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Die neuen Freemode-Events machen GTA Online zu etwas noch Wundervollerem

Ist ja nicht so, dass hier irgendwer zu kurz kommt.

Es ist herzlich egal, wann man mit welcher Intention zu GTA Online zurückkehrt oder wie viel Zeit dazwischen verging - aus GTA 5 wurde GTA mit Freunden, und GTA mit Freunden ist auch der Grund, warum meine Xbox 360 noch immer angeschlossen unter dem Tisch steht. Wie schnell eine zufällige Rempelei an der Hausecke gefährlich-explosiv auf einen ganzen Straßenzug überschwappen kann, ist nur ein (a)sozialer Aspekt mal strukturiert und oft ziellos verbrachter Nachmittage. Wer keine Lust hat auf Missionen, Bootsrennen oder Team-Deathmatch, hängt eben einfach so rum, und sogar vor dem Hintergrund eines zerstreuenden Videospiels gibt es weitaus Langweiligeres.

Es geht um die reine Freude am virtuellen Beisammensein, selbst wenn das, was man gerade tut, vielleicht außerhalb des Spiels stattfindet. Insofern ist es auch der launigste und detailliertest gestaltete Chat, den ich je erlebte, stets mit der Option, sich zu mehr oder gar etwas Sinnvollem aufzuraffen, falls man diese Auslegung in einer Welt der Bandenkriege und scherzhaft verteilten Haftbomben gelten lassen kann. Es ist die dünnste durchs eigene Handeln bestimmte Trennwand, ein universell nutzbares, zugängliches Template für Online-Freundschaften, was immer sie im Sinn haben mögen.

Bei der Rückkehr in den freien Modus kann es passieren, dass man unversehens in einen Sammelwettbewerb gerät. Die Karte ist voller Dollarsymbole, die man einsammeln kann. Die Aktion endet, wenn alle Symbole weg sind oder das Zeitlimit ausläuft.

Wie dem auch sei, um den anvisierten Sweetspot herum liegt eine relativ harte Trennung zwischen freiem Open-World-Modus und den eigentlichen Spielmodi: die Lobby mit angeschlossener Spielersuche. Wie oft warteten wir im Menü gemeinsam auf einen Vierten, ohne den das geplante Rennen/Fallschirmspringen/wasauchimmer nicht starten konnte, und wie oft davon vergeblich. Das gilt hauptsächlich für die Heists, aber trotzdem, die unfassbar vielen verschieden benannten Varianten GTA Onlines machen das Zusammenfinden beitrittsfreudiger Leute nicht einfacher.

Daran ändert sich nichts insofern, dass man bei normalen Deathmatches, Missionen und Co. weiterhin diesen Weg beschreitet. All diese unterhaltsamen Dinge bleiben unangetastet als unterste Schicht des dicken und stets griffbereiten Süßigkeiteneimers. Langt rein und nehmt, wonach euch der Sinn steht, solange ihr genug Mitspieler habt oder zumindest die Zeit, auf welche zu warten. Ein Aufguss in den oberen Lagen sind die heute angekündigten und voraussichtlich nächste Woche veröffentlichten Freemode-Events, von denen ich kürzlich schon einige ausprobieren konnte.

Einer der neuen Lobby-gebundenen Modi nennt sich ''Grenzüberschreitung''. Zwei gegnerische Teams von je vier Leuten müssen in die gegenüberliegende Zone ihrer Feinde eindringen, um zu gewinnen. Gar nicht so einfach, wenn überall die Kugeln pfeifen.

Bedauerlich: PS3 und Xbox 360 gehen erstmals leer aus. Das Update erscheint nur für PC, PS4 und Xbox One. Was nicht heißt, dass Rockstar danach nicht weiterhin kleine Content-Erweiterungen wie Kleidung, Waffen oder Autos in die alten Versionen tröpfeln könnte. So richtig sicher scheint das noch nicht zu sein, nur bei den Freemode-Events, da scheitert es offenbar an der Leistung der überholten Kisten.

Alle zwölf Minuten startet ein solches Event im freien Modus - ohne jegliche Ladezeiten - und setzt euch in direkte Konkurrenz zu den anderen Mitspielern derselben Sitzung. Natürlich nur, falls ihr das möchtet. Wer gerade sein Ding des Jahrhunderts am Laufen hat, kann die Benachrichtigungen ignorieren. Eine Ausnahme ist "Höchstgeschwindigkeit", woran automatisch jeder teilnimmt, indem er einfach fährt. Gewinner vieler RP und Dollar ist, wer die Tachonadel innerhalb des dreiminütigen Zeitlimits rechtsseitig in die größte Schräglage bringt, sprich: das höchste Tempo erzielt, und sei es nur für eine Sekunde. In aller Ungezwungenheit kann das jemand sein, der gerade vor den Cops flüchtet und schlicht Glück hat, es vielleicht nicht einmal realisiert, oder jemand, der seiner "eigenen" erprobten Beschleunigungsstrecke auf irgendeinem langen Highway vertraut.

Wer zu lange außerhalb der Kuppel bleibt, explodiert. Klingt nach einem fairen Deal.

