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Abwanderungen bei Crytek UK sorgen für Bedenken im Hinblick auf Homefront: The Revolution

Update: Gefloppte Projekte und zu schnelle Expansion.

Update (27.06.2014): Eurogamers eigene Quellen haben mittlerweile die vorherigen Berichte von Kotaku bestätigt.

Demnach stand man kurz dem Abschluss eine Pre-Production-Deals mit Microsoft bezüglich Ryse 2. Allerdings wollte Microsoft zugleich die Rechte am Ryse-Franchise haben. Dem konnte Crytek nicht zustimmen, weswegen der Deal platzte.

Von den Abwanderungen infolge der finanziellen Schwierigkeiten sind nicht nur Homefront-Entwickler Crytek UK und das das Crytek-Hauptquarter in Frankfurt betroffen, sondern auch die Mitarbeiter in Shanghai.

Zwei Quellen gaben gegenüber Eurogamer an, dass die Gehälter für Februar auf April verschoben wurden, die Hälfte des März-Gehalts wurde Ende April ausbezahlt und auf die Gehälter für April und Mai warte man derzeit noch - die Mitarbeiter seien entsprechend demoralisiert und aufgebracht.

Nach Angaben der Quellen haben sich mittlerweile sogar die lokalen Behörden eingeschaltet, um dafür zu sorgen, dass Crytek den Mitarbeitern ihre Sozialversicherung bezahlt. Einige Mitarbeiter würden in Betracht ziehen, Crytek wegen Vertragsbruch zu verklagen. Das Studio selbst wollte sich auf Nachfrage von Eurogamer nicht dazu äußern.

In Shanghai wird an den Free-to-play-Mobile-Spielen des Unternehmens gearbeitet, man bietet CryEngine-Lizenznehmern Unterstützung an und betreibt Warface in China. Rund 30 Mitarbeiter arbeiten derzeit dort, zehn sollen das Studio aufgrund der finanziellen Probleme bereits verlassen haben.

Warum Crytek diese Probleme hat? Die meisten Leute, mit denen Eurogamer gesprochen hat, geben an, dass das Unternehmen zu schnell und in den falschen Bereichen expandierte. Cryteks G-Face-Plattform hat etwa nicht wirklich funktioniert. Außerdem schloss man einen Deal mit Chinas größtem Online-Publisher Tencent ab, um Warface nach China zu bringen, allerdings floppte das Spiel mit Ausnahme von Russland so gut wie überall.

Cryteks Vorstöße in den Free-to-play-Markt sind weitestgehend fehlgeschlagen. The Collectables sei etwa mehr als eine halbe Million Mal runtergeladen worden, generiert einer Quelle zufolge aber keinen signifikanten Umsatz.

Die CryEngine leidet unterdessen offensichtlich auch unter dem Erfolg von Unity und Epics Unreal Engine.

Einer Quelle zufolge ist Crytek einfach zu groß geworden. Derzeit verteilen sich zwischen 900 und 950 Mitarbeiter auf verschiedene Studios rund um die Welt. Dementsprechend hat ein geplatzter Deal wie bei Ryse 2 auch sofortige und weitreichende Konsequenzen.

Aber kann Crytek die Probleme selbst lösen? „Vielleicht wird Crytek verkauft, ich bin nicht sicher“, sagt eine Quelle.


Update (25.06.2014): Auch Kotaku widmet sich der Situation bei Crytek in einem aktuellen Bericht und hat noch einiges mehr hinzuzufügen.

Demzufolge musste Crytek in den vergangenen Monaten die Arbeit an mehreren Spielen einstellen, darunter einige Prototypen zu brandneuen Titeln sowie eine Fortsetzung zum Xbox-One-Exklusivtitel Ryse.

Mitarbeitern des Studios zufolge konnte man sich mit Microsoft nicht darüber einigen, wer die Rechte am Franchise bekommen sollte, weswegen Ryse 2 letzten Endes eingestellt wurde. Und dadurch fällt natürlich auch eine sicherlich nicht kleine Finanzierung weg.

Aktuelle und frühere Crytek-Mitarbeiter beschreiben die Situation als angespannt und instabil, was unter anderem an mangelnder Kommunikation liege. Mitarbeiter würden offen darüber sprechen, das Studio zu verlassen und sich nach neuer Arbeit umsehen. Ein Mitarbeiter schätzt, dass in den vergangenen drei Monaten 100 Personen das Studio verlassen haben.

