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Mass Effect 3: Omega - Test

Aria- und Omega-Liebhaber kommen hier auf ihre Kosten, auch wenn nicht alles perfekt ist.

Die Situation rund um Omega kann man in etwa mit Liara in Mass Effect 2 vergleichen. Dort absolvierte man auf Illium für Liara ein paar kleinere Aufgaben, hatte aber irgendwie das Gefühl, dass da eigentlich noch was kommen müsste - was dann mit dem DLC Lair of the Shadow Broker auch der Fall war. Ähnlich verhielt es sich in Mass Effect 3: Man erledigte für Aria T'Loak - Omegas Herrscherin, die von Cerberus von ihrer Station vertrieben wurde - ein paar kleinere Jobs auf der Citadel, hatte aber auch hier den Eindruck, dass noch etwas folgen müsste: nämlich die Rückeroberung von Omega. Und genau darum dreht sich der jüngste Story-DLC für BioWares SciFi-Epos.

Omega baut dabei auch auf dem Comic Mass Effect: Invasion auf, der sich um die Geschichte dreht, wie genau Cerberus Aria von Omega vertrieben hat. Kurz gesagt: Es geht ihnen um die Kontrolle der Station, die zugleich einen strategisch wichtigen Punkt in den Terminus-Systemen darstellt und Cerberus mithilfe des Omega-4-Portals einen einfachen Zugang zum Kern der Galaxie ermöglicht, wo ihr selbst noch in Mass Effect 2 die Kollektoren besiegt habt. Auch hier ist der Vorteil offensichtlich: Dort verbirgt sich sicherlich noch die eine oder andere nützliche Technologie, die Cerberus für sich nutzen möchte, aber auch Gefahren lauern dort. Und so einfach gibt Aria die Kontrolle über ihre Station sicherlich nicht auf ...

Aria hat noch eine Rechnung mit Cerberus offen.

Zwingend gelesen haben muss man Invasion allerdings nicht, um Omega zu verstehen. Wenn ihr aber ein paar mehr Hintergrundinfos zu den Geschehnissen oder auch zu eurem Gegenspieler - Cerberus-General Oleg Petrovsky - haben wollt, lohnt sich ein Blick darauf. Letzterer ist ein überaus fähiger Kommandant, der aber wiederum auch im Comic schon einem gewissen Ehrencodex folgte, bei Weitem nicht so skrupellos und kalt agiert wie viele andere Schergen aus den Reihen von Cerberus. Es ist schön zu sehen, dass man dieses Verhalten, seine Persönlichkeit auch entsprechend im DLC adaptiert hat.

Ohne Crew, aber dennoch nicht alleine

Ähnlich wie im letzten ME2-DLC Arrival seid ihr hier ohne eure Crew unterwegs, da Aria so ihre Vorbehalte gegenüber einige eurer Begleiter hat und euch sozusagen ganz „für sich alleine“ haben will. Und wer Aria kennt, der weiß auch, dass sie sich davon nicht wirklich abbringen lassen wird. Wie dem auch sei: Gänzlich alleine seid ihr dann dennoch nicht unterwegs. Aria begleitet euch mit ihren mächtigen biotischen Fähigkeiten als Teammitglied und ebenso trefft ihr auf der Station auf die Turianerin Nyreen, die euch bei eurem Vorhaben hilft. Es ist übrigens die erste Turianerin, die man in der Reihe zu Gesicht bekommt. Bei ihrem Design hat BioWare gute Arbeit geleistet. Äußerlich erinnert sie klar an die Turianer, besitzt aber auch gewisse weibliche Züge, durch die man sie eben sofort als Frau erkennen kann.

