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World of Tanks (Xbox 360) - Test

Auf der letzten Generation quietschen die Panzerketten ein bisschen.

Monster Hunter in minimal anders. Ist das schlecht? Nein, nicht wirklich. Was dem Spiel jedoch fehlt, ist der Tiefgang des Originals. Der gr

Ich habe immer noch im Ohr, wie irgendwo in Russland ein Papa und sein kleiner Sohn über mich lachen. Zumindest klangen sie russisch im Sprach-Chat. Gerade hatte ich auf der Karte 'Wadi' mit einiger Mühe meine amerikanische T57-Selbstfahrlafette vor der zentralen Kluft geparkt, da rauschte mir der Panzer der beiden mit Karacho ins Heck. Ziemlich unsportlich, wenn man im selben Team kämpft. Mein Tank kippte vornüber, schlitterte wie ein Stein den Abhang hinunter, kam im Wasser zum Stehen und wurde prompt von drei feindlichen Panzern am anderen Ufer ins Kreuzfeuer genommen. Tot in fünf Sekunden. Der Sohnemann jauchzte vor Freude. Sein Papa murmelte irgendwas - ob Entschuldigung, Tadel oder Ermutigung, weiß ich nicht. Kommentarlos kehrte ich in die Garage zurück und startete ein neues Gefecht. Mein Gebiss knirschte wie eine Panzerkette. Seit diesem Erlebnis habe ich den Sprach-Chat meiner Xbox 360 übrigens deaktiviert.

Kann ich mit World of Tanks: Xbox 360 Edition meine Toleranz gegenüber Fremden kultivieren? Bestimmt. Kann es mich schlimmstenfalls den Glauben an Völkerverständigung und das Gute im Menschen kosten? Möglicherweise. In jedem Fall braucht man gute Nerven und Humor, wenn man sich in die Online-Gefechte stürzt. Besonders auf Konsole - hier treiben sich subjektiv besonders viele jugendliche Spaßvögel herum. Aber das ist ja durchaus im Sinne der Erfinder.

Es soll ein Panzerspiel für jeden sein. Der Schwerpunkt lag bei World of Tanks schon immer auf dem zugänglichen Spaß und nicht auf der beinharten Simulation - mit diesem Kurs ist Wargaming sehr erfolgreich geworden. Für Microsofts Konsole der letzten Generation hat man eigens die Spieleschmiede Day 1 Studios (F.E.A.R.) aufgekauft und in Wargaming West umbenannt. Deren Port folgt dem Erfolgsrezept der PC-Fassung bis zum kleinsten Schräubchen. Dank Auto-Aiming, einer sinnigen Tastenbelegung und reduzierter Menüs will man Einsteiger locken. Das klappt. Wenn auch nicht perfekt.

Ich hatte mich schon letzten Herbst in der Beta ausgetobt (hier die Vorschau) und damals ein paar Probleme mit der Steuerung gehabt. Die Panzer werden mit dem linken Analogstick beschleunigt, gebremst und gelenkt, was sich zwar sehr intuitiv anfühlt, aber leider nicht immer präzise funktionierte. Für meinen Geschmack verhielten sich die Stahlkolosse etwas zu störrisch. Einfach geradeaus fahren wollte nicht so recht klappen. Auch jetzt nach Release passierte es mir gelegentlich, dass sich mein Tank drehte, wo er eigentlich nur Gas geben sollte. Mit etwas Übung bekommt man das jedoch in den Griff.

Mit Granaten, Stahl und Controller

Im Hintergrund werkelt eine durchaus komplexe Simulation. Die Schadensmodelle der Panzer sind genauso detailgetreu wie am PC. Da gehen Ketten kaputt, Motoren fangen Feuer, der Turm hängt fest, die Kanone streikt - das volle Programm. Trifft euch ein Gegner schräg von vorne, prallt sein Geschoss meist an eurer Panzerung ab und hinterlässt kaum einen Kratzer. Jagt er das Projektil hingegen ins Heck oder gar die Unterseite (wenn ihr über einen Hügel fahrt), dann reicht dieser Treffer allein, euch den Garaus zu machen. Eure Panzerbesatzung an Bord kann den einen oder anderen Schaden reparieren. Austauschen, durch Erfahrungspunkte aufwerten oder mit Bonuseigenschaften ausstatten wie am PC könnt ihr eure Männer jedoch nicht. Schade.

Leider fehlen der Konsolenversion noch weitere Features des 'großen Bruders'. Dass Grafik und Effekte nicht mithalten können, sollte niemanden überraschen - wobei die Panzermodelle durchaus detailverliebt daherkommen, die Wasseroberflächen hübsch aussehen und die tonnenschweren Fahrzeuge dank einer sauberen Physik-Engine schon einmal spektakulär durch die Luft segeln, wenn man zu flott über eine Rampe brettert und dabei einen Abgrund übersieht.

