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gamescom angespielt: Evolve

Zwei neue Jäger und das Cthulhu-Monster Kraken unter der Lupe.

Die Stimmung der Turtle-Rock-Mitarbeiter am Evolve-Stand war sichtlich gelöst. Gut möglich, dass das mit der jüngsten Verschiebung des Titels auf Februar 2015 zusammenhängt. Die Erfinder von Left 4 Dead haben ganze fünf Monate mehr Zeit, ihrem Vier-gegen-einen die richtige Balance beizubringen, die es zum nächsten Koop-Dauerbrenner machen könnte. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn bisher habe ich noch nie jemanden auch nur ein schlechtes Wort über die Monsterjagd verlieren hören.

Heute, bei meinem zweiten Kontakt mit dem Titel, war Zeit für drei ausgedehnte Runden. Erstmals ließ 2K es zu, aus den jeweils zwei Figuren pro Klasse zu wählen und auch das Lovecraft-artige Tentakelmonster Kraken war spielbar. Nachdem ich vergangenen Februar schon ausgiebig über die speziellen Talente der ersten vorgestellten Figuren schrieb, habe ich nun an jeder der Spielstationen den jeweils neuen Charakter gespielt. In der letzten Runde wollten sowohl ich als auch Kollege Olaf Bleich Hand ans Monster legen - ein Interessenkonflikt, den wir ganz männlich im Schnick-Schnack-Schnuck beilegten. Mit dem besseren Ende für mich. Ich durfte also Kraken spielen.

Doch der Reihe nach: Als erstes spielte ich den neuen Trapper Maggie. Die Aufgabenteilung bleibt auch mit den neuen Figuren im Großen und Ganzen ähnlich. Allerdings wurden einzelne Fähigkeiten leicht angepasst, die die Taktik im Kleinen etwas verändern. Wichtigstes Ziel des Trappers ist weiterhin, die mobile Energiekuppel zu platzieren, die das Monster für eine Weile an Ort und Stelle hält. Statt der Harpunenkanone von Griffin platziert Maggie Harpunenfallen in der Erde, mit denen sich ausgezeichnet Hinterhalte aufstellen lassen. Allerdings ist dabei auch auf die Blickrichtung beim Platzieren zu achten, soll die Taktik Erfolg haben. Was Maggie so attraktiv macht, ist ihre hundeartige Echse Daisy. Als einziger Charakter führt die Fallenstellerin also einen waschechten Sidekick mit in die Schlacht. Griffen hatte stattdessen Sensoren, die einem verrieten, wenn das Monster sie durchquerte.

Die CryEngine 3 macht vor allem in Sachen Effekte eine gute Figur. Die Monster wirken herrlich plastisch und sind lebendig animiert.

Daisy ist prächtig animiert und nimmt die Fährte des Monsters auch dann noch auf, wenn die Jäger keine Ahnung haben, wo es abgeblieben ist. Ist das Monster mal wieder sehr abwartend und vorsichtig unterwegs, hilft es daher, sich an Daisy zu orientieren. Ach, und hatte ich schon erwähnt, dass sie die Spieler - deren Begrenzung auf drei Leben mittlerweile anscheinend aufgehoben wurde - auch wiederbeleben kann? Ansonsten ist ihre Maschinenpistole im Gebrauch vergleichbar mit dem SMG ihres männlichen Gegenparts. Insgesamt ist Maggie ein nette Ergänzung und eine schöne Alternative zum bärbeißigen Griffin.

Danach spielte ich den zweiten Medic, der teilt sich seinen Namen mit seiner Sekundärwaffe, dem Lazarus-Gerät. Wie der Name vermuten lässt, kann dafür aber gefallene Kameraden wiederbeleben. Die Tarnkappe seiner Medizinerkollegin hat er natürlich auch, weshalb sich die Kombination aus Unsichtbarkeit und anschließender Rettung in unserer Runde sehr bewehrt hatte. Lazarus ist vom Spielansatz eine deutlichere Änderung zum anderen Medic, da Val ihren Heilstrahl immer fleißig auf die eigenen Kollegen halten muss. In beiden Matches fand das Spiel sehr schnell auf die Füße und bot direkt wieder die eingängige Hatz auf ein Monster, das jedem einzelnen Spieler im Eins-gegen-eins überlegen ist. Folglich drehen sich je nach Situation und geografischer Gegebenheit das Spiel und die Taktik beinahe ansatzlos. Es ist ein atemloses Abpassen, Zuschlagen und im richtigen Moment die Flucht ergreifen - aufseiten der Jäger wie auch, wenn man als Monster unterwegs ist.

Leider war keine Zeit, die neuen Assault- und Support-Varianten auszuprobieren, doch mit Minigun und Flammenwerfer sowie Giftgranaten auf der einen (Assault Hyde) und Lenkraketenwerfer, Geschütztürmen und Drohne auf der anderen Seite (Support Bucket), dürften auch sie im endgültigen Spielbetrieb Anfang nächsten Jahres viel Liebe von der Community erfahren.

Das Wechselspiel der unterschiedlichen Charaktere funktioniert bislang sehr viel versprechend.

Das Highlight war aber einmal mehr, als Monster zu spielen. Anders als der zuerst vorgestellte Goliath ist Kraken eher ein Distanzkämpfer, der über dem Schachtfeld schwebend Energieprojektile nach unten feuert. Dann wiederum lässt er Blitze regnen, mit denen zu zielen durchaus Spaß machte. Lichtsäulen markieren den zukünftigen Einschlagsort und ziehen sich zusammen, bevor es zur Entladung kommt. So möglichst viele Jäger auf einmal zu erfassen, war motivierend und befriedigend. Will man hingegen schnell ein paar Meter zwischen sich und seine Verfolger bringen, schleudert man ihnen zielsuchende Energieminen entgegen. Kommen sie einem doch mal zu nahe, erfasst der Aftershock alle Gegner in der unmittelbaren Umgebung. Toll war besonders der Vortex, der eine gerade auf den Kraken zulaufende Meute Feinde mit einer Druckwelle viele Meter zurückschleuderte.

Insgesamt spielte sich Kraken vor allem in Sachen Stealth deutlich effektiver. Da er für begrenzte Zeit schweben und sich dabei in verschiedene Richtungen katapultieren kann, finden die Jäger keinerlei Fußabdrücke, die sie verfolgen könnten. Häufig rannte ich einfach auf eine Klippe zu, sprang von ihr ab und änderte im Flug dann direkt meine Richtung. Lange genug blieben meine Verfolger so im Dunkeln, dass ich mich in Ruhe zur jeweils nächsten Evolutionsstufe verpuppen konnte. So kam es, wie es kommen musste: Obwohl Lazarus aufseiten der Jäger das beste aus seinen Wiederbelebungsfähigkeiten machte und der Support ihn clever tarnte - im Grunde bekam ich ihn kaum zu Gesicht - entschied ich die längste aller Spielrunden dieses Termins schließlich für mich.

Zwei Siege in zwei Spielen als Monster - ich könnte mich eigentlich als ungeschlagener Evolve-Monsterchamp zur Ruhe setzen. Aber dann entginge mir eines der viel versprechendsten Koop-Spiele des nächsten Jahres.

Evolve - Gameplay-Trailer
In diesem artikel

Evolve

PS4, Xbox One, PC

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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