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Sword Art Online: Hollow Fragment - Test

Ein feuchter Traum für japanische Spieler. Aber ist es auch für den Westen geeignet?

Ultrajapanisches Spieldesign mit guten Kämpfen und tadelloser Grafik für die Fans, aber zu viel Herumgerenne für jeden normalen Spieler.

Sword Art Online: Hollow Fragment könnte nicht stärker auf den japanischen Geschmack ausgerichtet sein. Denn wenn japanische Spieler eine Sache lieben, dann ist es der ewige Grind. Sword Art Online hat dafür die beste Ausrede. Als Spiel zum Manga/Anime basiert es auf einem MMO, dessen Welt ihr in diesem Fall ohne menschliche Mitspieler betretet. Zusammen mit maximal einem NPC-Kollegen streift ihr durch die ewigen Felder und Dungeons. Wirklicher Fortschritt erfolgt nur in sehr unregelmäßigen Abständen. Stunden vergehen, bis ihr die Handlung vorantreibt oder einen nennenswerten Bosskampf erlebt. Dazwischen wiederholt ihr die stets gleichen Abläufe und verkloppt Tausende virtuelle Kreaturen.

Gelungene Umsetzung

Das Spiel setzt in Episode 14 des Animes an und erzählt eine alternative Geschichte, in der ihr die letzten 25 der insgesamt 100 Ebenen von Sword Art Online erklimmen müsst, um das Abenteuer zu beenden. Wer denkt, hier in ein paar Nachmittagen den finalen Raum zu erreichen, hat sich ordentlich geschnitten. Allein für die erste Ebene benötigt ihr mehrere Stunden. Dafür sorgt eine schier unendliche Zahl an Höhlen und Außenarealen, in denen alle zwei Meter ein Monster lauert.

Neben der Reise zur Spitze der Welt gibt es noch typische MMO-Aufträge, in denen ihr mehr Geld, Erfahrungspunkte und natürlich seltene Items ergattert. Leider handelt es sich bei allen Nebenaufträgen um reine Beschäftigungstherapie. Töte eine gewisse Anzahl verschiedener Monster, erledige einen optionalen Boss oder besorg einen bestimmten Gegenstand mehrmals. Von dieser Formelhaftigkeit, bei der man nur die Namen von Gegnern und Gegenständen austauscht, weichen die Mission selten ab. Wie bereits erwähnt: Sword Art Online besteht praktisch nur aus dem Grind und brüstet sich fast schon mit den für den Abspann geforderten Spielstunden.

Wenn das Timing stimmt, könnt ihr sogar Teamattacke mit eurem Begleiter ausführen.

Auch euer Charakter macht nur leichte Fortschritte. Da Protagonist Kirito zur angesetzten Zeit im Anime ungefähr Stufe 100 erreicht hat, startet ihr genau auf diesem Level. Ebenso ist euer Konto bereits mit mehreren Millionen Credits gefüllt. Es kann ich daher etwas seltsam anfühlen. Als hättet ihr aus Versehen einen zuvor begonnenen Speicherstand gestartet. Zwar liegt das derzeitige Levelcap bei 200, doch dauert es eine ganze Weile, bevor ihr das erste Mal den Schriftzug 'Level Up' zu sehen bekommt. Um euch einen besseren Eindruck zu verschaffen: Nach knapp acht Stunden Spielzeit war ich gerade einmal auf Level 105. Nach über zwölf weiteren dann endlich auf 115. Fortschritt ist keine Sache, die euch Sword Art Online vor die Füße wirft.

Damit ihr trotzdem ständig an der Verbesserung eurer Figur arbeiten könnt, erweitert ihr eure Fähigkeiten abseits vom Level. Eure Skills schaltet ihr durch die Benutzung der jeweiligen Waffe frei. Da es keine festen Klassen gibt, legt ihr euren Kampfstil mit den verwendeten Schwertern und Schilden fest. Bei jedem erfolgreichen Treffer steigt die sogenannte Mastery-Leiste, wodurch ihr - natürlich wieder über mehrere Stunden hinweg - neue Fertigkeiten freischaltet. Allerdings müsst ihr sie anschließend erst mit Skill-Punkten aktivieren, von denen es nur eine begrenzte Anzahl gibt. Auch hier setzt sich erneut der Grind-Fokus durch. Solange ihr einfach nur auf feindliche Mobs knüppelt, erhaltet ihr nach und nach neue Manöver und passive Eigenschaften.

"Sword Art Online besteht praktisch nur aus dem Grind und brüstet sich fast schon mit den für den Abspann geforderten Spielstunden."

Multiplayer auf seperaten Ebenen existiert nur im Ad-hoc-Modus.

Ergatterte Attacken legt ihr über ein simples Menü auf die vier Aktionsknöpfe und wechselt mit den Schultertasten zwischen drei möglichen Kombinationen. Zwar bietet euch der Titel so eine Vielzahl taktischer Möglichkeiten, doch werdet ihr fast die gesamte Spielzeit ausschließlich mit euren Spezialmanövern arbeiten. Für deren Einsatz braucht ihr SP, die ihr ganz normal im Kampf erhaltet, solange ihr keine Taste drückt. Auch könnt ihr zusätzliche SP gewinnen, indem ihr eurem Mitstreiter per Druck auf den Touchscreen zur richtigen Zeit ein motivierendes 'Good' zuruft. Ein nettes System, das den wichtigen Timing-Aspekt der Kämpfe hervorhebt. Denn wenn ihr eure Angriffe in rhythmischen Abläufen ausführt, kassiert der Gegner wesentlich mehr Schaden. Auch solltet ihr Spezialangriffe nur am Ende einer Kombo ausführen, was die aufploppenden Zahlen über den Gegnerköpfen noch einmal erhöht.

