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Danke, Humble Bundle

Dafür, dass ich das noch erleben darf (und gar nicht mal so lange darauf warten musste).

Wir Nerds und Videospieler gelten ja als böse Zyniker. Mal als Trolle, mal als Schlechtreder, mal als jemand, der, nachdem er der Torschützenkönig-aller-Zeiten wurde, irgendwas davon erzählt, woran man arbeiten muss. Als echte Zitronen im großen Früchtekorb des Lebens, unfähig, Limonade zu machen, wenn man sie mit Zucker überschüttet. Wir Spiele-Redakteure passen uns da häufig genug an, schlicht, weil wir oft genauso fühlen. Einfach, weil wir wissen, wo wir herkommen. Wir haben leider - oder mindestens genauso oft glücklicherweise - etwas anders gelernt, fielen in die Arme unseres Hobbys zurück, weil es uns berührte, und spüren den Stich eines fiesen DRMs oder grottigen DLCs nur deshalb weniger, weil uns eine fürsorgliche PR drumherum schifft.

Aber das alles, die Verbitterung, den Zynismus, die Enttäuschung, sei es echt oder wie so oft mehr nur gefühlt, lassen wir sie doch für einen kurzen Moment mal beiseite. Weil Schland 7:1 gespielt hat. Und mir im Anschluss die Freude nicht verdorben wurde, weil man wieder mal Merkel einblenden musste.

...

Äh, nein, das war es nicht. Worum ging es noch mal? Ach so, ja, richtig. Weil Humble Bundle mal wieder ein neues Bundle vor die hungrige Meute wirft. Diesmal zusammen mit 2K. Zuvor mal mit SEGA, Codemasters, EA oder Deep Silver. Jede Woche zusammen mit einem Heer tapferer, mal bemühter, mal talentierter, mal brillanter Indie-Entwickler. Mit einer wachsenden Gruppe Comic- und Buchautoren. Mit Artwork-Designern und Soundtrack-Schreibern, deren Werke als Bonus gleich mitwandern.

Das hier mag eine sinnlose, hohle Geste sein, aber sie ist mir wichtig, weil ich - so dämlich das sicher gerade für junge Semester klingen mag - noch weiß, woher ich kam. Aus genau diesem Grund möchte ich genau diese drei Worte sagen:

Danke, Humble Bundle.

Danke. Wirklich, ehrlich und aufrichtig: Danke.

Ich habe gerade über ein halbes Dutzend Triple-A-Spiele für etwas über 20 Euro gekauft. Darunter Sachen, die keine zwei Jahre alt sind, brillante Spiele, die Wertungen in höchsten Sphären einsammelten. Richtig geiler Scheiß halt. Wahrscheinlich krieg ich im Laufe der nächsten zwei Wochen noch ein paar Soundtracks dazu. Oder sogar mehr Games.

20 Euro, das sind nach der Milchmädchenumrechnung 40 Mark. Lasst mich an den Anfang meiner PC-Spielezeit zurückgehen. Da hatte ich ungefähr 40 Mark in der Tasche und fuhr ans andere Ende der Stadt, durch die Geisterbahnhöfe des sehr real existierenden Sozialismus, um am Platz der Luftbrücke umzusteigen und fast eine Stunde nach dem PC-Laden zu suchen, der 1987 wohl halbwegs günstige Spiele verkaufte. Heute geht man zu Media-Markt oder gar nicht mehr aus dem Haus und konsumiert online. Das war die Zukunft. Im Sinne von Science-Fiction. Bevor hier Romantik aufkommt: Es war im Winter 1987 scheißkalt und die Suche dauerte insgesamt zwei Stunden oder mehr. Ich stand durchgefroren in einem kleinen Laden, der in meiner Preisklasse nur eine Handvoll Games anbot, und die waren alle Schrott. Nicht heutiger Schrott. Wer heute von Schrott spricht, wer Ride to Hell als schmerzhaftes Verbrechen an der Menschheit bezeichnet, der kannte US Gold Ende der Achtziger nicht. Das waren die Sachen, die die ASM mit einer Scheiblette auszeichnete. Das war das, was ich für das den heutigen Preis von acht großartigen Spielen bekam. Und ich war glücklich, Schrott kaufen zu können. Immer noch besser, als kein Spiel zu haben.

Ich will euch nichts vom Krieg erzählen. Ja, manche Dinge waren in dem ominösen "Früher" neuer, sie waren aufregender, sie waren unbeschwerter. Ein oder zwei Sachen waren vielleicht sogar besser, auch wenn ich nicht ganz sicher bin, welche. Aber ganz sicher habe ich nicht acht tolle Spiele für 40 Mark bekommen. Und ein paar dieser Mark auch noch dem Roten Kreuz und Action Against Hunger gespendet. Das ist ganz, ganz sicher so viel besser, als es an einem kalten Wintertag in 1987 war.

Danke 2K.

Danke EA, Codemasters, SEGA, Deep Silver und andere große Unterstützer.

Danke ihr großartigen, mutigen, unfähigen, talentierten, eigenwilligen, brillanten, aufregenden, muffeligen, extatischen Indie-Studios und -Entwickler.

Danke Humble Bundle.

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XCOM: Enemy Unknown

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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