Wer Omega in Mass Effect 2 schon toll fand, der wird auch den Omega-DLC mit Freude spielen. Größtenteils verschlägt es euch dabei in brandneue Regionen im unteren Bereich, die man zuvor noch nicht gesehen hat und die ebenso düster und dreckig sind wie der Rest der Station. Ein besonderes Lob gebührt BioWare hier für die hohen Produktionswerte des DLCs. Die Schauplätze können sich wirklich sehen lassen und insbesondere in den düsteren Minen, in denen ihr euch mit einer Taschenlampe den Weg bis zum Ziel bahnt, während ihr um euch herum das Knurren beziehungsweise diverse andere Geräusche der Adjutanten - neue Reaper-Kreaturen - hört, kommt eine leicht gruselige Stimmung auf. Der Aufbau der Level ist ebenso gelungen. Oftmals habt ihr die Möglichkeit, euren Feinden über die Seite in die Flanke zu fallen, was die Kämpfe stets interessant hält.

Ein weiterer neuer Feind zeigt sich in Form verbesserter Mechs, deren Original-Designs man ebenfalls aus Mass Effect 2 kennt. Sie können sich kurzzeitig mit einem Schild vor Beschuss schützen, verfügen über eine eigene Omni-Klinge für den Nahkampf und sind sogar für einige Sekunden nach ihrem Ableben noch gefährlich, da ein paar letzte Energieentladungen eure Schilde beziehungsweise Gesundheit schädigen können, wenn ihr zu nah an ihnen dran seid. Bei den Mechs müsst ihr daher auch im Kampf ein wenig umdenken, da sie mit ihrer Nahkampfwaffe gerne dicht an euch herankommen und das manchmal gleich zu zweit oder zu dritt.

Mass Effect 3: Omega - Zwölfminütiges Gameplay-Video

Missionstechnisch dreht sich der DLC natürlich allen voran um die Rückeroberung der Station, in Arias verstecktem Kommandoposten könnt ihr aber auch die eine oder andere Nebenaufgabe annehmen, die ihr dann während der Hauptmissionen erfüllt. Nichts großartig Besonderes, zum Beispiel die Aktivierung von Terminals oder das Aufspüren von Ersatzteilen, aber man nimmt es halt doch gerne mit, wenn man schon die Gelegenheit dazu bekommt. Was die Spielzeit anbelangt, kam ich am Ende auf Normal auf rund dreieinhalb Stunden - das variiert aber natürlich je nach Schwierigkeitsgrad und ist gleichermaßen abhängig davon, ob ihr nun in jede Ecke schaut oder überhaupt die Nebenmissionen vollendet. Etwas wirklich Neues in puncto Gameplay - wie die Verfolgungsjagd in Lair of the Shadow Broker oder der Unterwasser-Abschnitt in Leviathan - versucht man dabei nicht, hier folgt der DLC mehr dem bekannten Mass-Effect-Muster.

Eigenständig und ein guter Mix

Wie auch Leviathan bietet Omega dabei eine gesunde Mischung aus Story, Dialogen und Kämpfen. Ihr habt zwar nicht eure gewohnte Crew um euch, könnt aber dafür Gespräche mit euren temporären Begleiterinnen führen. Ihr erfahrt unter anderem etwas mehr über Aria selbst und man kann im Verlaufe des DLCs auch spüren, wie man einen gewissen Einfluss auf sie und ihre Entscheidungen ausübt - sie gewissermaßen weich werden lässt, wie sie auch selbst erwähnt. Man versteht aber auch, dass sie als Herrscherin von Omega nach außen einfach gnadenlos sein muss, um die Kontrolle zu behalten. Es ist ein interessantes Hin und Her zwischen Shepard, Aria und Nyreen, zumal die beiden Letzteren auch eine gemeinsame Vergangenheit haben.

