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Keiner geht nach Hause, bevor das fertig ist! - Das Schwarze Auge Schicksalsklinge HD

Here we go again….

Dass wir hier mal ein Spiel aufwerten ist selten. Dass es jetzt zum zweiten Mal passiert, dürfte recht einmalig sein. Aber der Anlass ist gerechtfertigt, denn ich hätte gestern kaum überraschter sein können, als ich in der Steam-Liste auf Das Schwarze Auge Schicksalsklinge HD klickte und erst mal von dem Zusatz "Revised" verwirrt wurde. Dann ging der Blick zu der Versionsnummer und diese stand jenseits der 1.31. Das dürften so ungefähr 20 Patches seit dem Start und intern sicher das Dreifache dessen sein. Wahrscheinlich mehr als SimCity und Battlefield 4 bisher zusammen vergönnt waren. Dort standen dann auch Dinge wie „komplett neues Interface", scheinbar ganz lapidar, als wäre das das Normalste auf der Welt. Also runtergeladen, gestartet und ... gestaunt.

Ich sage nicht, dass es genial aussieht ... aber das ist so viel besser als noch vor sechs Monaten.

Das ist ein anderes Spiel. Das hat nichts mehr mit der komplett gegen die Wand gefahrenen Katastrophe zum Start im Sommer zu tun und liegt auch weit jenseits der ersten großen Patches. Das hier jetzt, das ist so anders, das ist ... gut. Ehrlich gut. Nicht brillant, nicht umwerfend, nicht revolutionär oder sonst was, aber die Chance gab es angesichts des alles andere als perfekten Originals eh nie. Aber es ist doch schon ziemlich das, was man sich so angesichts des Namens und Preises vorgestellt hatte.

Erst einmal stürzt Schicksalsklinge HD nicht mehr ab. Oder zumindest hat es in den vier oder fünf Stunden gestern darauf verzichtet. Angesichts der Tatsache, dass es zum Start nur selten fünf Minuten schaffte, ohne mich auf den Desktop zu schicken, ist das eine epochale Leistung. Nicht, dass wir uns missverstehen, jedes Spiel sollte stabil laufen, aber ist das Elend erst groß genug, wird die Normalität zur Heldentat.

Genug Orte gab es schon immer und die Wege halten oft kleine Überraschungen bereit ...

Die Grafik läuft nun auch flüssig und das sogar auf der immer noch schräg betitelten „fantastisch"-Option. Sie sieht auch ganz gut aus. Dass das nie ein Skyrim werden würde, war immer klar, aber jetzt sieht nicht nur die Stadt selbst ganz ok aus, sondern auch alles, was so in ihr passiert. Sicher, die Gesichter der NPCs wirken immer noch leicht neben der Spur, aber es ist kein „OH MEIN GOTT, WAS IST MIT DEM SEINEM GESICHT PASSIERT!?!" mehr. Auch in den Shops wirkt alles weit normaler und ansehnlicher. Die Farben und die Stimmung passen zum Thema, das ist das, was man bei dem Titel erwarten würde.

Die neue Musik war ja auch nie direkt schlecht, aber dass man jetzt die alternativ die Original-Stücke hören darf ist gerade aus nostalgischen Gründen ein großer Bonus, den ich gerne und dankend annehme. Wichtiger noch ist jedoch das neue Interface. Der erste Anlauf mit seinen vergurkten Icons wurde komplett über Bord geworfen. Interessanterweise zog man sich auch nicht einfach auf das des Originals zurück, sondern entwarf ein fast modernes, kontextsensitives Klick-Rad. Dessen Icons muss man zwar auch zwei Mal sehen, bevor man immer weiß, was wo liegt, aber das ist kein Problem und immer noch intuitiv genug. Alle Menüs für die Charaktere wurden ebenfalls komplett aufgeräumt, entschlackt und sind nun vergleichsweise handlich. Wiederum, kein Meilenstein der Spielegeschichte, aber sehr solide.

... Wölfe zum Beispiel!

