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Portal 2

Die Ausnahme einiger universeller Regeln

Keineswegs als Anhängsel darf dabei der Koop-Modus gesehen werden. Ganz im Gegenteil. Seine ebenfalls sechs bis zehn Stunden – wiederum, ganz von euch und der Größe eurer kombinierten Gehirne abhängig – führen durch Räume, die dem Einzelspieler-Modus mindestens ebenbürtig sind. Vielleicht sogar überbieten, schließlich drehen sich die Lösungen später fast grundsätzlich um den geschickten Umgang mit nicht zwei, sondern vier Portalen, was zu ziemlich komplexen Aufbauten führt. Damit die Koordination auch ohne Headset beim Online-Spiel möglich wird, kann auf Tastendruck ein Ziel markiert werden, um den Mitspieler darauf hinzuweisen.

Ob er dann versteht, was ihr von ihm wollt, werdet ihr schon merken. Ein wenig Haareraufen nicht ausgeschlossen, aber dafür kann das Spiel nichts. Alles, was ich bereits über den Aufbau der Einzelspieler-Abschnitte sagte, gilt ohne Einschränkungen auch für den Koop. Die Kampagne schließt übrigens direkt an die Geschichte des Einzelspielers an, sodass sie eine wunderbare Verlängerungsrunde darstellt, deren Qualitäten gegenüber dem Solo-Part wirklich nicht abfallen. Höchstens insoweit, dass der Story ein wenig die Tragweite abgeht, aber das kann man an diesem Punkt wirklich leicht verschmerzen. Vor allem, weil sich das Ganze auch an einem TV im Splitscreen mit einem Kumpel direkt genießen lässt. Ob ihr horizontal geht oder vertikal bleibt, sei eurem Geschmack überlassen. Ich urteile nicht, solange jeder einverstanden ist.

Es wird Zeit, endlich über die negativen Aspekte des Spiels zu reden. Ich weiß, ich habe gesagt, dass dies das perfekte Spiel ohne jeden negativen Einfluss sei und dabei bleibe ich auch. Ob das jedoch auch für euch gilt, müsst ihr, nachdem ihr das hier gelesen habt, selbst abwägen. Erstens ist der neue Song von Jonathan Coulton deutlich schwächer als das inzwischen zur Nerd-Hymne aufgestiegene „Still Alive". Da es aber sowieso unmöglich sein dürfte, das zu überbieten, war es eine absehbare Niederlage für den Geek-Barden. Das zweite Problem betrifft die Ladezeiten zwischen den Abschnitten. Sie halten sich absolut in Grenzen, tauchen nur in recht großen Abständen auf und diese zehn Sekunden zu warten, bietet eine gute Gelegenheit, mal die Finger zu strecken und das Gehirn für ein paar Zyklen in Leerlauf zu schalten. Jedoch sind sie halt ein kleiner Bruch in der sonst nahtlosen Umsetzung der Welt, die eigentlich ohne Sprünge auskommt. So aber geht es halt gelegentlich in den nächsten Fahrstuhl und erst nach einer kurzen Pause weiter. Zumindest wird diese künstlerisch wertvoll genutzt. Für keine dieser Nörgeleien kann ich ernsthaft Punkte abziehen. Ihr schon, wenn ihr das möchtet. Ihr Monster.

Auf dem PC kann es sogar sein, dass gestreamt wird, aber da zum Zeitpunkt, an dem ich das schreibe, noch alle wie die Irren Indie-Games zocken, kann ich das noch nicht überprüfen. Bald jedoch wird das auch für mich als Nutzer der PS3-Version möglich sein und das nicht, weil ich extra einen PC-Code bekommen hätte. Den kriegt man nämlich gleich dazu. Das ist richtig. Steam wird nun Multi-Plattform. Mit all den Vorteilen und auch ein paar Nachteilen. Beide Versionen spielen zu können, ohne extra zu zahlen, fällt natürlich in die erste Kategorie, noch dazu, da die Cloud sich alles merkt und ihr so auf dem PC dort weitermachen könnt, wo ihr auf der PS3 aufgehört habt und umgekehrt. Kann für Laptop-Wanderer mit heimatlichen Konsolengelüsten durchaus Sinn machen.

