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Mattel Intellivision – Konsole, Entwicklung und Erfolg

Ein Tribut an die Konsolen, Geschichten, Erfolge und Flops stürmischer Jahrzehnte.

Mattel Intellivision - Die Konsole, die Entwicklung und der Erfolg

Mattel sah 1977 und 78 das 2600 und dachte sich wohl etwas in der Richtung von "Das können wir auch. Nur viel besser." Keine Frage, das konnten sie. Das Intellivision mit seinem zwar nicht wirklich schickerem Äußeren - wieder Plastik-Holz, die 70er sind noch nicht vorbei - überzeugte zwar nicht das Auge, aber wenigstens war die Kundschaft inzwischen beim Konzept der wechselbaren Module angekommen und versuchte nicht länger Kassetten, Toast oder Opas Gebiss - "wahre" Geschichte aus dem Channel-F-Release - in den Slot zu versenken.

Stylish war es ja schon irgendwie. Selbst mit dem Plastikholz.

In seinem Inneren werkelte ein General Instruments GI CP1610, eine auf 1Mhz reduzierte Billigversion des CP1600. Aber selbst der einfachere 1610 kann dem Mega Drive ernsthaft und in aller Ruhe und vor allem zu Recht erklären, dass das Meg Drive mitnichten die erste 16-Bit-Konsole ist. Der Mikroprozessor des Intellivision ist ein 16-Bit-Chip, was die Konsole 1979 wohl zur ersten 16-Bit-Konsole macht. Auch die Eingabegeräte waren deutlich hochentwickelter als die des 2600, aber das hieß nicht, dass sie besser zu benutzen gewesen wären. Das Pad hatte oben 12 Buttons, über die je nach Spiel eine dünne Plastikfolie geschoben wurde, damit man weiß, welcher Button was tut. Die goldene Scheibe unten registriert 16 Richtungen, aber kein davon richtig. Und viel Spaß bei dem Versuch, diese Dinge zu nutzen und dann noch einen der vier Buttons an der Seite zu erreichen. Umständlich, überfrachtet und mit der Ergonomie aus der Hölle gerüstet, war dies sicher kein Konkurrent für den Stick.

Stylish hin oder her: Es war das Gamepad aus der Hölle.

Was das Pad/Wahlfeld/oder wie auch immer man das Ding am Intellivision sonst nennen mag, zeigte, waren die Ambitionen, die weit über eine reine Spielkonsole wie das 2600 hinausgingen. Das wichtigste Projekt war das Keyboard. Während jedoch die Entwicklung des Intellivision selbst recht unspektakulär verlief - Geld war da, die Leute auch, man baute es einfach - artete das Keyboard zu einem echten Albtraum für Mattel aus. Geplant und sogar schon im Fernsehen beworben wurde eine Box mit Keyboard, in die man das Intellivision versenke und die es dann zu einem vollwertigen Homecomputer erweiterte. Zusammen hätten die beiden Geräte für die Zeit enorme 64 K RAM, eine Datasette und sogar einen zweiten Prozessor, um den 1610 nicht zusätzlich zu belasten. Ambitioniert, ohne Frage revolutionär. Nur leider erschien es nie.

Schreib nicht Deine Adresse drauf, wenn Du nicht liefern kannst: Werbung für das Keyboard.

Eigentlich sollte 1981 das Keyboard auf dem Markt sein und prinzipiell war die Entwicklung wiederum nicht das Problem. Leider war das Ergebnis nur dann gut, wenn es mal lief - was es häufig genug nicht tat - und das wiederum könnte durchaus mit der Notwendigkeit zu tun gehabt haben, es zu einem sinnvollen Preis anzubieten. Die Entwicklung zog sich bis 1982 hin, als schließlich erwartungsvolle Fans, die sich nur für diese Vaporware ein Intellivision kauften, die Handelsbehörde einschalteten. Schließlich wurde das Keyboard lange und öffentlichkeitswirksam beworben. Für ein Weilchen konnte sich Mattel herausreden, dass das Produkt ja existiere - was es tat - und dass man es in begrenzten Markt-Versuchen in kleinen Zahlen den Handel brachte - was man nur zu liebe der Behörde schließlich tat. Als diese jedoch Ende 1982 Mattel dazu verdonnerte 10.000 Dollar pro Tag zu zahlen, sofern man das Keyboard nicht veröffentlicht oder offiziell absagt, entschied sich Mattel für Letzteres. Die Lektion muss wohl heißen, dass man für das Fell des Bären erst Fernsehspots schaltet, wenn man das Tier erlegt hat.

Gut gedacht, nur wenige gemacht: eines der seltenen Intellivision Keyboards. Die Überlebenden des Rückkaufs wurden manchmal als Entwicklereinheit benutzt.

Da Mattel seinerzeit alle Keyboards zurückkaufte, sofern die Nutzer dies wollten - und sie wollten! - sind heute nur noch wenige Exemplare überhaupt zu finden. Verbreiteter ist das zweite Produkt, das aus dem Debakel seinen Weg wirklich in den Handel fand, dort dann aber wiederum kaum Käufer. Das Entertainment Computer System bestand aus einer Art Dockingstation, einem Keyboard und einem Syntheziser-Keyboard für musikalische Anwender wurde zumindest ein Teil der ursprünglichen Vision für das Intellivision realisiert. Selbst wenn dieses Gerät kein Renner war und auch das Intellivision nie aus dem Schatten des 2600 kam, war es für Mattel am Ende immer noch ein Erfolg. Bis Ende 1983 verkaufte 3 Millionen Einheiten und dafür auch eine stolze Zahl an Spielen. Mattels eigenes Major League Baseball allein brachte es auf 1 Million Exemplare. Es dürften also eher die schlechten Erfahrungen mit dem Keyboard gewesen sein, die dafür sorgten, dass nach dem Crash Mattel nie wieder versuchte, mit einer eigenen Konsole in das Geschäft einzusteigen.

Gestutzte Ambitionen: Das Intellivision Entertainment Computer System.