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Atari 2600 – Entwicklung und Erfolg

Ein Tribut an die Konsolen, Geschichten, Erfolge und Flops stürmischer Jahrzehnte.

Atari 2600 - Die Entwicklung und der Erfolg

Angesichts des Erfolges sollte man jetzt meinen, dass Atari einfach so kam, sah und siegte ... Die Wahrheit könnte kaum weiter entfernt sein. Das 2600, vor allem aber seine Finanzierung, war eine Art Verzweiflungstat. Das Geld floss in Strömen aus dem perfekt angelaufenen Arcade-Geschäft herein, aber auch so schnell wieder weg. Die Firma war Mitte der 70er supererfolgreich und nur immer einen Schritt vom Bankrott entfernt. Wie es sich für ein gutes Start-Up gehört. Das Fairchild Channel F war für Atari ein Startschuss, aber gleichzeitig auch die Warnung, dass man nicht der Erste sei, das RCA Studio II stand vor der Tür, die großen Player mit viel tieferen Taschen drohten den Arcade-König Atari aus dem Geschäft zu drängen, bevor sie dort ankamen.

Nolan Bushnell, der Gründer von Atari (2009).

Warner trat auf den Plan und wollte einen Teil des sich neu entwickelnden Marktes der Heim-Unterhaltung abgreifen. Manny Gerard, Warners Zuständiger für Akquise in dem Bereich flog auf Einladung Ataris nach Kalifornien und sah zwischen hyperaktiven Programmieren, Bastlern und Dope-Dunst die, wie er es nannte, Zukunft: Stella, den Prototyp des 2600. Hochenthusiastisch kaufte Warner Atari für 28 Millionen - inflationsbereinigt etwa 150 Millionen heute - und wer sagt, dass dies der Deal war, der Atari von der coolen Kiffer-Visionen-Bude in ein knallhartes kaltes Unternehmen verwandelte, hat absolut recht. Und keiner war darüber mehr begeistert als Nolan Bushnell, der Gründer Ataris, der durch diesen Zug selbst zum Millionär wurde. Man kann nicht sagen, dass Warner schuld an allem sei: Zum Tanz braucht man zwei und zum Ball eingeladen hatte Atari.

Stephen Spielberg spielt Atari: Gut, dass sie ihm Football gezeigt haben und nicht E.T., sonst würde er sich nicht so freuen. (ganz rechts: Ray Kassar).

So oder so, der Tanz begann etwas zu spät und das Weihnachtsgeschäft 1977 verpasste man knapp, aber gründlich. Im Zuge dessen kam der Konflikt zweier Arbeitswelten immer mehr zum Tragen. Warners durchorganisierte Unternehmenskultur traf auf die IT-Crowd, die statt von 8 bis 18 - die Gewerkschaften waren noch nicht so weit - lieber von 13 bis 4 arbeitete. Was Warner jedoch sehr gut verstand, war, dass die Millionen schwanden, ohne dass sich 1978 der erhoffte Erfolg des 2600 einstellte.

Videospiele brachten Familien zusammen. In den 70ern.

Man setzt Ray Kassar - später bekannt als "Mr. Entwickler-sind-Prima-Donnen" zuvor bei Burlington, dem größten Textilanbieter der Welt - ein, um Atari zu beaufsichtigen und er war weder niemand, der Lust auf diesen Job hatte, noch jemand, der glaubte, dass er lange dort bleiben würde. Der Riss zwischen Atari und Warner wurde tiefer und das 2600 startete immer noch nicht wirklich durch. Bushnell sah die Hardware als das Problem, die zu diesem Zeitpunkt und zum Preis von 200 Dollar bereits nicht mehr wirklich attraktiv war. Weit schwerer wog jedoch der Aufbau der Systeme, der dafür sorgte, dass die ersten Baureihen dieser Jahre gerne und oft ausfielen. Diese Problem bekam man in den Griff, aber ein System ist nichts ohne Software. Ein richtiger Hit fehlte noch: Auftritt Taito. Der Japaner Tomohiro Nishikado ließ sich von War of the Worlds inspirieren und das Ergebnis war die intergalaktische Schlacht Space Invaders, mit der Taito alle Spielhallen im Sturm übernahm. Wie sich herausstellte, war das die Rettung, die Atari suchte.

Nach Atari baute Bushnell Roboter, die die Welt erobern sollten. Oder zumindest den Menschen helfen. Wie auch immer. Rocky 4 war seltsam.

Als es 1979 für das 2600 alles zu Ende schien, als Mattel mit seinem deutlich fortschrittlichen Intellivision in den Startlöchern stand, um Atari möglichst schnell und effektiv den Rang abzulaufen, ging Manny Gerard in die Arcade-Abteilung von Atari, in der ein Space-Invaders-Automat seinen Platz und dort wie sonst auch praktisch jeden als Fan gefunden hatte. Er sah dieses Spiel, ging schnurstracks zu Kassar - Bushnell hatte Anfang 1979 Atari verlassen - und sagte ihm etwas in der Richtung von "Nimm Space Invaders. Lass die Jungs eine 2600-Version programmieren. Dann kauf die Lizenz. Wenn Du es nicht kaufen kannst, stehlen wir es." Sie konnten es kaufen. Space Invaders war der Hit, den sie suchten. Das 2600 verkaufte sich bis zum Zusammenbruch des Marktes Anfang der 80er nicht weniger als 30 Millionen Mal.

Ambitionen gab es auch auf dem 2600 genug: Die Werbung für den Space-Shuttle-Sim.
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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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