Portal 2 - Gameplay-Video (Spoiler)

Der Nachteil besteht in einer zweiten Anmeldung – die auf der Konsole sowohl als Neu-Nutzer wie auch mit einem bestehenden Steam-Account tadellos verlief (hoffen wir, dass das so bleibt, sobald Millionen weiterer Nutzer mitmachen möchten) –, einer zweiten Freundesliste und einer zweiten Achievement-Liste. Die PSN-Freunde und Trophäen bleiben außen vor, auch auf der Konsole macht Steam sein eigenes Ding. Solo-Spieler müssen sich übrigens keine Gedanken machen. Auf der PS3 ist keine Online-Verbindung nötig, solange ihr nicht online spielen wollt. Eine Aktivierung oder ähnliche Missetaten wurde mit Steam nicht eingeführt. Insgesamt kann ich eigentlich nicht viel Schlechtes über Steam auf der Konsole sagen. Ob es einen dauerhaften Mehrwert bietet, wird sich mit der Zeit und den weiteren Spielen entscheiden. Mal gucken, was Valve damit noch vorhat und wie weit Sony mitzieht. Die PC- und PS3-Spieler dürfen online übrigens dank der gemeinsamen Plattform zusammenspielen, die 360-User müssen leider unter sich bleiben. Sonst gibt es bei der 360 nichts zu vermelden. Läuft über Live, keine Besonderheiten.

Das ist vielleicht das Einzige, was an Portal 2 nicht besonders ist. Ich habe so ein Spiel noch nicht gesehen und hätte nicht erwartet, es jemals zu tun. Schon allein deshalb, weil ich zwar von Portal durchaus angetan war, aber es jetzt nicht unbedingt wie viele andere jubelnd auf den Schultern durch die Stadt trug. Portal 2 bietet eine solche Verbindung aller Aspekte eines Spiels, von denen keiner sich auch nur eine einzige Blöße gibt, mit so viel Humor, Esprit, Brillanz und Talent umgesetzt, verbunden zu einem in sich schlüssigen, einmaligen, stimmigen Ganzen... Es ist eine Zäsur in der Spielegeschichte. Es gibt ab jetzt vor und nach Portal 2.

Ich würde das Spiel jetzt nicht über alle anderen Lieblinge von mir stellen, jeder hat seine eigenen Qualitäten, aber keines dieser anderen Games kann sich als fehlerfrei bezeichnen. Technisch, künstlerisch und an allererster Stelle natürlich spielerisch darf Portal 2 genau das tun. Jeder Schritt hier ist einer, den man glücklich ist, getan zu haben. Jeder Level, sei es im Solo- oder Koop-Modus, so vollkommen entworfen, so bis in die letzte Bewegung und Aktion des Spielers durchdacht, dass man immer wieder davor sitzt und sprachlos die schiere Schönheit dieser Makellosigkeit bewundert. Oder sich angesichts der Leistungen der brillanten Schreiber scheckig lacht.

Von der ersten bis zur letzten Minute schafft das Spiel eine ganz eigene Atmosphäre und ein ihm allein gehörendes, fantastisch abgerundetes Spielgefühl, dass man angesichts dessen Dankbarkeit empfindet, das Hobby der Videospiele für sich gewählt zu haben.

Danke, Valve.

Portal 2 ist ab sofort für PS3, Xbox 360 und PC erhältlich. Special Editions gibt es leider nicht. Schade. Ich wollte eine mit einem Companion Cube. Man kann nie genug Freunde haben.

10 / 10

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In diesem artikel

Portal 2

PS3, Xbox 360, PC

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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