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No More Heroes: Heroes' Paradise

Cool ist alles, was du kannst? Not enough, baby!

Ich habe häufig gelesen, dass No More Heroes eine clevere Anspielung, Parodie, Hommage und all die anderen Wörter sei, die man einsetzen kann, wenn jemand bekannte Versatzstücke kombiniert und zitiert, um den Geschmack einer Zielgruppe entgegenzukommen und ihr zu zeigen, dass man auch aus dieser Richtung kommt. In diesem Falle einer eher unspezifischen Gruppe von Nerds, die ihre geheimen, feuchten Träume kennen, alte Videospiele schätzen und 8-Bit Pixel für die digitalisierte Verkörperung von cool halten.

Eigentlich muss mir No More Heroes gefallen. Eigentlich muss ich es lieben. Eigentlich.

Als Spiel will ich es mal gar nicht zu schlecht machen. Der Wii-Früh-Independent-Hit, der eigentlich gar nicht so independent war, sondern sich nur einfach nicht doll verkaufte, stellt ein gekonntes Beat'em Up dar, dass sich einfach eine mal etwas andere Jacke überzog. Ihr arbeitet euch durch ein paar hirntote Henchmen, bevor ihr einen von zehn Bossen killt, um dann Numero Uno in der Killerwelt zu werden. Es gab schon dämlichere Plots, die meisten davon in Hong-Kong-Flicks der 80er und 90er, und ich habe genug davon gesehen.

Mein Problem mit No More Heroes ist einfach, dass es zu sehr versucht, zu gefallen. Wenn ich nicht genug über den Mann hinter dem Spiel in Erfahrung gebracht hätte und zumindest ahnen würde, dass er genau aus der Ecke kommt und es deshalb wohl parodierte Hommage oder eine hommierte Parodie sein muss. Ich würde sagen, dass man es hier lediglich mit einem besseren Versuch einer solchen zu tun hat, als es der Matt-Hazzard-Müll war. Das hier kennt zwar kein „Dezent" in der Ausführung, aber doch eine gewisse Zurückhaltung in der Wahl der Mittel.

Man wird nicht ständig von Riesenpixeln überrannt und der Klo-Humor, der die Nintendo-Vergangenheit in den Dreck zieht, bleibt einem erspart. Dafür ist Suda zu stilsicher in dem, was er tut. Aber reicht der Einsatz der Mittel mit Stil oder braucht es doch einen kontextuellen Zusammenhang? Dieser fehlt hier irgendwo zwischen den Finishern und den 8-Bit-Piepsern. Alles wabert in atemberaubenden Tempo vor sich hin, ich nehme es auf und sortiere es ein, ich schmunzele hier und da ob der gelungenen Gags, runzle die Stirn im Angesicht der Wiederholung und warte auf die Auflösung all dessen. Aber ich gehe damit wohl einen komplett falschen Weg.

Es gibt kein „Warum?" in No More Heroes. Es ist einfach. Das muss genügen.

Aber dafür allein kann ich es nicht lieben. Pulp Fiction oder Kill Bill oder Scott Pilgrim machen nicht so vieles anders, aber zum einen sind sie nach zwei oder drei Stunden durch und zum anderen haben sie alle etwas, was einem No More Heroes fehlt, was zum Beispiel auch einem Devil May Cry fehlt. Noch einmal, bevor die Fanboys jetzt endgültig die Barrikaden stürmen: Ich mag Devil May Cry und auch den vierten Teil, ich habe es wahnsinnig gerne sogar zweimal in Folge gespielt, aber auch im zweiten Durchgang vermisste ich den Moment, in dem das Spiel auch mal über sich selbst lachen kann.

No More Heroes ist hier noch schlimmer. Es ist wie dieser eine Typ, den ich mal kannte, der zwar so tat, als würde er sich selbst auch mit ein klein wenig Ironie betrachten, aber bei dem man genau merkte, dass er tief in seinem Inneren bis in die letzte Faser überzeugt war, der coolste Typ auf dem Planeten zu sein. Drückt dem noch ein Lichtschwert in die Hand und ihr habt Travis, diesen vorgeblichen Zerrspiegel der Wunschwelt eines Nerds. Es ist keine Position, in der ich mich verortet sehen möchte, nur weil ein Japaner scheinbar den Begriff des Selbsthumors erst nachschlagen muss.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

No More Heroes: Heroes Paradise

PS3, Xbox 360

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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