Leider fehlen der Konsolenversion noch weitere Features des 'großen Bruders'.

Aktuell rollt ihr nur mit Tanks aus Großbritannien, Deutschland und den USA an die Front. Russland, Frankreich, China oder Japan fehlen. Nur sieben Karten gibt es auf der Xbox 360, am PC sind es 37. Bastelfreunde wird es wurmen, dass die Forschung und Ausstattung der Panzer mittels Paketen zusammengeschnürt wurde, in denen mehrere Module gleichzeitig enthalten sind. Derzeit sind mir die Menüs in der Garage auch ein bisschen zu "knopflastig" und verschachtelt. Das ginge sicher eleganter, zumal man ja auch weniger Optionen bietet als am PC.

Seit dem Release läuft das Matchmaking dank höherer Spielerzahlen endlich rund. Die Partien sieben gegen sieben (Einstiegsränge) oder 15 gegen 15 kamen bei mir in deutlich unter einer Minute zustande, nachdem ich auf den Gefechtsknopf gedrückt hatte. Bei Framerate und Serverstabilität hatte ich kaum Grund zur Klage - nur sehr selten trübten Lags bei mir die Stimmung. Die Partien selbst sind auf 15 Minuten beschränkt. Der Standardspielmodus (feindliche Flagge erobern oder alle Gegner ausschalten) dominiert, es gibt aber auch Angriffs- (eine Seite attackiert, die andere verteidigt) und Begegnungsgefechte (beide Teams müssen eine neutrale Basis erobern). Gestört hat mich, dass ich die Modi nicht selbst wählen konnte. Das wirkt einfach nicht mehr zeitgemäß - egal, ob das in der PC-Vorlage schon gut funktioniert hat.

Vorbildlich ist hingegen das Bezahlmodell. Ich bin seinerzeit schon auf Wargamings "Free-to-Win" eingegangen. Da ihr für World of Tanks zwingend eine Xbox-Live-Goldmitgliedschaft besitzen müsst (mit Silber könnt ihr es eine Woche ausprobieren), musste der Publisher ein wenig umdisponieren. Ihr könnt mit der Echtgeldwährung Gold (gibt es in Paketen von 6 bis 85 Euro) einen Premium-Account für bis zu 365 Tage kaufen (Bonus auf Erfahrungspunkte und Ingamewährung Silber), Stellplätze für eure Garage hinzufügen oder in Spezialangeboten ein paar Sonderpanzer freischalten. Diese sind allerdings ihren erspielbaren Pendants unterlegen. Man muss nicht einen Cent ausgeben, um die besten Panzer fahren zu können. Mit einem dicken Geldbeutel kommt man allenfalls ein bisschen schneller vorwärts, doch durch das ausgefuchste Matchmaking steht man dann auch schneller Spielern gegenüber, die etliche Stunden mehr Erfahrung reingebuttert haben und ihre fortgeschrittenen Tanks perfekt beherrschen. Einen unfairen Vorteil erzielt man also nicht. Der Cashshop ist sauber.

Bei meinem Bericht über die Beta habe ich damals geschrieben, dass ich mir nur wegen der World of Tanks Xbox 360 Edition keine Xbox-Live-Goldmitgliedschaft zulegen würde. Das gilt auch jetzt noch. Aber wer den Online-Service sowieso nutzt, kann mit dem Download nicht viel falsch machen und bekommt einen spaßigen Action-Simulations-Hybriden, der sowohl für das schnelle Match zwischendurch taugt als auch Leute zufriedenstellen dürfte, die sich intensiver mit ihren Tanks und deren Rollen auseinandersetzen möchten.

Verglichen mit der PC-Fassung fehlen mir allerdings zu viele Features. Technisch ist diese Version ebenfalls deutlich unterlegten. Die Macher wollen inhaltlich in den nächsten Wochen und Monaten nachrüsten. Man möchte sein Pulver nicht auf einmal verschießen, heißt es. Wie weit das alles mit den technischen Beschränkungen der Plattform zusammenhängt, steht freilich auf einem anderen Blatt. Um eine Version für die Xbox One schleicht Wargaming derweil wie die Katze um den heißen Brei. Noch gibt die Kuh der letzten Generation zu viel Milch, als dass man auf die Next-Gen umsatteln würde. Ob man trotz großer Verbreitung der Xbox 360 ähnliche Rekorde einfahren kann wie auf dem PC, muss sich jedoch erst einmal zeigen.

7 / 10

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In diesem artikel

World of Tanks

Android, iOS, PS4, Xbox One, Xbox 360, PC, Mac, Nintendo Switch

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Über den Autor
Frank Erik Walter Avatar

Frank Erik Walter

Freier Redakteur

Tagsüber arbeitet Frank als freier Journalist. Nachts jagt er seit 2010 flüchtige MMOs für Eurogamer.de und die MMO PRO. Skittles und Tetris sind sein Kryptonit.

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