Weiterhin sollen Zahlungen regelmäßig verspätet erfolgt sein, während man den Mitarbeitern versicherte, dass die Probleme in Zukunft behoben werden - nur um dann wieder die Gehälter verspätet auszuzahlen. Entsprechend unzufrieden seien daher die Mitarbeiter und würden sich nun anonym öffentlich dazu äußern, weil sie hoffen, dass sich die Situation dadurch verbessert.

“Anstatt sich auf die Stärken des Unternehmens zu konzentrieren, also die Engine und innovative PC-Titel, widmeten wir uns einfach immer dem nächsten großen Ding in der Industrie“, wird ein Mitarbeiter zitiert. „Nur taten wir das stets etwas zu spät und rannten unseren Konkurrenten hinterher. Man hat nicht das Gefühl, dass das Studio eine eigene Identität hat, was wohl Mitarbeiter und Fans gleichermaßen frustriert.“

Als „Schlag ins Gesicht“ bezeichneten drei Quellen die Tatsache, dass in den letzten Monaten die Mitgründer Cevat und Avni Yerli weiter in ihren Ferraris zur Arbeit kamen, während die Mitarbeiter auf ihre Gehälter warteten. Ebenso habe man viel Geld für teure Stühle, Laptoptaschen und andere Dinge ausgegeben, etwa Erste-Klasse-Flugtickets für hochrangige Angestellte. „Man hat nie irgendwelche Kosten gescheut“, heißt es.

Während eines Meetings mit den Mitarbeitern in Frankfurt soll das Management in diesem Monat versprochen haben, dass man bald eine große Finanzspritze erhalten werde. Bis zu dieser Woche hätten die Leute, mit denen Kotaku gesprochen hat, aber weiterhin nicht ihr volles Gehalt bekommen.

Und in dieser Woche habe zudem Mitgründer Avni Yerli die Mitarbeiter dazu aufgefordert, nicht mit der Presse über die Geschehnisse im Studio zu sprechen - sagen jedenfalls drei Mitarbeiter. Da sie jedoch frustriert seien und eine Verbesserung herbeisehnen, würden sie das dennoch tun.


Originalmeldung (24.06.2014): Crytek hat zwar Berichte über finanzielle Schwierigkeiten dementiert, allerdings sickern immer weitere Details durch, die unter anderem im Hinblick auf das bei Crytek UK in Arbeit befindliche Homefront: The Revolution für Bedenken sorgen.

Einer Namensliste zufolge, die Eurogamer erhalten hat, haben seit Beginn der Entwicklung von Homefront mehr als 30 Mitarbeiter Crytek UK (ehemals Free Radical) verlassen. Dazu zählen hochrangige Mitarbeiter aus den Bereichen Grafik, Design und Programmierung.

Gestern war bereits auf Kotaku zu lesen, dass Free-Radical-Mitgründer Karl Hilton nicht mehr länger Managig Director bei Crytek UK ist. Den Dokumenten zufolge, die Eurogamer gesehen hat, verließ er den Vorstand am 28. Mai 2014.

Nach Angaben einer Quelle hat es viele Zu- und Abgänge gegeben, was vor allem an verspäteten Gehaltszahlungen lag. Der Webseite von Crytek zufolge arbeiten bei Crytek UK rund 130 Mitarbeiter.

Eine kleine Zahl von Crytek-UK-Mitarbeitern verabschiedete sich kürzlich in Richtung Cloud Imperium Games, um dort an Star Citizen zu arbeiten. Ihre Erfahrungen mit der CryEngine dürften dem Projekt sicherlich zugute kommen.

Einer weiteren Quelle zufolge wurden Mitarbeiter bereits misstrauisch, als Mitte des letzten Jahres Bonuszahlungen zurückgehalten wurden. Die Moral sei daher niedrig und die Mitarbeiter fühlten sich „verloren". Offenbar mangelt es ihnen auch an Vertrauen gegenüber dem Management.

Aufgrund der Probleme wurden einer anderen Quelle von Crytek UK zufolge jedem Mitarbeiter 600 Pfund in einem Monat ausgezahlt und 700 Pfund im folgenden Monat.

Weder Deep Silver (Publisher von Homefront) noch Crytek selbst wollten dazu einen Kommentar abgeben.

Einer Quelle zufolge arbeiten bei Crytek UK aber immer noch viele fähige und loyale Mitarbeiter, die das neue Homefront fertigstellen wollen.

Homefront: The Revolution - Trailer
In diesem artikel

Homefront: The Revolution

PS4, Xbox One, PC, Mac

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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