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Steam Greenlight: Zwischen Comic Sans und unentdeckter Innovation

Ist es wirklich gut umgesetzt und solltet ihr mit abstimmen?

Steam Greenlight ist eine wunderbare Idee. Unter der Aufsicht von Valve darf jeder sein Spiel, ein rohes Konzept und mittlerweile sogar andere Software-Produkte einreichen und die Community abstimmen lassen, welche davon letztendlich im Store erscheinen. Es gibt Projekten mit Potential eine neue Möglichkeit, vom Service aufgenommen zu werden, wenn der direkte Kontakt mit Valve fehlschlug. Ich mag Greenlight, Entwickler mögen Greenlight und ich denke, die meisten unter euch auch.

Leider bedeutet ein passiver Akt der Zustimmung keine aktive Beteiligung am Vorgang. Ich gehöre sicherlich nicht zur Minderheit, die in den letzten Monaten den mit einem grünen Fenster beworbenen Bereich unterhalb der Startseite zufrieden beobachteten, nie aber bewusst mit dem Mauszeiger darüberfuhren.

Keine Ausreden mehr

Warum auch? Es muss sicherlich unnötig anstrengend sein, sich durch die Masse an Spielen zu wälzen und nach einer Nadel im Heuhaufen zu suchen, von der wir nicht einmal wissen, ob sie überhaupt existiert. Und sowieso gibt es sicherlich schon genug Leute, die den Vorgang und Aussortierung übernehmen. Wenn mir jemand einen interessanten Link schickt, schau ich es mir vielleicht an. Denn immerhin brauche ich die Zeit auch, um mir in meiner Spielbibliothek zum zehnten Mal die Woche alle Titel anzusehen, die ich niemals spielen werde. So der normale Gedankengang. Doch wie sieht es in Wirklichkeit aus?

Und warum tragen fast alle Indie-Entwickler Bärte?

Um meine Ahnungslosigkeit und vage Vermutungen gegen Erleuchtung einzutauschen, habe ich mich für euch einmal genauer mit Greenlight beschäftigt und festgestellt, dass ich es schon viel früher hätte machen sollen. Zunächst einmal frisst es wirklich kaum etwas von eurer kostbaren Zeit. Dafür sorgt der recht simple Aufbau. Anstatt in einen riesigen Pool an Ideen geworfen zu werden, erstellt ihr mit einem Klick eine kleine Warteliste. Würfelt anschließend neu oder startet den Vorgang und ihr gelangt auf die Produktseite, auf der automatisch ein Trailer gezeigt wird. Zusätzliche Informationen und Bilder findet ihr natürlich auch auf einen Blick. Genauso wie Kommentare von bisherigen Besuchern. Eure Aufgabe besteht nur aus einer simplen Wahl. Entweder euch gefällt der Titel oder nicht. Klickt das entsprechende Fenster und schon geht es weiter zum nächsten Vorschlag.

Durch diesen Fliessbandablauf fokussiert ihr euch immer auf einen Titel, der per Zufallsprinzip ausgewählt wurde. So gelangt ihr auch zu Spielen, auf die ihr vielleicht nicht geklickt hättet, nur um später doch Gefallen daran zu finden. Was allerdings nicht bedeutet, dass hier nur Schätze vergraben lägen. Trotz einer Gebühr von 100 Dollar, die ein Entwickler vor dem Beitritt zahlen muss, finden sich hier einige groteske Katastrophen, bei denen man automatisch den Kopf um 45 Grad zur Seite drehen muss und die Augen zukneift. Wenn jemand bereits auf das Cover einen furchtbar minimalistischen Roboter malt, über dem in einer Sprechblase “Cool!!” steht, erscheinen alle Facepalm-Bilder gleichzeitig vor Augen. Ach ja, und der Schriftzug ist in Comic Sans. Nein, schlimmer geht es wirklich nicht und das Spiel hinter diesem Cover macht ihm alle Ehre.

Wenn jemand bereits auf das Cover einen furchtbar minimalistischen Roboter malt, über dem in einer Sprechblase “Cool!!” steht, erscheinen alle Facepalm-Bilder gleichzeitig vor Augen.

Ihr dürft eure Köpfe nun in Verwunderung schütteln.

Irgendwo liegt aber selbst hierin eine gewisse Freude bei der Entdeckung. Wesentlich schlimmer sind da schon obligatorische Abkupferungen erfolgreicher Titel. Jedes zweite Horror-Spiel orientiert sich an Amnesia oder Slender, zwei Dutzend Vorschläge tragen das Wort “Mine” im Namen und das Zombie-Genre scheint auch hier die allgemeine Untoten-Übersättigung einfach auszublenden.

