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Rush, The Hunger Games: Catching Fire, Das Schweigen der Lämmer

Besser als seine Besucherzahlen, besser als gedacht, besser als der Rest.

Rush - Alles für den Sieg (2013)

Regie: Ron Howard

Buch: Peter Morgan

Darsteller: Chris Hemsworth, Daniel Brühl, Alexandra Maria Lara

Rivalen der Rennbahn

Nachdem Ron Howards Neuester von der Kritik doch ziemlich abgefeiert wurde, war es schon irgendwie überraschend, dass er an den amerikanischen Kinokassen ein wenig unterging. Gut, die USA sind kein Formel-1-Land und weltweit dürfte Rush sein mit knapp 38 Millionen doch überschaubares Budget locker wieder eingespielt haben. Mit Chris 'Thor' Hemsworths Gesicht auf den Plakaten und dem überschwänglichen Medienecho hätten vermutlich nicht wenige erwartet, dass dies schon auf nationaler Ebene locker möglich ist.

"Und warum auch nicht? Dieses schlanke und auf Entertainment gebürstete Biopic über die schicksalhafte Rivalität zwischen James Hunt und Niki Lauda bis zur Saison 1976 macht das Allermeiste richtig."

Und warum auch nicht? Dieses schlanke und auf Entertainment gebürstete Biopic über die schicksalhafte Rivalität zwischen James Hunt und Niki Lauda bis zur Saison 1976 macht das Allermeiste richtig. Howard ist einer der routiniertesten Regisseure Hollywoods. Mit erstaunlicher Effizienz und großem handwerklichen Geschick tanzt er zwischen massentauglichem Verschwörungskino (Der DaVinci Code), Thriller (The Missing) oder samtweich-melancholischen Hochglanzdramen (A Beautiful Mind) hin und her, um hin und wieder mal einen verkappten Arthouse-Knaller vom Format eines Frost/Nixon hinzulegen.

Rush vereint nun all diese Spielweisen und Howards Faible für historisch inspirierte Stoffe in einem aufregenden und nur an ein, zwei Stellen wirklich ver-Hollywood-isierten Blick auf eine der sportgeschichtlich interessanteren Fehden der letzten 50 Jahre. Man darf zwar stark bezweifeln, ob sich die beiden abseits der Strecke tatsächlich so verbissen aneinander rieben. Auch Hunts vermeintliche Ritterlichkeit, nachdem ein Reporter Lauda kurz nach seinem entstellenden Unfall eine arg beleidigende Frage stellte, ist alles andere als wasserdicht überliefert. Wenn aber Lauda selbst die Authentizität des Werkes lobt, was kann ich dann schon sagen?

Was unterm Strich ohnehin viel mehr zählt, ist, dass Howard einen vor allem in den Rennszenen ungemein einnehmenden Film inszeniert hat. Ausstattung und Besetzung sind durch die Bank gelungen, auch wenn man hinnehmen muss, dass die Frauen in diesem Action-Drama eher dazu da sind, die Männer im Vordergrund zu charakterisieren. Die arme Natalie Dormer (Game of Thrones) etwa wird nach einem starken Auftritt als Hunts Krankenhausbekanntschaft so sang- und klanglos aus dem Film befördert, dass man beinahe meint, aus dem Off eine Tür aufgehen zu hören. Sei's drum, Hemsworth imponiert wie immer durch seinen Charme, während es bei Daniel Brühls Niki Lauda sogar verwundert, wie ihn die Oscars übersehen konnten. Vielleicht kein unterschätzter, aber auf jeden Fall ein übersehener Film.

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The Hunger Games: Catching Fire (2013)

Regie: Francis Lawrence

Buch: Suzanne Collins (Roman), Simon Beaufoy, Michael Arndt (Drehbuch)

Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Donald Sutherland, Philip Seymour Hoffman

Wenn Twilight etwas Gutes bewirkt hat...

Mit einer Welt, in der auf dem Rücken eines gruselig schlechten und geradezu fahrlässig frauenfeindlichen Buchstabensalats wie Twilight eine Hunderte Millionen einspielende Filmreihe entsteht, kann etwas nicht stimmen. Klaro, schludrige Kitschromane nach Schema F, die sich vorwiegend daran versuchten, lesefreudigen Kids das Taschengeld aus dem Klettverschlussportemonnaie zu schütteln, gibt es schon länger. Und Twilight ist nur der Präzedenzfall, der bewies, dass man mit geringem Aufwand auch die Kinos mit diesen Geschichten geißeln kann. Aber man wird schon vorsichtig, wenn schon wieder einer Jugendbuch für Mädchen zur Kasse bittet.

"Man merkt binnen zehn Minuten, dass dieser zweite Teil geraderücken will, was der nicht weltbewegende, aber doch ordentliche erste in Sachen Charakterzeichnung vermissen ließ."

Insofern war der erste Hunger-Games-Film vor nicht ganz zwei Jahren durchaus eine Überraschung. Wohl nicht für die, die bereits Suzanne Collins' sehr passable Bücher lasen, aber der Rest ging entweder mit einer gewissen Abwehrhaltung in das Erlebnis oder mied es ganz. Auch ich kam zu spät zur Party und wagte nur aufgrund einer Empfehlung eines Bekannten einen Blick - und weil ich Jennifer Lawrence wohl auch beim Lautvorlesen eines Baumarktprospektes zuhören würde, als wäre es 1938 und im Radio liefe War of the Worlds.