Der Kampf kennt nun fast keine Glitches mehr und auch hier wurde offenbar noch mal ein wenig an den Animationen geschraubt. Sie wirken jetzt so herrlich steif und ungelenk wie 1992 und damit kann man das Ziel wohl als erreicht abhaken. Es gab keinen Zwischenfall, wo das Interface mir komplett um die Ohren flog, wo keiner sich mehr bewegte oder ähnliches. Es läuft einfach. Es läuft behäbig. Ein wenig sperrig und nie übertrieben spannend, aber das würde ich auch über das Original sagen, also alles gut. Oder zumindest gut genug. Die KI auf der eigenen Seite, die man nun so beschleunigen kann, dass ein Kampf in Sekunden vorbei ist, lebt immer noch in kompletter Unkenntnis der eigenen Möglichkeiten, ist aber gut genug, um eine deutlich unterlegen Räuberbande im Schnellverfahren abzuservieren, wenn man bereit ist, ein paar verlorene Trefferpunkte extra in Kauf zu nehmen.

Dass Das Schwarze Auge: Schicksalsklinge HD als Revised-Version und mit solch substanziellen Änderungen - wirklich, wenn mir jemand so gesagt hätte, es wäre das gleiche Spiel, hätte ich es nicht geglaubt - nicht in höhere Sphären aufsteigt, liegt nur noch zu einem kleinen Teil an seinen eigenen Verfehlungen. So sehr ich das Original auch aus rein persönlichen und nostalgischen Gründen vergöttere, es war immer schon weit davon entfernt, ein großartiges Rollenspiel zu sein. Die Story ist selbst für DSA-Verhältnisse eher mau, der Kampf kommt dank der niedrigen Level der Helden nie wirklich aus dem Knick und auch sonst ist das Ganze etwas behäbig, ohne die Belohnungen, die ein solch langsamer Old Schooler sonst in der zweiten Hälfte bereithält, wenn die Helden dann durchstarten. So richtig taten sie das halt in Schicksalsklinge nie, egal ob mit HD oder ohne, da helfen die vielen schönen Kleinigkeiten und Details am Rande, wie etwa das Kräutersammeln und die Krankheiten, die mit ihnen bekämpft werden können, wenig. HD jedoch kann dafür nichts mehr. Es ist jetzt das solide Remake, das es vor einem halben Jahr hätte sein sollen.

Das gesamte Interface ist nun durchdacht und fast intuitiv.

Auch wenn ich nur bedingt glücklich darüber bin, dass ich jetzt schon die dritte Wertung zu diesem Titel herausgeben darf und eigentlich der Meinung bin, dass der ideale Releasepunkt scheinbar jetzt ist und nicht vor einem halben Jahr war ... Ich komme nicht umhin, die Hartnäckigkeit dieses Projekts zu bewundern. Gratulation an alle, die in den letzten sechs Monaten daran gearbeitet haben, dass sie denjenigen, die ihr Geld opferten, nun doch ein brauchbares Spiel liefern. Es waren wahrscheinlich harte sechs Monate, die letzten Patches erschienen nur Tage vor Weihnachten und ich hoffe, dass das Team ein schönes Fest hatte. Sie haben es sich verdient. Auch wenn es nie das Spiel werden konnte, das neue Höhen erklimmt, es ist jetzt das, was weitestgehend möglich war. Das Schwarze Auge Schicksalsklinge HD Revised bringt den Klassiker in fast modernem Gewand zurück. Mission accomplished. Mehr Punkte wird es nicht geben, aber es bis hier geschafft zu haben ... Respekt. Kaum ein Studio, kaum ein Publisher ist so hartnäckig, nachdem der Karren erst mal im Dreck steckt. Ich bin nicht sicher, warum es bei diesem Spiel der Fall war - und in Form zukünftiger Updates vielleicht noch ist - aber ... Respekt. Hier die Punkte. Glückwunsch! Hart verdient sind sie sicher.

Nur beim nächsten Mal bitte gleich so.

6 / 10

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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