Weiterhin gibt es die eine oder andere Entscheidung zu treffen. Zum Beispiel in einer Situation, in der ihr Aria und Nyreen aus einem Energiefeld befreien müsst, während beide von Mechs attackiert werden. Ihr habt die Möglichkeit, den zugehörigen Generator direkt zu überladen, was allerdings auch die Lebenserhaltungssysteme anderer Bereiche beeinflussen und somit Zivilisten töten würde. Oder aber ihr schreibt das System kurzerhand um, wodurch die Energie umgeleitet wird und auch die Zivilisten verschont bleiben. Interessant wird das Ganze dadurch, dass General Petrovsky währenddessen via Hologramm auf euch einredet und euch dazu bringen will, die sofortige Überlastung - mehrmals habt ihr hier die Chance zu einem Renegade-Interrupt - einzuleiten.

Die wichtigste Frage ist aber natürlich: Ist Omega etwas für euch? Letzten Endes könnt ihr diese Frage auch angesichts des Preises von 1.200 Microsoft/BioWare Punkten nur für euch selbst beantworten. Mir war es das wert, weil ich mich auch sehr für Aria und Omega interessiere. Letzten Endes ist Omega mehr eine kleine, eigenständige Geschichte, die nicht allzu viel mit der Hauptstory zu tun hat - dessen solltet ihr euch bewusst sein. Macht das Omega aber nun in irgendeiner Weise schlechter? Meiner Meinung nach nicht. Wie gesagt: Es ist wirklich eine Frage der eigenen Erwartungen und was ihr haben wollt. Schlussendlich bekommt ihr hier noch einige weitere War Assets für den Krieg und Cerberus in den Arsch zu treten, fühlt sich auch immer wieder ganz gut an. Davon abgesehen erlangt ihr Zugriff auf zwei neue Waffen, die zuvor nur über bestimmte Aktionen zugänglich waren und auch eine Reihe von Waffen-Upgrades aus dem Multiplayer finden so ihren Weg in die Singleplayer-Kampagne. Des Weiteren stehen euch nach Abschluss des DLCs noch zwei zusätzliche biotische Fähigkeiten als Bonuskraft für Shepard zur Verfügung.

Euer Gegenspieler: Cerberus-General Oleg Petrovsky.

Was ich außerdem schade fand, ist, dass euer Trip nach Omega nur eine einmalige Sache bleibt. Im Gegensatz zu Lair of the Shadow Broker und dem Shadow-Broker-Schiff steht euch Omega anschließend nicht als kleine Hub-Welt mit ein paar Extras zur Verfügung. Die Frage ist, ob dabei vielleicht auch das Größenlimit für DLCs auf der Xbox 360 (2 GB) eine Rolle spielte, das Omega so schon wirklich bis zum Letzten ausreizt. Wäre Omega ohne dieses Limit vielleicht noch größer, noch länger geworden, möglicherweise mit eben jenem kleinen Extra? Wer weiß, darüber lässt sich nur spekulieren. Schade ist es aber dennoch, dass man diese Möglichkeit nicht hat.

Um das noch mal zusammenzufassen: Wie die meisten DLCs ist auch Omega sicherlich Geschmackssache. Es ist eine eigenständige Geschichte ohne allzu große Verknüpfungen zur Hauptstory und insbesondere diejenigen, die sich für Aria und Omega interessieren, können von diesem DLC am meisten zehren. Dass Omega keine weiteren Änderungen am Ende des Hauptspiels vornimmt, stört mich in keinster Weise. Ehrlich gesagt reicht es mir auch langsam damit und allen voran auch mit den nach wie vor vorhandenen Forderungen nach zusätzlichen Anpassungen. Aber wie dem auch sei, mich überzeugt Omega durch seine hohen Produktionswerte und einen guten Mix aus Story, Dialogen und Kämpfen. Maximal vier Stunden lang wird sehr gute Unterhaltung mit interessanten Begleitern sowie einem charismatischen Gegenspieler geboten. Am Ende fehlt dem DLC aber noch das entscheidende Tüpfelchen auf dem i, um zu einem echten Must-Have für alle Fans zu werden.

8 / 10

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In diesem artikel

Mass Effect 3: Omega

PS3, Xbox 360, PC

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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