Der zweite Teil knüpft nun mehr oder weniger nahtlos an den letzten an, Katniss' und Peetas Sieg bei den letzten Hunger Games inspiriert die armen Bezirke, Widerstand gegen die Unterdrückung durch die Hauptstadt zu leisten. Präsident Snow (Sutherland) will das nicht auf sich sitzen lassen und plant direkt die nächste Runde der mörderischen Reality-TV-Show, diesmal unter Beteiligung ausschließlich früherer Überlebender. "Soll die Revolution sich doch selbst zerfleischen", ist wohl der Gedanke. Doch dieses Mal läuft alles ein wenig anders.

Man merkt binnen zehn Minuten, dass dieser zweite Teil geraderücken will, was der nicht weltbewegende, aber doch ordentliche erste in Sachen Charakterzeichnung vermissen ließ. Die Effekte ziehen mit und auch thematisch gibt sich das Folgewerk vielschichtiger. Obwohl Collins doch sehr speziell organisierte und irgendwie auch blauäugige Endzeit nach wie vor nicht wirklich für voll nehme, ist Catching Fire am Ende doch wirklich gute Unterhaltung. Es ist an mehr interessiert, als auf dem Weg des geringsten Widerstands Bücher, Merchandise und falsche Moralvorstellungen unters junge Volk zu bringen, und allein dafür ist es mir schon sympathisch. Dazu gibt es einige wirklich gute und manche immerhin ordentliche schauspielerische Leistungen (auch wenn dieser Film sicher nicht auf Philip Seymour Hoffmans Grabstein stehen wird) und einen Cliffhanger, der diesen Streifen zum Das Imperium schlägt zurück der Serie macht. Eine große Steigerung zum Kinodebüt der Serie und das Versprechen eines interessanten Finales. Das wiegt noch lange nicht all die Divergents, The Hosts und The Mortal Instruments auf, die unsere Kinder (und deren Eltern) ertragen müssen. Aber es ist ein Anfang.

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Das Schweigen der Lämmer (1991)

Regie: Jonathan Demme

Buch: Thomas Harris (Roman), Ted Tally (Drehbuch)

Darsteller: Jodie Foster, Anthony Hopkins, Ted Levine

Ein alter Freund zum Dinner

Es ist gut 15 Jahre her, seit ich Das Schweigen der Lämmer das letzte Mal sah. Auf meiner neuerlichen Queste, alten Favoriten von mir noch einmal einen Besuch abzustatten, um zu sehen, wie sie sich gehalten haben, war Jonathan Demmes überraschender Oscar-Abräumer - die fünf wichtigsten Goldjungs und noch dazu der erste Horrorstreifen, der als bester Film ausgezeichnet wurde - absolutes Pflichtprogramm. Und er absorbiert einen noch heute problemlos von der ersten Sekunde an.

"Beachtlich ist dabei vor allem, wie die selbstsichere Regie genau weiß, was sie zu zeigen hat. Etwas, das Ridley Scott im direkten Nachfolger nicht mehr verstand."

Viel davon liegt natürlich in Hopkins ikonischer Verkörperung des genialen und kultivierten Menschenfressers Hannibal Lecter, dem Bryan Fuller mithilfe von Mads Mikkelsen gerade im Fernsehen ein weiteres, aber dezent anderes Denkmal setzt ("Hannibal"). Hilft er der mit Jodie Foster findig besetzten jungen FBI-Ermittlerin Starling auf der anderen Seite des Panzerglases seiner Zelle oder spielt er nur mit ihr? Die eigentliche Handlung um einen frei herumlaufenden Serienmörder gerät dabei nie in den Hintergrund, denn auch Ted Levine macht seine Sache ausgezeichnet ("It puts the lotion in the basket!"). Man will bei jedem Standortwechsel wissen, wie es weitergeht, ist aber gleichzeitig fast zu gespannt, die Figuren zurückzulassen - und sei es nur für ein paar Minuten.

Beachtlich ist dabei vor allem, wie die selbstsichere Regie genau weiß, was sie zu zeigen hat. Etwas, das Ridley Scott im direkten Nachfolger nicht mehr verstand. Selten steht die Gewalttat am Opfer im Zentrum. Demme richtet die Linse viel lieber auf Hopkins beinahe zen-artiges Gesicht, während er seinem Opfer den Schädel einschlägt. Er überlässt die Inszenierung der schlimmen Details lieber der Fantasie des Zuschauers, wenn etwa einer der Gefängniswärter Clarice Starling ein für uns nicht erkennbares Polaroid von Lecters letztem Opfer zeigt. Dessen Zustand können wir nur anhand Jodie Fosters Schauspiel erahnen. Und schon beginnt die Vorstellungskraft loszugaloppieren.

Es ist ein spannender, garstiger und hochintelligenter Film, der keinen Tag gealtert scheint. Es fällt allerdings schwer, zu beurteilen, wie er auf jemanden wirkt, der mit Saw 1 - 17, Hostel oder vielen der anderen schlimmen Quälpornos aufgewachsen ist, die heutzutage so en vogue sind. Über die wird in 15 Jahren aber niemand Vergleichbares schreiben. Diesen Film nicht zu kennen - dafür gibt es keine Entschuldigung.

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Alle Titel sind auf Blu-ray, DVD und digital erhältlich.

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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