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Transformers: The Dark Spark - Test

Sie waren doch schon mal auf dem richtige Weg, warum musste das jetzt wieder sein?

Die Reihe war auf dem Weg der Besserung, jetzt der schwere Rückfall: eine schwache Filmanbiederung, der nicht viel gelingt.

Wo ist bitte das Problem? Wir haben Riesenroboter, die sich in Sachen verwandeln können. Dicke Laserkanonen. Eine eigentlich simple, aber letztlich viel zu komplizierte Story, die dazu entwickelt wurde, Kindern Spielzeug zu verkaufen. Ein gutes Videospiel müsste sich selbst schreiben. Es müsste einfach aus diesem Konglomerat idealer Versatzstücke herausfallen und ein vielleicht unkompliziertes, aber kurzweiliges und donnerndes Action-Fest ergeben. Aber nein, wir leben nun mal in einer Welt, in der Michael Bay immer noch mehr schlimme Transformers-Filme macht. Und so ist es wohl nur konsequent, dass es auch weitere Transformers-Spiele gibt, die weit von dem entfernt sind, was sie sein könnten.

Um fair zu sein: The Dark Spark ist nicht annähernd so grausam wie die letzten Filme - den neuesten kenne ich nicht, meine Erwartungen halten sich in Grenzen -, aber es kommt auch nicht annähernd an die kurzweiligen Ballerqualitäten der War-for-Cybertron-Reihe der High Moon Studios heran. Technisch gesehen gehört Edge of Realitys Dark Spark wohl zu diesem Universum, lehnt sich aber auch an das Filmuniversum an, und da ich ehrlich gesagt nicht mehr so ganz durch die feinen Details des Universums blicke, nehme ich es einfach mal als eine Geschichte für sich. Als solche funktioniert sie in keiner Weise. Die Dialoge sind noch am besten, wenn sie den Charakteristika der 80er-Transformers nahekommen, und einschläfernd, sobald sie versuchen, die aus der Beliebigkeit gezerrte Geschichte des Dark Sparks zu erzählen. Was der Dark Spark ist? Nun, was weiß ich. Ich denke nicht, dass das Spiel es weiß. Mächtiges McGuffin Nummer X halt, wen kümmert es, Hauptsache alle wollen es haben.

Dankenswerterweise finden sich nicht nur diese furchtbaren Film-Designs im Spiel, das selbst wohl nicht so genau weiß, wo es hingehört.

Das wie schon bei den anderen Cybertron-Titeln Netteste an der Sache ist, dass ihr wieder beide Seiten im Wettrennen um den Dark Spark spielt. Autobots und Decepticons wechseln sich von Level zu Level ab und sogar innerhalb eines Abschnitts kontrolliert ihr immer mal wieder verschiedene Roboter. Dazu gibt es eine Reihe von immer wieder wechselbaren Waffen, jede Menge Perks und Bonus-Items, sekundäre Feuermodi, Spezialangriffe, die von One-Hit-Kills zu Begleitdrohnen reichen, und natürlich verwandelt sich auch jeder Transformer brav und mit dem bekannten Soundeffekt. Alles da also.

Wenn es doch nur mehr Spaß machen würde. Erst einmal ist Dark Spark potthässlich. Wir reden hier von Bullet-Witch-hässlich in seinen schlimmsten Momenten, und das auf PS4 und One. In seinen besseren kommt es an die Cybertrons heran, fügt dem ein paar Next-Gen-Glitzereffekte hinzu und lässt es gut sein. Auszusehen wie ein Ausschussprodukt der letzten Generation kann ja auch als Alleinstellungsmerkmal gesehen werden. Mit lieblosen Texturen auf grobschlächtigen Objekten, Momenten, in denen die Kamera definitiv nicht so nah an niedrig Aufgelöstes herankriechen sollte. Der Sound passt dazu. Einige serientypische Effekte bilden die Highlights, alles andere ist dünn und wenig beeindruckend. Legen die Filme wenigstens noch jedes Heimkino in Schutt und Asche, wenn man mal aufdreht, kommt Dark Spark vom Druck des Sounds kaum aufs Level eines hustenden Kätzchens. Also, um es noch mal kurz und auch für den Sam-Witwicky-Fan-Club verständlich zusammenzufassen: Technik BÄH!

