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Halo 4 - Test

Mehr von Red vs. Blue. Nur noch besser.

Einen Teil zur bereits kurz angesprochenen Herausforderung des Spiels trägt sicherlich die ausgezeichnete KI bei. Die Widersacher agieren wie gewohnt sehr gut, stürmen je nach Feindtyp auch schon mal nach vorne, ziehen sich zurück, wenn man ihre Kollegen in die ewigen Jagdgründe schickt oder versuchen, euch in die Flanke zu fallen. Insbesondere die an Hunde erinnernden Krabbler der Prometheaner sind ganz schön hartnäckige Kerlchen, während die Springer das tun, was ihr Name schon sagt. Sie teleportieren sich in einem gewissen Umkreis durch die Gegend, wenn sie zum Angriff übergehen oder nach einigen eingesteckten Treffern den Rückzug antreten. Es kann also schon mal sein, dass plötzlich einer von ihnen direkt vor oder hinter euch auftaucht. Und wenn er zufällig das Shotgun-Äquivalent der Aliens bei sich trägt, habt ihr ein großes Problem. Die Taktik der Prometheaner unterscheidet sich also teilweise deutlich von den Allianzlern. Und auch ihr selbst müsst taktischer agieren und umdenken, denn einige ihrer Drohnen können zumindest manche der Widersacher kurzerhand wiederbeleben. Das macht die Angelegenheit ein gutes Stück weit anspruchsvoller, zumal sich eben diese Drohnen kurz vor ihrem Ableben zurückziehen und wieder regenerieren wollen.

Es ist dieses sich ergänzende Zusammenspiel der verschiedenen Feindtypen, das euer Abenteuer in jedem Kampf zu einer echten Aufgabe macht. Das Spiel fordert ständige Aufmerksamkeit, damit ihr durch diese verschiedenen Verhaltensweisen und Taktiken nicht die Übersicht verliert und letzten Endes als Sieger aus den Gefechten hervorgeht. Es ist kein simples Schießbuden-Erlebnis, aber das war Halo noch nie wirklich. Man denke nur mal an die Panik, die einen angesichts des drohenden Instakills übermannt, wenn sich euch ein Elite mit gezücktem Energieschwert nähert und man schon reflexartig den Rückwärtsgang einlegt. Und nichts ärgert einen mehr, wenn man mitten in all dem Trubel einen Grunt übersieht, der mit selbstmörderischen Gedanken und zwei scharfen Plasmagranaten auf einen zu stürmt - das war schon immer so und Halo 4 setzt noch einmal nach.

Spartans never die. Aber leiden müssen sie ganz schön.

Bevor wir zum Multiplayer kommen, ist der neue Spartan-Ops-Modus mehr als nur eine Erwähnung wert. Er ist im Grunde für all diejenigen gedacht, die abseits der Kampagne neue Solo- und Koop-Abenteuer haben wollen. Mit den Spartan-Ops-Episoden soll jedenfalls die Geschichte weitererzählt werden - in welchem Umfang und wie detailliert, bleibt derzeit aber noch ein wenig abzuwarten. Fakt ist, dass Spartan Ops sechs Monate nach den Ereignissen von Halo 4 einsetzt und sich auf die Spartaner-Teams der UNSC Infinity konzentriert, die wiederum auch weiterhin mit der alles andere als friedlichen Blutsväter-Welt Requiem beschäftigt sind.

Spektakuläre Kulissen sind keine Seltenheit.

Episode 1 ist bereits live und umfasst wiederum fünf Kapitel, die man jeweils in ca. 15 bis 20 Minuten durchgespielt hat. Eingeleitet wird das Ganze von einer Filmsequenz im Stile der Cutscenes aus der Kampagne und auch die Level an sich wurden individuell und schick gestaltet. Optisch mögen sie zwar (noch?) nicht ganz so spektakulär sein wie manche Abschnitte der Hauptkampagne, aber man kann keineswegs behaupten, dass man sich hierbei keine Mühe gegeben hätte. Die Aufgabenstellungen an sich sind bislang relativ simpel - feindliche Stellungen ausschalten, Generatoren zerstören, ein Artefakt beschaffen - aber doch unterhaltsam.

