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Renegade Ops

Spaß wie zu 3,5"-Zeiten

Renegade Ops gelingt das Kunststück, seinen Gast noch vor dem Titelbildschirm in die optimale Geisteshaltung für das bevorstehende Dauerfeuer zu versetzen. Schon die blinkende 3,5-Zoll-Diskette (und ja, der Link dürfte mittlerweile notwendig sein), die dem Spieler eigentlich nur signalisieren soll, "wenn ihr dieses Icon seht, besser nicht abschalten", verrät nämlich, woher der Wind weht.

Amiga-Veteranen wie mich hat das Spiel so bereits auf seiner Seite, bevor sie überhaupt einen Schuss abgegeben haben. Von vorne bis hinten versprüht der von Avalanche (Just Cause) für SEGA angefertigte Titel den Charme von Klassikern wie Firepower oder EAs Desert Strike, ohne dabei den Spieler von heute aus den Augen zu verlieren.

Die neun langen Missionen bestreitet ihr mit einem von vier unterschiedlichen Gefährten mit je einer individuellen Spezialfähigkeit: Schutzpanzer, EMP, Airstrike oder Giganto-Geschütz bescheren eurer Spielweise jeweils eine nicht weltbewegende, aber dezent andere Note. Auf den frei befahrbaren Karten stellt ihr euch stets einer Übermacht an Buggys, Panzern und Raketenabschussrampen, evakuiert ab und an einen Zivilisten oder sabotiert feindliche Anlagen.

Die Hauptrolle in den detaillierten und abwechslungsreichen Missionen spielt dabei immer das Bord-MG eures vierrädrigen Untersatzes, den ihr hier und da auch gegen einen Kampfhubschrauber mit identischer Bestückung eintauscht. In bester Twin-Stick-Shooter-Tradition lenkt ihr Fahrt- und Schussrichtung unabhängig voneinander, wobei Avalanche über die ansprechende Gefährtphysik der kämpferischen Miniaturen und ein sattes Treffer-Feedback ein ganz exzellentes Look and Feel erzeugt. Sehr flüssig rauscht eure fahrende Verheerung durch detaillierte Dörfer in Dritte-Welt-Provinzen, kegelt ansehnlich mehr der windschiefen Zivil-Behausungen um als die Schergen des Bösewichtes Inferno und schämen sich dabei nicht einmal, sich auch noch gut dabei anzufühlen.

Technisch und in Sachen Basics ist der Titel 1A mit Sternchen, schön, dass die Designer den entstehenden Spielfluss noch zusätzlich noch mit einem gelungenen Punkte-System untermauern, das kooperative Partien mit bis zu drei Freunden auch einen netten, begleitenden Wettbewerbscharakter verleiht. Lange ununterbrochene Perioden exzessiven Schaden-Austeilens werden nämlich mit Multiplikatoren entlohnt, während Gesundheits-Items und Munition für die Sekundärwaffe alternativ ebenfalls euren Highscore in die Höhe schnellen lassen, wenn ihr sie aufsammelt, obwohl ihr in beiden Kategorien voll bestückt seid. Hier wandeln selbst beste Freunde auf einem schmalen Grat zwischen Gier und Loyalität, der dem Spiel eine gewisse Würze gibt.

Dazu kommt ein Zeitlimit, das nie zu hart mit dem Spieler ins Gericht geht und erst eingeblendet wird, wenn er sich zu lange mit den jeweiligen Sekundäraufgaben befasst hat. Während ihr also auf der Jagd nach zusätzlichen Erfahrungspunkten zwecks Levelaufstiegs ein wenig zu fleißig eher periphere Aufgaben erfüllt, setzt es gegen Ende deutlich schwitzigere Finger. Ein schönes Mittelding, das irgendwo zwischen Spielerführung und -Freiheit durchaus Spannung erzeugt.

Motivierend ist vor allem auch, dass jedes Fahrzeug gegen verdiente Attributspunkte auch defensive und offensive Perks freischalten kann sowie solche, die die Spezialaktionen der Fahrzeuge aufwerten. Je nach Level könnt ihr immer nur anfangs zwei, später dann bis zu vier davon zugleich aktivieren, die dann auch deutliche Auswirkungen auf eure Spielweise haben. Spieler, die dank des entsprechenden Skills mit jedem Bildschirmleben automatisch eine Railgun, einen Raketen- beziehungsweise Flammenwerfer als Sekundärwaffe ihr eigen nennen, haben einen leichteren Start, während sich andere vielleicht für den zusätzlichen Turbo entscheiden, um bren(n)zligen Situationen zu entfliehen und so weiter.

Es ist zugegebenermaßen nicht der überraschendste aller Shooter und auch der Umstand, dass die Fahrzeuge abgesehen von ihren Spezialaktionen keine wirklichen spielerischen Unterschiede aufweisen, schmeckt ein bisschen nach verschenktem Potential. Doch auch so ist es sehr motivierend, in Renegade Ops mit jedem einzelnen der stereotypen 80er-Jahre Action-Klischees durch die fein gezeichneten Umgebungen zu rauschen. Ein attraktives Spiel, gekonnt auf das Wesentliche reduziert. Und danke noch einmal für die 3,5-Zoll-Diskette. Ich hatte beinahe vergessen, wie die Dinger aussehen.

Renegade Ops ist im PlayStation Network und auf dem Xbox Live Marktplatz für 12,99 Euro beziehungsweise 1.200 Microsoft Punkte erhältlich. Den Download für PC reicht SEGA demnächst nach.

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Renegade Ops

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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