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The Legend of Zelda: The Wind Waker HD - Test

Gemessen an der Qualität des Originals hätte ein wahres Remake mehr leisten müssen.

Ich erinnere mich immer mit Freude an die Zeit, die ich vor über zehn Jahren mit The Legend of Zelda: The Wind Waker verbrachte. 2003 war ein wunderbares Jahr für den GameCube. Titel wie Metroid Prime, Mario Kart: Double Dash, Viewtiful Joe oder F-Zero GX gehören noch heute zu meinen persönlichen Favoriten. Auch wenn der kleine Würfel gemessen an seinen Verkaufszahlen nie ein riesiger Erfolg war, stellt er dennoch die Konsole dar, die mich am stärksten prägte.

Ein Stück Videospielgeschichte

Und Wind Waker ist nicht einfach nur ein verdammt gutes Zelda. Nein, in meinen Augen ist es das beste Zelda, das Nintendo jemals hervorbrachte und die Essenz des Originals am ehesten widerspiegelt. Viele sehen die Reisen auf hoher See als mühsame Transportwege an, die einen über immer blaue Wellen führt. Sie beklagen die weite Leere, in der sie ständig die Richtung des Windes ändern müssen. Für mich ist es Freiheit. Die Freiheit zur Erkundung unbekannter Welten. Insgesamt findet ihr 49 Inseln, die alle ihre eigene Persönlichkeit besitzen und sich nicht nur optisch unterscheiden. Obwohl das Spiel euch eine klare Richtung vorgibt, könnt ihr von Beginn an frei über das Meer segeln.

Auch heute genieße ich die ruhigen Momente, in denen mich niemand stört. Es ist das reinste und wunderschönste Element der gesamten Serie. Mir ist es egal, wenn euch die Fahrten langweilig vorkommen. Ich liebe jeden Augenblick. Selbst die kleinen Dinge, wie die zwei Wellen, die stets vor eurem Boot zur Seite preschen. Oder die simple Tatsache, dass euer hölzernes Gefährt mit seinem hellen Rot der perfekte Kontrast zum blauen Wasser ist. Außerdem ist das Meer nicht leer oder leblos. Neben den großen Inseln finden sich überall kleine Plattformen, auf denen Schätze liegen könnten. Sogar versteckte U-Boote existieren, in deren Innerem neue Aufgaben auf euch warten. Zu jeder Zeit seht ihr Fässer mit Rubinen darüber, die ihr während der Fahrt einsammelt. Und sollte es für einen Moment wirklich ruhig sein, genieße ich die fröhliche Atmosphäre, gepaart mit einem der besten Songs aller Zeiten.

Allein der Anblick erfüllt mich sofort mit Freude.

Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, dass wirklich schon zehn Jahre seit meinem ersten Erlebnis vergangen waren, fühlte ich mich sofort in diese Zeit zurückversetzt. Ich weiß noch ganz genau, wie ich mich damals fühlte. Eigentlich waren es noch zwei Tage bis zur Veröffentlichung und ein langes Wochenende hervorgerufen durch günstige Feiertage verlängerte die Wartezeit. Warum konnte ich es nicht schon jetzt spielen? Plötzlich stand mein Vater vor mir und hielt ein Paket in seinen Händen. Das konnte es doch nicht etwa sein? Zwei Tage zu früh geliefert? Ausgerechnet Zelda? Ausgerechnet jetzt? Zum perfekten Zeitpunkt? Es war Zelda und ich konnte mein Glück kaum fassen. Die nächsten zehn Stunden verbrachte ich ohne Pause vor dem Fernseher, bis mein vernachlässigter Körper mir deutlich machte, dass ich den gesamten Tag noch nichts gegessen hatte.