Ganze 50 neue Missionen wird es scheinbar schon in den nächsten zehn Wochen geben. Insgesamt macht das - wenn man mal von jeweils 15 Minuten ausgeht - eine zusätzliche Spielzeit von rund zwölf Stunden aus. Und die erste Staffel von Spartan Ops ist wohlgemerkt für alle Spieler kostenlos, was dann auch die Spielzeit der Hauptkampagne, sofern euch diese ein Dorn im Auge ist, wieder relativiert. Es ist gewissermaßen das Sahnehäubchen auf dem ganzen Halo-4-Paket, zumal weitere Staffeln nicht ausgeschlossen sind (die dann aber vermutlich etwas kosten werden).

Red vs. Blue, stärker und schneller

Ein weiteres Herzstück des Spiels ist natürlich der Multiplayer-Modus. Und auch hier kann ich mich eigentlich nur wiederholen: Wenig Experimente, aber dafür ein in Halo 4 noch einmal verfeinertes, extrem unterhaltsames und bis ins kleinste Detail funktionierendes Gameplay, bei dem jedes noch so kleine Zahnrädchen ineinander greift. Ganz geizt es mit Neuerungen natürlich nicht. Da wäre der bereits erwähnte Mech, der sich erfreulicherweise auch im Online-Part findet, neue Waffen und zusätzlich die üblichen Rangaufstiege, Freischaltereien und Individualisierungsmöglichkeiten (Panzerung, Emblem, Geschlecht und so weiter). Spielt ihr erfolgreich, könnt ihr nun „Ordnance Drops“ anfordern und euch somit beispielsweise Waffen oder Boosts beschaffen, die man nicht über das individuell anpassbare Standardausrüstungs-Fenster erhalten kann.

Neues Spielzeug für den Master Chief.

Hinzu kommt eine breite Auswahl an spaßigen Spielmodi wie die bekannten Slayer und Infinity Slayer - quasi Team Deathmatch mit kleinen und großen Teams und Fahrzeugen -, Oddball, Capture the Flag, King of the Hill und andere. Neu ist der Flood-Modus - im Multiplayer ist sie dann doch wieder zurück -, in dem man erstmals auch selbst als Flood spielen kann. Das Ziel der menschlichen Seite besteht hier darin, mehrere Minuten lang zu überleben, während die Flood-Spieler Jagd auf einen machen und versuchen, einen nach dem anderen zu infizieren. Ein weiterer unterhaltsamer Modus, der ein eh schon umfangreiches Paket abrundet. Was die Schlachtfelder an sich betrifft, gibt es alte bekannte und Fan-Favoriten wie Ragnarok, aber natürlich auch gänzlich neue Maps, die thematisch mehr zur Welt Requiem passen. Sie allesamt sind gut gestaltet, bieten unzählige Wege, mit mal mehr und mal weniger viel Freiraum - was auch ein wenig vom Spielmodus beziehungsweise der Karte abhängt - sowie vielen Möglichkeiten, dem Gegner das Leben schwer zu machen und ihm in den Rücken zu fallen.

Es sind auch die gewohnt intensiven und gleichermaßen unterhaltsamen Kämpfe, die immer wieder aufs Neue fordern und erfreuen, wenn die Teams Rot und Blau in mal mehr, mal weniger epischen Schlachten aufeinander treffen. Ich liebe einfach diese Mischung aus Infanterie- und Fahrzeugkämpfen, wie sie etwa auch ein Battlefield bietet. Wenn einem dann die Granaten um die Ohren fliegen, nebenan der Warthog mit einem wild feuernden Spieler am Geschütz vorbeirauscht und der gegnerische Banshee währenddessen noch zum Sturzflug ansetzt, fühlt man sich als Halo-Spieler Zuhause, nur dass alles frisch renoviert wurde - wohlig, behaglich und doch keine Sekunde langweilig.