Neben den wertvollen SP existiert eine Burst-Leiste, die ihr für normale Attacken verwendet und die sich automatisch auflädt. Mit ihr aktiviert ihr mehrere Buffs oder weicht feindlichen Angriffen aus. Gerade deswegen solltet ihr stets ein Auge auf den verfügbaren Burst haben, denn ihr wollt nicht den stärksten Schlag eines Bosses einstecken, nur weil ihr davor mit euren Attacken zu gierig gewesen seid.

Wenn es 'Klick' macht

Fühlt sich das Kampfsystem in den ersten Stunden etwas merkwürdig und langsam an, versteht man mit der Zeit immer mehr Kniffe und zerschlägt ohne großen Verbrauch eurer Leisten jeden Gegnermob in wenigen Sekunden. Besonders das gleichzeitige Erledigen mehrerer Monster fühlt sich großartig an. Dafür rennt ihr einmal durch den gesamten Dungeon-Abschnitt, bis auch der kleinste Feind auf euren Fersen ist. Schließlich wendet ihr euch dem Pulk zu, startet eine Kombo und beendet das Ganze mit einem bunten Schwerterhagel, der den Bildschirm in ein Effektgewitter verwandelt.

"Solange ihr einfach nur auf feindliche Mobs knüppelt, erhaltet ihr nach und nach neue Manöver und passive Eigenschaften."

Die japanische Synchronisation ist mal wieder hervorragend.

In genau diesen Momenten zeigt Sword Art Online: Hollow Fragment seine Stärken. Leider verläuft es sich im ewigen Grind, der mir persönlich irgendwann auf die Nerven ging. Eine gigantische Welt ist schön und gut. Wenn sie aber nur aus vielen kleinen Gebieten besteht, die sich spätestens nach dem ersten Dutzend Spielstunden ständig wiederholen, setzt die Ermüdung ein. Da helfen mir auch die 100 möglichen Begleiter nicht viel, wenn diese sich fast nur durch ihr Aussehen unterscheiden. Zwar dürft ihr sie später sogar heiraten, doch außer Statusboni bringt es euch nichts. Sie hören in den Kämpfen weiterhin nur spontan auf eure Angaben, die ihr über das Steuerkreuz ausführt.

Aber könnt ihr den Titel überhaupt problemlos genießen, wenn ihr der japanischen Sprache nicht mächtig seid? Na ja, es kommt sicherlich auf eure persönliche Toleranzgrenze an. Da ihr bis auf die Menüpunkte kein einziges Wort lesen könnt, müsst ihr sämtliche Aspekte des Spiels durch Ausprobieren erlernen. Vor allem das Kampfsystem erfordert wesentlich mehr Einarbeitungszeit und komplexere Feinheiten werdet ihr wohl nur mithilfe von irgendwelchen Guides oder YouTube-Videos herausfinden.

"startet eine Kombo und beendet das Ganze mit einem bunten Schwerterhagel, der den Bildschirm in ein Effektgewitter verwandelt."

Neben der Haupthandlung gibt es noch eine kleine Sidestory mit zusätzlichen Nebenmissionen in einer Alternativwelt.

Ein Verständnis der Handlung könnt ihr natürlich ebenso vergessen. Zwar benötigt ihr die Informationen nicht, um durch die geradlinigen Ebenen zu gelangen, jedoch bilden sie besonders zwischen euren Einsätzen in der Hauptstadt einen wichtigen Teil des Abenteuers. Vor allem Fans der Vorlage dürften enttäuscht sein, wenn sie nicht kapieren, was ihre Lieblingsfigur gerade von sich gibt. Da bereits im Juli eine internationale Version in Europa erscheinen soll, rate ich vom Import ab. Außer ihr könnt mit den Einbußen leben und wollt nicht länger auf eurer Abenteuer in Sword Art Online warten.

Was macht man nun mit einem Titel wie Sword Art Online, der sich offensichtlich an eine ganz bestimmte Zielgruppe richtet? Eigentlich fügen sich die vorhandenen Elemente wunderbar zusammen. Die Kämpfe spielen sich nach einer kleinen Eingewöhnungsphase flott, das gesamte Design kopiert hervorragend die Optik des Animes und ihr findet genügend Inhalte, um euch die nächsten Wochen damit zu beschäftigen. Nur müsst ihr dabei in Kauf nehmen, dass sich die Erfahrung nach den ersten aufregenden Ebenen stark in die Länge zieht. Veränderungen im Ablauf oder Gameplay erfolgen nicht. Selbst wenn ihr der Handlung folgen könnt, bleibt diese bis zum Ende auf der Stelle stehen und macht keine Anstalten, euch mehr über die Figuren zu erzählen. Stattdessen sollt ihr lieber mit den 100 auswählbaren Kumpanen anbandeln und in kurzen Dialogminispielen ihre Zuneigung gewinnen. Das ist selbst mir ein wenig zu japanisch im Design.

Trotzdem ist Sword Art Online: Hollow Fragment eine gelungene Umsetzung. Wollt ihr einfach nur den Grind genießen und abends stundenlang einen Dungeon nach dem anderen von garstigen Wesen befreien? Wollt ihr langsam dabei zusehen, wie euer Recke neue Fertigkeiten freischaltet, aber fast nie einen Levelaufstieg erreicht? Wollt ihr mit eurer Lieblingsfigur aus dem Anime in der virtuellen Stadt Händchen haltend durch die Straßen wandern? Dann ist Sword Art Online: Hollow Fragment genau euer Spiel. Dem Rest dürfte es nach dem ersten Dutzend Stunden zum Hals raushängen.

Wir danken play-asia.com für das Testmuster von Sword Art Online: Hollow Fragment.

7 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Sword Art Online: Hollow Fragment

PlayStation Vita

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.
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