Es dauerte Wochen, bis ich endlich jeden Zentimeter der Weltkarte entdeckt und alle Herzteile eingesammelt hatte. The Legend of Zelda: The Wind Waker ist vollgestopft mit Inhalten, die an euch spurlos vorbeifliegen, wenn ihr blindlings den Anweisungen zur Handlung folgt. Einige der interessantesten Charaktere und Inseln warten in verborgenen Gebieten, die ihr nur bei langen Segeltouren findet. Selbst wenn ihr all diese Aufgaben bewältigt, bleibt immer noch die mächtigste Nebenquest der gesamten Serie: das Sammeln aller Figuren. Im späteren Verlauf eures Abenteuers gelangt ihr in den Besitz einer Kamera. Mit dieser müsst ihr Fotos von jeder Figur und jedem Monster machen, um sie anschließend an einen Künstler zu überreichen. Da ihr bestimmte Personen allerdings nur zu Beginn des Spiels trefft, bevor ihr die Kamera erhaltet, müsst ihr sogar einen zweiten Durchlauf starten.

Gutes Design altert nie

Aber auch ohne die Suche nach weiteren Geheimnissen bleibt Wind Waker ein phänomenales Spiel. Beklagte ich erst vor Kurzem die viel zu langatmigen Startphasen der letzten beiden Zelda-Teile, muss ich das Pacing von Wind Waker mehr als nur loben. Nachdem ihr die Kontrolle über den kleinen Link erhaltet, dauert es keine 15 Minuten, bis ihr in die ersten Kämpfe verwickelt seid und kurz darauf eure Reise startet. Sogar die Tutorials sind kurz gehalten und passen alle wunderbar zur Handlung, die für ein Nintendo-Spiel etwas mehr Inhalt bietet. Erwartet keine epische Geschichte voller Intrigen. Aber zum ersten Mal verpasste man allen zentralen Figuren eine Persönlichkeit und Motivationen außerhalb der üblichen Schicksalsbestimmungen. Zudem nimmt der Titel seine Bezüge zu älteren Teilen - in diesem Fall Ocarina of Time - sehr ernst, was ebenso unüblich für frühere Einträge in der Serie war.

Das Highlight sind Links Animationen, die ihm ganz ohne Sprache einen eigenen Charakter verleihen.

The Legend of Zelda: The Wind Waker HD - Trailer

Das Highlight sind Links Animationen, die ihm ganz ohne Sprache einen eigenen Charakter verleihen. Durch den Cartoon-Look besitzt er große Anime-Augen, die seine Ausdrücke zu jeder Zeit perfekt zeigen. Sie gehen weit über Freude oder Angst hinaus und zeigen tiefere Emotionen wie Heimweh, Skepsis oder Hochmut. Mein persönlicher Favorit ist sein Ausdruck, während er sich in einer frühen Schleichsequenz an Wände drückt. Er blickt mit einer festen Bestimmtheit zur Seite, zieht eine Augenbraue stark nach oben und schiebt sich dabei Stück für Stück nach vorne. Es ist ein Fabelhafter,einzigartiger Look, der sich fantastisch gehalten hat.

Bei den spielerischen Aspekten hielt man sich zwar an die vorgegebenen Restriktionen der Serie, experimentierte dennoch mit neuen Ansätzen. So stellt das Kampfsystem einen großen Fortschritt gegenüber den N64-Einsätzen dar. Zum ersten Mal besaß Link die Möglichkeit zu einem Konterangriff, bei dem ihr auf Knopfdruck um den Gegner rollt und von hinten attackiert. Seine Schläge sind stets kraftvoll und fühlen sich auch so an. Obwohl der Titel nicht gerade schwer ist, bietet er wesentlich mehr Taktik, da man die Gegner an dieses System anpasste. Sie tragen beispielsweise Rüstungen, deren Einzeltele ihr durch Konter entfernt.

Im Bezug auf die Gegenstände setzte man hauptsächlich auf altbewährte Klassiker, fügte jedoch ein großes Blatt hinzu, mit dem ihr über Abgründe gleiten könnt. Es ist erstaunlich, wie sehr dieses Item eure Klettertouren beeinflusst und komplett neue Möglichkeiten eröffnet. Ebenso innovativ sind die Einsätze von Begleitern während der ersten beiden richtigen Dungeons. Hauptsächlich für Rätsel eingesetzt, lassen sie euch ganz anders über verschiedene Situationen nachdenken.