Für andere Events erscheinen Markierungen zum gemeinsamen Einfinden der Streithähne, bevor es an Ort und Stelle startet. Zum Beispiel "Eingepfercht": Alle Spieler müssen in ihren Wagen unter einer glimmenden Kuppel bleiben, die stetig kleiner wird und sich beschleunigend durch die Welt bewegt. Erlaubt ist, was das eigene Überleben sichert und es den anderen erschwert: rammen und Daumen drücken, dass sie weniger Glück haben. Wo man sich auf flacher Ebene des Blaine-County-Hinterlands noch bequem innerhalb der Grenze halten und im Notfall rasch zurück hineinfahren kann, windet sich die Kuppel im Laufe der Runde durch bebaute und besiedelte Gegenden. Und da können nach einem ungeschickten Abbiegen schnell mal Häuser, Telegrafenmasten oder Leitplanken im Weg sein. All das mündet in einem nervösen Bangen um die eigene Haut, einem Kampf gegen das Zurückgelassenwerden unter immer weiter verschärften Umständen.

"Mutwillige Zerstörung" führt GTA auf seine ureigene Essenz des ungescholtenen Chaos zurück. Das Fahndungssystem ist deaktiviert, während jeder Spieler für sich die Stadt mit Granat- oder Raketenwerfer umgräbt, vor Augen nur ein Ziel: so viel Sachschaden wie möglich an Fahrzeugen anrichten, bis in die Hunderttausende und sogar Millionen. Das kurze Pochenlassen dieser destruktiven Ader ist GTA-Spielern zu eigen, und Rockstar gibt euch hiermit einen guten Grund. In der Vorbereitungszeit lassen sich prima ganze Straßenzüge bis hin zu Kreuzungen blockieren, jedenfalls wenn man es richtig anstellt.

Richtet so viel Schaden an, wie die Minigun hergibt. Braucht man einem GTA-Spieler nicht zweimal zu sagen.

Bei der "Bestienjagd" wird ein Spieler unbemerkt zur Zielperson und blinkt auf der Karte für wenige Sekunden auf, jedes Mal, nachdem er einen von zehn Checkpoints durchquert hat. Die anderen Teilnehmer müssen ihn anhand dessen lokalisieren, danach einkreisen und stoppen, zumal sie in hundert Metern um ihn herum ein Fauchen vernehmen. Kann relativ lange dauern und scheint ohne Sprachkommunikation nur schwer machbar.

Woanders bemannen zwei Teams je einen Kampfhelikopter und bratzen Merryweather-Nachschub im stetigen Konkurrenzkampf vom Himmel. Rockstar spricht von insgesamt "über 200 verschiedenen Varianten". Obwohl ich bisher nur eine Handvoll ausprobieren konnte, ist das einzig mögliche Empfinden für etwas namens "Heiße Ware" kindische Vorfreude: Eine Brieftasche ist das Ziel aller und je länger man sie im Besitz behält, ohne als durchlöcherter Haufen zu enden, desto mehr Kohle gibt's am Ende.

Die Bestie kann und sollte sich gegen die Verfolger zur Wehr setzen.

Mein bisheriges Highlight des kommenden Updates ist ein normaler Lobby-gebundener Modus, der sich der Prämisse des Films "Speed" mit Dennis Hopper und Keanu Reeves entlanghangelt. Zwei Parteien mit jeweils vier Autos, darunter ein träger, massiver Tieflader. Er darf sich nicht unter einem bestimmten Tempo bewegen, oder zumindest nicht länger als wenige Sekunden, sonst fliegt er in die Luft. Die drei Leute in seinem Team schützen ihn, die vier anderen tun das Gegenteil. Aussteigern und Ballern ist nicht erlaubt, lediglich Abdrängen und Wegblockaden, oder was auch immer euch einfallen mag, wenn man in so einer Situation steckt.

Den gegnerischen Tieflader abzudrängen und zum Stehen zu bringen, das ist nicht so leicht, wie es vielleicht klingen mag.

Zusammen mit dem auf Konsolen landenden Video-Editor ist das Update das inzwischen 17. Glied in einer Kette kostenloser Erweiterungen für GTA Online, seit es im Oktober vor zwei Jahren startete. Es verbindet die lose Struktur der freien Spielwelt mit "ordentlich was zu tun", ohne dazwischen eine harte Grenze zu ziehen. Die Spielersuche in der Lobby wird angesichts der Fülle an verschiedenen Modi in all ihren Ausführungen immer zäher. Im freien Modus bewegt man sich ohnehin, fremde Leute sind auch da, wieso sollte man sie nicht ganz zwanglos dazu ermuntern, mehr miteinander zu tun, als sich nur irgendwo auf der Weltkarte abzuschießen?

GTA Online wächst damit noch ein Stück und schließt weitere Lücken in der Spielerführung durch seine mal banale, mal alberne, aber immer unterhaltsame Welt. Sagt mir, wieso man sich darüber beschweren sollte.

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Sebastian Thor

Freier Redakteur - Eurogamer.de

Steht auf Bier und Bloodsport. Mag weiche Sofas und verliert sich gern in Gedanken an dies und das. Seit 2014 bei Eurogamer dabei, aktuell als freier Redakteur.
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