Flaggen sind nicht nur zum Klauen da.

Aufpassen sollte man dennoch ein wenig, wenn man sich wie ich hinter das Steuer eines Warthogs schwingt, mit diesem über einen kleinen Felsvorsprung springt und mal eben mitten auf einem Teamkameraden landet, der dank Friendly Fire dann am Unterboden klebt. Falls er oder sie das liest: Sorry dafür! Es sind eben unerwartete Augenblicke wie diese, für die ich den Halo-Multiplayer spiele und liebe - sei es Halo 3, Reach oder nun wieder hier. Momente, in denen ich in der Sekunde vor meinem Bildschirmtod noch eine Plasmagranate grob in Richtung des Gegners werfe und sie ihn tatsächlich trifft, an ihm haften bleibt und mir so aus dem Grab heraus noch einen Kill beschert. Wenn ich und mein Gegenüber uns gleichzeitig mit einem Nahkampfangriff ausschalten oder man einen gegnerischen Warthog nach einem Sprung mitten in der Luft mit einer Rakete erwischt, die das schnelle Fahrzeug in seine Einzelteile zerspringen lässt. Ja, in solchen Momenten weiß ich zweifelsfrei, warum ich das hier spiele, so viel Spaß damit habe und es sicher noch eine ganze Weile weiter online zocken werde.

Und sonst? Auch das Kino fehlt nicht, in dem ihr aus euren Multiplayer-Matches Clips aufzeichnet oder Screenshots anfertigt, wenn es dort wie eben erwähnt etwas Cooles oder Witziges zu sehen gibt. Leider funktioniert das nur mit dem Multiplayer, doch 343 hat bereits angedeutet, dass man möglicherweise auch die Kampagne und Spartan Ops über Updates dafür freischaltet. Auch die Schmiede, in der ihr nun noch mehr Möglichkeiten habt, eure eigenen Karten zu basteln, ist zurück. Drei Umgebungen stehen euch zur Verfügung, weiterhin lassen sich aktuelle und künftige Multiplayer-Maps euren Wünschen nach verändern. So legt ihr in bestimmten Bereichen etwa fest, wie schnell sich Spieler bewegen, wie stark die Schwerkraft ist, reiht Objekte aneinander oder hebt sie hervor. Ein toller Baukasten, wenn euch die Standard-Maps irgendwann doch zu vertraut sein sollten

Halo 4 -Trailer

Halo 4 ist etwas ganz Besonderes. Es ist nicht nur ein erstklassiger Exklusiv-Titel auf der alternden Xbox 360, sondern auch ein gutes Beispiel dafür, was immer noch in ihr steckt. Ich würde sogar sagen, Halo 4 ist definitiv einer der Gründe, weswegen ich froh bin, mir damals eine Xbox 360 gekauft zu haben. Zugegeben, ich war bislang noch ein wenig skeptisch, auch was den Entwicklerwechsel anbelangt, aber 343 Industries hat meine Bedenken mit Halo 4 aber mal so was von weggefegt, dass ich bereits jetzt einfach nur mehr will. In puncto Story erreicht die Serie hier neue Höhen und wird vom bewährten, praktisch unerreichten und ganz kurz vor absoluter Perfektion stehenden Konsolen-Shooter-Gameplay getragen, das in der Kampagne wie auch im Multiplayer nie langweilig wird und zusätzlich mit Spartan Ops noch viele Stunden mehr an Unterhaltung verspricht. Man hätte sich für 343 Industries keinen besseren Einstand wünschen können, als diesen rundheraus gelungenen Abschied von der "alten" Xbox 360. Ich ziehe meinen imaginären Hut vor dieser Leistung und verneige mich tief.

10 / 10

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In diesem artikel

Halo 4

Xbox 360

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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