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Resident Evil: Revelations - Test

Horror-Multitasking: Laufen UND Schießen!

Es ist schon witzig. Die Resident-Evil-Serie wurde schon mehrere Male für kreativ Bankrott erklärt, das Survival-Horror-Genre hat seine besten Tage ebenfalls schon längst hinter sich und sind wir doch mal ehrlich, welche Runkelrübe von Hinterwäldler kann denn heute in seinen Videospielen noch Zombies oder ähnlich fauliges Gezücht, egal wie ironisch präsentiert, sehen? Und doch kochen beim Thema Resident Evil wie kaum bei einer anderen Reihe immer wieder die Emotionen hoch.

Unzufriedenheit über Teil 5. Himmelhohe Begeisterung und äußerste Skepsis beim Trailer zu Resident Evil 6. Hitzige Diskussionen über den nicht löschbaren Spielstand von Resident Evil: The Mercenaries 3D. Es ist offensichtlich, dass Capcom mit Resident Evil auch fast 16 Jahre nach dem PSone-Debüt des ersten Teils immer noch den Nerv der Spieler trifft. Und schon nach wenigen Minuten mit Resident Evil: Revelations auf dem 3DS ist auch klar, warum das so ist.

Resident Evil: Revelations verbreitet selbst auf dem kleinen Handheld-Bildschirm erstklassige Atmosphäre und entpuppt sich nach kurzer Spielzeit als extrem gut durchdachter Hybrid aus den Grusel-Episoden der 32-Bit-Ära und den actionlastigeren Ausflügen der letzten Jahre. Eure Figur steuert sich mit einer entscheidenden Ausnahme - ihr könnt hier erstmals auch mit angelegter Waffe herumlaufen - wie in den Teilen 4 und 5, auch habt ihr stets einen Begleiter im Schlepptau. Spieltempo und Gruselfaktor orientieren sich eher an den Wurzeln der Serie. Meist habt ihr es mit eher wenigen Gegnern zu tun, auch weite, offene Szenarien sind die Ausnahme. Dafür erforscht ihr gerade mit Jill Valentine herrlich verzweigte Gänge, schummrige Kammern und protzige Ballsäle, für Abwechslung sorgen Abenteuer mit dem Kollegen Chris und zwei ziemlich überraschenden neuen Gesichtern.

Die Struktur des Spiels kommt der Handheld-Plattform angenehm entgegen. Durch regelmäßige Szenen- und Figurenwechsel wird das Abenteuer gekonnt unterteilt, nie wird ein Szenario zu lange ausgekostet. Trotzdem ist der Handheld-Faktor gerade bei einem Spiel mit der Immersion von Resident Evil etwas fragwürdig. Resident Evil: Revelations ist ein Spiel, das Konzentration verlangt, bei dem man am besten die Kopfhörer anschließt und es sich auf der Couch bequem macht. Im Gegensatz zu Spielen wie Super Mario 3D Land eignet sich Capcoms Horror-Abenteuer nur bedingt für schnelle Sessions an der Bushaltestelle. Aber ein Kritikpunkt ist das freilich nicht, lediglich eine Feststellung.

Der Action-Anteil wurde gerade in Jills Episoden im Vergleich zum direkten HD-Vorgänger wieder angenehm zurückgeschraubt. Munition ist wieder knapper und oft ist es die bessere Idee, den Gegnern auszuweichen und sie zu umgehen. Manch ein Monster schluckt eine ganze Menge Treffer, bis es zu Boden geht. Dabei verfolgt das Spiel einen interessanten Ansatz, um euch diese geänderte Ausrichtung näher zu bringen. Relativ früh im Spiel müsst ihr einen Teil des Schiffs komplett ohne Waffen erkunden, nur die Ausweich-Funktion hilft euch dabei. Anfangs kostet das ein paar Nerven, dafür beherrscht ihr das zunächst nicht ganz einfache Manöver nach dieser Sequenz und seid fortan nicht mehr ganz so sehr auf die oft chronisch knappe Munition angewiesen. Trotzdem hätte Capcom hier eleganter vorgehen können, anstatt euch durch Begrenzung eurer Munitions-Tragkraft noch künstliche Beschränkungen aufzuerlegen. Es irritiert schon, wenn ihr plötzlich ein Munitionspaket nicht mehr aufheben dürft und doch genau wisst, dass ihr es demnächst sicher gut gebrauchen könntet.

"Speziell die Fans, die mit dem bei Resident Evil 5 eingeschlagenen Weg nicht so wirklich glücklich waren, werden hier endlich wieder versöhnt."