"Die Suche nach den Triforce-Stücken ist eine offensichtliche Notlösung gewesen, um das Hauptabenteuer etwas in die Breite auszuwalzen."

Die Bosskämpfe überzeugen auf voller Länge.

Eine Weiterentwicklung der Ocarina ist der Taktstock, der dem Spiel seinen Namen verpasst. Genau wie auf der bekannten Flöte, spielt ihr hier verschiedene Melodien nach. Dazu haltet ihr bei verschiedenen Takten den Stock in eine der vier Himmelsrichtungen gedrückt. Legt die Richtung des Windes fest oder nutzt es später zum Schnelltransport.

Der einzige Schandfleck, den sich das Team leistete, ist die Suche nach den Triforce-Stücken, die am Ende auf euch wartet. Hier müsst ihr Karten entschlüsseln lassen und nach lästigen Schatztruhen am Meeresboden suchen. Eigentlich sollte das Spiel zwei weitere Gebiete enthalten, die man aufgrund des Zeitdrucks in der Entwicklung leider streichen musste. Die Suche nach den Triforce-Stücken ist eine offensichtliche Notlösung gewesen, um das Hauptabenteuer etwas in die Breite auszuwalzen.

Remake oder Umsetzung?

An dieser Stelle kommt eine der Neuerungen aus der HD-Version ins Spiel. Nintendo war sich der unnötigen Zeitverschwendung dieser Aufgabe glücklicherweise bewusst und veränderte sie leicht. Nur noch drei Teile müsst ihr durch die anstrengende Methode finden. Den Rest erhaltet ihr wesentlich leichter. Warum man es jedoch nicht für alle änderte, verstehe ich trotzdem nicht.

Sonstige Verbesserungen beziehen sich hauptsächlich auf die Hardware. Auf dem Wii-U-Pad seht ihr stets euer Menü und könnt bequem mit dem Finger Gegenstände austauschen oder zur Karte wechseln. Zudem lässt sich der gesamte Titel in einer Ego-Ansicht spielen, wobei ich das niemandem empfehle. Netter ist da schon die Möglichkeit, das Pad direkt zum Zielen von Pfeilen zu benutzen, indem ihr es hochhaltet. Möchtet ihr trotz der Neuerungen lieber ohne das Pad spielen, wählt ihr vor dem Start einfach den Pro-Controller aus.

"Möchtet ihr trotz der Neuerungen lieber ohne das Pad spielen, wählt ihr vor dem Start einfach den Pro-Controller aus."

Links Gesichtsausdrücke machen ihn für mich zum besten Protagonisten der Serie.

Weil es nun keine Verbindungsmöglichkeit zum GBA gibt, fällt der Tingle Tuner damit aus. Diese Konstruktion ermöglichte euch im Original die Suche nach gewissen Schätzen. Außerdem durfte euch ein zweiter Spieler helfen, warf aber meist nur Bomben vor eure Füße, wodurch er gleichzeitig Rubine verbrauchte. Stattdessen erhaltet ihr von Tingle nun eine Flasche, mit der ihr Nachrichten ins Meer werfen könnt, damit andere Spieler diese finden. Eine nette Idee, aber ich hoffe doch inständig, dass Nintendo diese auch kontrolliert. Denn ich möchte wirklich keine rassistischen Bemerkungen oder Zeichnungen von Genitalbereichen im Wasser finden. Außerdem treffe ich schon auf Xbox Live genügend Leute, die mit meiner Mutter geschlafen haben.

Zu den weiteren Neuerungen gehört ein schnelleres Segel, dass ihr recht früh im Auktionshaus findet. Damit segelt ihr nicht nur zu 50 Prozent flotter, sondern habt immer den Wind im Rücken und müsst ihn nicht ständig ändern. Ebenso verkürzte man die Animation des Wasserkrans um einige Sekunden, mit dem ihr verborgene Schätze aus dem Meer zieht. Ach ja, und 500 Rubine könnt ihr nun auch ohne Upgrade sofort bei euch tragen. Zuvor wart ihr noch auf 200 limitiert.