Ein wenig mehr Mühe von beiden Seiten

Ich habe mittlerweile einen perfiden Spaß daran gefunden, die Gestaltung einer Produktseite zu evaluieren und stelle immer wieder fest, wie wenig Gedanken sich einige Personen machen, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich klicke mich so schnell es geht durch Dutzende Vorschläge. Also zeigt mir etwas, das sofort mein Interesse packt! Im Anschluss könnt ihr mir gerne alle Fakten aufzählen und tiefer in die Einzelheiten vorstossen. Doch bitte beginnt mit einem kurzen Grund, warum mich gerade euer Titel interessieren soll. Sehr oft begegnen mir Projekte, in denen mir 20 Sekunden lang Logos oder ein langatmig kommentiertes Video aus dem unfertigen Alpha-Build gezeigt werden. Wenn man selbst kein Bisschen Euphorie aufbringen kann, wie soll ich als potenzieller Kunde dann darauf reagieren?

Dennoch sollte jeder für sich interessante Ideen finden, die man gerne auf Steam sehen würde. Sei es nun ein fertiges Spiel oder ein frisches Konzept. Da hier kein Geld investiert werden muss, könnt ihr ohne Reue eure Zustimmung verteilen. Ich persönlich bin beispielsweise sehr gespannt, was in Zukunft mit Distance, Chasm oder Organ Trail passiert, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört habe.

Damit ich meine ohnehin schon volle Bibliothek noch mehr fluten darf.

Die allgemeine Nutzererfahrung könnte von Valve aber durchaus gesteigert werden. Vor allem was die zahlreichen Bugs betrifft. Die Einteilung in Genres bei der Erstellung einer neuen Warteschlange hat bei mir bisher nie funktioniert und manchmal ließ sich für eine kurze Zeit auch kein neues Spiel anzeigen.

An dem Aufbau der Warteschlangen sollte dagegen nichts geändert werden, da jedem so ein sofortiger Einstieg ermöglicht wird. Bei der Bewertung würde ich mir dafür mehr Auswahlmöglichkeiten wünschen. Zwar lässt sich aktuell sehr einfach feststellen, wie viele Personen einen Titel im Gegensatz zur Konkurrenz kaufen würden, doch kann ich hierbei keinen Preis einbeziehen. Wenn ich an einem Kauf prinzipiell interessiert bin, bedeutet es nicht, dass der Entwickler gleich 20 Euro fordern kann. Ich möchte gerne selber einen ungefähren Preis angeben, den ich spontan bezahlen würde. So erhält besonders der Entwickler eine bessere Vorstellung von einer späteren Zahlbereitschaft und auch Valve kann besser auswählen, welche Projekte letztendlich wirklich das grüne Licht für den Verkauf bekommen sollten.

Das bisherige Resultat?

Seit der Einführung Ende August haben es zwölf fertige Spiele in den Store geschafft. Das mag auf den ersten Blick eine recht marginale Zahl sein. Doch die Größe ist hier nicht ausschlaggebend. Sie wird in den kommenden Monaten steigen. 34 weitere Spiele wurden von Valve anhand ihrer Popularität in den Bewertungen bisher ausgesucht, die ihr ebenfalls erwerben dürft, sobald die Entwickler fertige Versionen einreichen. Weitere werden folgen.

Es macht keinen Unterschied, ob durch Greenlight im nächsten Jahr 20 oder 200 neue Titel auf Steam erscheinen. Die wichtige Erkenntnis liegt in der Tatsache, dass überhaupt weitere Produktionen aufgenommen werden, die es ansonsten niemals geschafft hätten. Steam besitzt fast 60 Millionen aktive Nutzer, potenzielle Käufer um es besser auszudrücken. Ein riesiger Nährboden für fruchtbare Ideen, die ohne Steam vielleicht auf anderen Feldern vertrocknet wären.

Also macht es in langer Hinsicht keinen Unterschied, wie sehr sich das Interface und die Erfahrung für den Nutzer des Systems verbessern. Ich wünsche es mir zwar sehr und hoffe stark, dass Valve hier einiges an Arbeit leisten wird, um mehr Effekt damit erzielen können. Doch letztendlich kann ich nur alle zum Abstimmen aufrufen. Es mag nicht die Tragweite besitzen, von der viele zunächst ausgegangen sind, doch ihr habt hier wirklich die Möglichkeit, mehr Personen eine Chance in diesem Markt zu geben und nebenbei noch ein paar nette Spiele zu bekommen.

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.
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