Resident Evil: Revelations - Story-Trailer

Neu ist hier nicht nur die Möglichkeit, mit gezückter Waffe zu laufen, Resident Evil: Revelations ist auch der erste Teil der Reihe, der komplett eingedeutscht wurde. Komplett, also nicht nur die Texte, sondern auch die Sprachausgabe. Das ist Publisher Nintendo auch recht ordentlich gelungen. Die deutsche Synchronisation ist durchaus auf dem Niveau einer durschnittlichen TV-Produktion und leistet sich keine groben Fehler. Wer sein Resident Evil dagegen lieber auf Englisch hat, der kann sich auch freuen - im Menü stellt ihr die Sprache ganz nach eurem Geschmack ein. Neben Englisch und Deutsch sind auch noch Spanisch, Italienisch, Französisch und sogar Japanisch mit von der Partie, ihr dürft Texte und Stimmen unabhängig voneinander auswählen. Wenn das mal nicht vorbildlich ist!

Und dann ist da natürlich noch die Sache mit dem Circle Pad Pro, eine oft und meist nicht sonderlich begeistert aufgenommene Hardware-Erweiterung mit zweiter Analogscheibe, in die der 3DS eingesetzt wird. Kein Zweifel, das Ding ist hässlich wie die Nacht und sieht in Kombination mit einem blauen oder weißen 3DS noch ein wenig schlimmer aus als gemeinsam mit dem schwarzen Modell. Man merkt sofort, dass wir es hier mit einer Art Notlösung zu tun haben, einem Add-On, das so eigentlich nie geplant war. Aber: In der Praxis ist das letzten Endes völlig egal, denn das Schiebe-Pad Pro funktioniert und fühlt sich auch noch gut an!

Der 3DS liegt gemeinsam mit dem Hardware-Zusatz einfach ein wenig griffiger in der Hand, er hat mehr Masse, wird aber zum Glück nicht so schwer, dass es wieder unangenehm wäre. Die Analogscheibe überzeugt im Handling wie schon die Scheibe des 3DS selbst auf der ganzen Linie und fühlt sich einfach gut an, auch wenn man sich erst ein wenig an die ungewöhnliche Position der Knöpfe links der neuen Scheibe gewöhnen muss. Resident Evil: Revelations spielt sich mit der Zusatzhardware einfach noch ein Stück besser als ohne. Daher fällt es letztlich doch schwer, die umstrittene Zusatzhardware zu verteufeln. Nach etlichen Resi-Stunden gewinnt man das unförmige Ding doch irgendwie lieb und möchte nicht mehr darauf verzichten. Zumindest vorerst, bis irgendwann die erste Hardware-Revision ansteht.

"Munition ist wieder knapper und oft ist es die bessere Idee, den Gegnern auszuweichen und sie zu umgehen."

Mit Resident Evil: Revelations haben Capcom und Nintendo einen echten Volltreffer am Start. Ein Spiel, das man ohne zu zögern gleich als die nächste Killer-Application für den 3DS bezeichnen kann. Speziell die Fans, die mit dem bei Resident Evil 5 eingeschlagenen Weg nicht so wirklich glücklich waren, werden hier endlich wieder versöhnt. Capcom versteht es sehr gut, alte und neue Qualitäten miteinander zu verbinden und ein rundum überzeugendes Gesamtpaket zu schnüren.

Gut, das hat natürlich auch kleine Schwächen. Eure Begleiter sind oft nicht so hilfreich und stehen der einsamen Atmosphäre etwas im Weg, dafür schnappen sie euch aber auch keine wertvolle Munition weg. Die Monster könnten auch etwas interessanter sein. Die glibberigen weißen Biester sehen zwar schon einigermaßen unappetitlich aus, wirken aber doch weniger bedrohlich als die guten, alten Zombies.

Im Kontrast zum beeindruckenden Gesamtbild sind das aber Kleinigkeiten. Egal ob ihr schon langjähriger Resident-Evil-Aficionado seid oder jetzt zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Welt des Survival-Horrors macht, Resident Evil: Revelations wird euch fesseln. Es wird euch erschrecken, es wird euch beeindrucken und nicht loslassen, bis ihr den gut über zehn Stunden langen Story-Modus abgeschlossen habt. Und ist das der Fall, dann erwartet euch auch noch ein ebenso umfang- wie abwechslungsreicher Mehrspielermodus. Ohne Wenn und Aber ein Pflichtkauf für jeden 3DS-Besitzer.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Resident Evil: Revelations

PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360, Nintendo Wii U, PC, Nintendo 3DS, Nintendo Switch

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Über den Autor
Thomas Nickel Avatar

Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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