Insecticons waren schon immer Müll, sind es noch und werden es für alle Tage sein. Insekten sind keine Autos und Saurier. Wer würde also damit spielen wollen?

Das reine Spielgefühl ist besser als das. Im ersten Moment scheinen die Roboter viel zu klein und zerbrechlich, mehr wie das Spielzeug als die Kinoillusion. Die Bewegung jedoch vermittelt schon das richtige Trägheitsmoment und das Waffenfeedback scheint auch der futuristischen Feuerkraft angemessen. Alles scheint gut, bis ihr euch in die ersten Gegnergruppen wagt. Innerhalb von Sekunden wird euer mächtiger Roboter zerpflückt und meist wisst ihr kaum, aus welcher Richtung. Das Spiel möchte nicht, dass ihr euch todesmutig in die Gefahr stürzt. Kluge Transformers pirschen sich voran und bleiben lieber in Deckung, wo ihr Schild sich regenerieren kann. Kluge Transformers wissen, dass ihr Rotationstempo zu niedrig ist, um auf die herumwuselnden Feinde, die außer ihren Schüssen keinen Hinweis auf ihren Aufenthaltsortes geben, reagieren zu können. Kluge Transformers halten Abstand, bewegen sich immer wieder außer Reichweite, orientieren sich und schießen auf die Distanz. Kluge Transformers sind doof, weil das Spiel sich so wie jeder andere dumme Shooter anfühlt und sich selbst des Spaßes an den tonnenschweren Superrobotern beraubt.

So bleibt ihr auf Distanz, bewegt euch immer auf halber Flucht kriechend voran und merkt schnell, dass dieses Spiel das Strecken von Inhalten bis zum Zerreißen des Spielspaßes betreibt. 14 gefühlt endlose Missionen und ungefähr so viele Stunden zieht es sich wie ein überstrapazierter Kaugummi. Ich bin absolut für mehr Spielzeit, aber diese sollte über ihre Dauer auch mehr als nur sehr punktuell unterhalten. Es gab einen oder zwei Momente, die ich schätzte. Grimlock zu spielen war ein solcher - selbst wenn es hart betrachtet eine spielerische Klein-Katastrophe war -, einige der etwas offeneren Levels in der Mitte waren in Ordnung, aber weit mehr bleibt Anderes in Erinnerung. Zum Beispiel die ewige Wiederholung belangloser Beleidigungen, die meist sogar die eigenen hirntoten KI-Begleiter dem Feind entgegenwerfen. Oder die undankbar verteilten Rücksetzpunkte, die euch zwingen, das oft wiederholte „Aktiviere X an vier bis acht Stellen im Level" komplett zu wiederholen, weil ihr beim letzten Punkt einem nicht sonderlich fairen Gegnerpulk unterlagt. Oder dass ich mich schon wieder zum gefühlt millionsten Mal durch einen Level ballere, der wirkt, als wäre dies ein liebloses PS2-HD-Remake. Wem das nicht genügt, der kann seine Zeit in einem bis zu vier Spieler einbindenden Koop-Modus verbringen, in dem ihr nicht gerade vor Inspiration sprühende Wellen an Feinden abarbeitet.

Er starb für unsere Sünden und weder irgendein Spiel noch Michael Bay können das nehmen.

In den letzten Jahren gab High Moon den altehrwürdigen Transformers einen Teil ihrer Würde zurück und etablierte mit dem War-for-Cybertron-Universum einen unterhaltsam umgesetzten Gegenentwurf zu den Filmen und ihren bestenfalls mittelmäßigen Versoftungen. Ich kann nur hoffen, dass Transformers: The Dark Spark einen Ausrutscher in der Hektik und im Schatten des neuen Films darstellt und nicht das Ende einer ganz ordentlichen Parallelserie. The Dark Spark verirrt sich inhaltlich, gibt sich weder im Spieldesign noch in seiner Ästhetik irgendwelche Mühe und verendet auf bestenfalls halber Strecke als ermüdende Fleißaufgabe mäßiger, wenn auch generell vorhandener Spielbarkeit. Kurz gesagt: Es ist mal wieder so ein Lizenztitel, den keiner wirklich braucht. Schade, ich hoffte, die Transformers wären bei ihren Spielen inzwischen weiter als das.

4 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Transformers: Rise of the Dark Spark

PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360, Nintendo Wii U, PC, Nintendo 3DS

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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