Für erfahrene Spieler baute man den Hero-Modus ein, der sich von Beginn an wählen lässt. Hier verursachen Gegner den doppelten Schaden und ihr findet keinerlei Herzen in der normalen Umgebung. Töpfe, Gräser oder getötete Gegner hinterlassen euch keine Gesundheitsspritze mehr. Zwar macht es das Spiel dadurch schwieriger, es bleibt aber eine etwas lahme Verstellung von zwei Parametern, die am eigentlichen Aufbau nichts ändern. Gegner lernen keine neuen Fertigkeiten und auch ihre Positionen bleiben gleich. Da war die Abwandlung zu Ocarina of Time, genannt Master Quest, wesentlich kreativer. Dort veränderte man sogar Rätsel, um Veteranen eine neue Erfahrung zu bieten.

Manchmal hat man das Gefühl, als beständen die Figuren aus Knete.

Und genau die vermisse ich bei dieser HD-Auflage, die selbst optisch ihre Probleme hervorrufen kann. Erst einmal war Wind Waker nie ein Titel, der ein virtuelles Facelifting nötig hatte. Selbst heute sieht die GameCube-Fassung besser aus als so mancher NextGen-Anwärter. Viel konnte Nintendo nicht machen und verschlimmbesserte sogar an ein paar Ecken. Während besonders Innenbereiche von schärferen Texturen und der erhöhten Auflösung in 1080p profitieren, verzierte man äußere Areale mit einem starken Bloom-Effekt, der mir persönlich ein bisschen zu weit geht. In einigen Situation sieht Link außerdem aus wie eine Knetfigur. Im Großen und Ganzen erkenne ich es zwar als verbesserte Optik an, doch zu 100 Prozent kann sie mich nicht glücklich stellen.

Schließlich kommen wir zur Bewertung. Wie soll man nun vorgehen? Das Spiel als reines Produkt betrachten, ohne dabei die Zeitspanne von zehn Jahren zu bedenken? Falls ja, dann erhält das Spiel immer noch eine glatte 10 von mir als mein persönlicher Favorit der Serie. Es macht einfach so viele Sachen richtig und ist für mich einfach ein fantastisches pures Destillat der Zelda-Formel. Nebenbei erschuf man eine Erfahrung, die bis heute niemand wiederholen konnte oder wollte. Ob ihr die Fahrten auf dem Meer nun hasst oder nicht, ist dabei jedem selbst überlassen.

Womit ich eher ein Problem habe, ist die Tatsache, dass es sich hierbei um eine Version handelt, die zehn Jahre Erfahrung hätte nutzen sollen, um für Perfektion zu sorgen. Stattdessen verbesserte - oder eher gesagt veränderte - man die Ästhetik, fügte ein paar nette Neuerungen hinzu und strich dafür andere Features. Im Gesamtbild erscheint es dennoch wenig. Erst recht, wenn man sich den Aufwand ansieht, den Nintendo zweimal mit Ocarina of Time auf sich nahm. Sowohl Master Quest als auch das 3D-Remake sind Änderungen, die sich sehen lassen. Außerdem verdienen sie den Namen Remake. Hier handelt es sich eher um eine späte Portierung, die Fans in einer Dürrephase helfen soll. Ein wenig ironisch, dass man sich dazu das Spiel mit dem meisten Wasser aussuchte, obwohl es diese Neuauflage am wenigsten nötig hatte.

Solltet ihr das Original besitzen, benötigt ihr diese Fassung nicht. Vor allem braucht ihr dafür keine Konsole kaufen. Es handelt sich immer noch um das gleiche, fantastische Spiel, das für eines der besten Jahre des GameCubes sorgte. Und genau deswegen sollten Neulinge nun zuschlagen. Ein wenig beneide ich euch. Denn ich kann es nie wieder zum ersten Mal erleben. Verpasst eure Chance nicht!

9 / 10

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