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Assassin's Creed 3 Die Tyrannei von König Washington: Episode 3 - Die Vergeltung - Test

Im Cheat-Modus schnell mal die Welt gerettet.

Es fällt schwer zu dem zurückzukehren, was man einmal hatte, wenn man sich erst an einen neuen Lebensstandard gewöhnte. Nachdem ihr einmal als Vogel über die Dächer geflogen seid, euch als Wolf über eure Feinde hermachtet oder sie als Bär einfach niederstampftet, dann sind die ersten Minuten im fast schon behäbigen regulären Assassin's-Creed-Ablauf geradezu träge. Überall muss man zu Fuß hin, vielleicht mal auf 'nem Pferd, aber der Reflex, auf Tastdruck einfach zu fliegen oder diese lästige Patrouille wegzupusten, hält noch ein Weilchen vor.

Im dritten Teil der König-Washington-Saga - Die Vergeltung - macht sich Connor wieder auf eine Reise in die Geisterwelt, um eine neue Fertigkeit zu bekommen und diese Reise ist die erste Enttäuschung dieser Runde Download-Content. Es beginnt ganz stark und ist dann nach drei Minuten vorbei, die sonst durchaus knackigen optionalen Ziele werden im Vorbeigehen erfüllt. Wie so Vieles in diesem Durchgang. Die Schiffschlacht zum Start entlockt selbst Süßwasserseglern des Hauptspiels kaum mehr als ein Gähnen. Nicht einmal eine Handvoll der Extra-Bedingungen blieb nach meinem ersten Durchgang unerfüllt. Und der war nach weniger als drei Stunden durch. Nicht gerade doll für noch mal 10 Euro, da boten die beiden Vorgänger mehr Substanz.

Sinn für Stil hatte er ja schon ...

Auch das Ende ist genau das, was man erwartet hätte. Sicher, ich habe leicht reden, ich wusste vom Start weg, wie es enden würde, aber das es dann so beiläufig, abgehackt und unspektakulär inszeniert werden würde, war schon ernüchternd. Der finale Bosskampf, in dem ihr nicht mal sterben könnt - außer ihr stellt euch schon fast bewusst dämlich an -, hilft da beim Drama-Gewinn auch nicht gerade. Es endet einfach, es passt zu der netten, kleinen und mit der Realität verknüpften Idee, die sie hatten, ohne sie auch nur in einem Nebensatz zu adressieren. Hätte helfen können, denn nicht jeder ist in der US-Historie automatisch bewandert genug, um zu wissen, worauf das abzielte. Im Sande verlaufen.

Die neue Fertigkeit ist nur konsequent, denn nachdem die ersten beiden die Bewegung erleichterten und das Spiel geschickt beschleunigten, beendet die Bären-Power nun auch langwierige Kämpfe. Eine Bodenwellen-Attacke zieht euch ein Viertel der Lebensenergie ab, dafür ist so ziemlich alles um euch herum sofort tot. An definierten Punkten lassen sich damit auch ein paar Bretter einreißen, aber das hat keinen generellen Einfluss. Stattdessen marodiert ihr durch das teilweise zerstörte New York, das sich dank solcher Fertigkeiten alles andere als bedrohlich anfühlt. Ihr bewegt euch in Sekunden von einem Ende zum anderen, vernichtet die Soldaten Washingtons, wie es euch beliebt, eure Figur wurde zu mächtig für das Spiel, das euch an keinem Punkt mehr etwas entgegenzusetzen hat. Das ist für die kurze Spielzeit ganz witzig, aber atmosphärisch eine ziemlich Null-Nummer, wenn die Begegnung mit der lange aufgebauten Nemesis auf den Status eines etwas lästigen Pflichtbesuches reduziert wird.

Hoch hinaus. Leider nur im buchstäblichen Sinne.

Es gibt Nebenaufgaben in großer Zahl, aber es wird nie klar, warum es einen Sinn haben sollte, irgendetwas davon zu tun. Warum soll ich mich damit aufhalten einzelnen Hungernden Essen zu bringen, wenn ich die Lage in der Stadt in einer einzigen Nacht bereinige, wenn ich mich einfach um den Verursacher des Ganzen kümmere. Die Open-World-Spielereien sind reine Strecker, das Entwickler-Team wäre wohl besser beraten gewesen, wenn sie sich bei einem dramatischen Finale um eben ein dramatisches Finale bemüht hätten, statt willkürliches Zeugs aus dem Eimer über ihre Spielwelt zu kippen.

Starker Anfang, schwacher Abschluss. Auch wenn ich die Fertigkeiten gelegentlich im Hauptspiel im Anschluss vermisste, es war doch sehr klar, dass dieses sich gewaltig ändern müsste, um der Übermacht des Einen, die Connor am Ende genießt, etwas entgegensetzen zu können. Es spielt sich endgültig wie im Cheat-Modus. Da auch inhaltlich kaum mehr geboten wird, als absolut nötig ist, geht hier der interessante Ansatz unter, die Mechaniken von Assassins Creed mit weniger Restriktionen aufzupeppen, da vergessen wurde, auch der Gegenseite solche Freiheiten zu erlauben. Habt ihr die ersten Beiden gespielt und wollt wissen, wie es zu Ende geht, dann ist es keine Katastrophe, bringt es hinter euch, behaltet es als nette Idee mit zwei guten Episoden in Erinnerung und nicht als den schwachen Ausklang, den Die Tyrannei von König Washington: Die Vergeltung lustlos hinterher schiebt.

5 / 10

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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