduziert sich hier auf die Decals. Dass die Riesengefährte sich mit verblüffender Willigkeit auf die Seite legen und sich aus dieser Lage auch nur mit einem Druck auf die Select-Taste wieder befreien können, entspricht nicht dem Sinn der (Tat)Sache.

Bewundert die Detailfreude der Hindernisse.

Man kann dieses räudige Fahrverhalten meistern, aber Spaß macht es selbst dann nur sehr bedingt. Die Zahl der möglichen Stunts ist am Ende auch nicht zu gewaltig. Zwei Dutzend oder so lassen sich ohne Fingerbrüche ausführen, ein paar weitere mit und es gibt halt nur eine bestimmte Zahl an Variationen, wie ein Fünf-Tonnen-Truck in die Luft befördert werden kann.

An Umfang war bei einem Low-Budget-Titel nicht viel zu erwarten und Monster Jam belehrt einem auch nicht eines Besseren. Ein paar Events mit jeweils einem knappen Dutzend Rennen und Stunt-Shows, die man nach der Eingewöhnungsphase genauso zügig wie lustlos arbeitet, während man am Rande wahrnimmt, dass automatisch neue Trucks und bedeutungslose Upgrades freigeschaltet werden. Zu diesem Zeitpunkt ignoriert man auch schon längst, dass die zu überrollenden Autos seltsam nach Platzhalter-Modellen aus dem Alpha-Stadium der Entwicklung aussehen und dass Clipping und Detailarbeit die besten Freunde dieses offenbar schwer unterfinanzierten Projektes waren.

Einen Multiplayermodus gibt es natürlich, aber nur offline. Zu zweit könnt ihr euch im Splitscreen kurz über die sowohl auf der PS3 mit Sixaxis als auch auf der Wii mit Fernbedienung beinahe unspielbare Steuerung ärgern, bevor ihr schnell auf die deutlich bessere mit den Sticks beziehungsweise dem Nunchuck zurückgreift. Deutlich besser ist ausdrücklich als sehr relativer Begriff zu verstehen.

Angeblich ist Monster Jam: Pfad der Zerstörung das bisher beste Spiel dieser obskuren Serie. Ich schätze mich daher sehr glücklich, erst mit diesem „Highlight" eingestiegen zu sein. Die Spieltiefe reduziert sich auf eine schwer zu handhabende und dann erstaunlich unrealistische und unergiebige Steuerung. Ist diese gemeistert, bleibt nichts außer trüben, sich immer wiederholenden Events in hässlicher Umgebung, entweder gegen eine debile KI oder als verlorener Einzelkämpfer auf der Suche nach dem richtigen Stunt. Es gibt schlimmere Rennspiele als dieses, aber von 95 Prozent davon habt ihr noch nie gehört und sie liegen zu Recht auf den Grabbeltischen der Medien-Märkte dieser Welt. Ein Schicksal, das Monster Jam bald mit ihnen teilen wird.

Monster Jam: Pfad der Zerstörung ist ab sofort auf PS3, Wii und DS erhältlich. Auf der PS3 und der Wii liegt eine Art Mini-Lenkrad dabei, in das der Controller geschnallt wird. Auf der Wii benutzt man dieses Lenkrad, um damit Mario Kart zu spielen, auf der PS3 wirft man damit auf böse Menschen. Mit Monster Jam sollte diese Peripherie jedoch eher nicht kombiniert werden.

3 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Monster Jam: Pfad der Zerstörung

PS3, Xbox 360, Nintendo Wii, PSP, Nintendo DS

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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