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Dark Souls 2: Crown of the Ivory King - Test

Aus und vorbei.

Dark Souls ist durch. Nicht wegen des letzten Bosses oder so was, sondern "durch" in einer ebenso endgültigen wie befriedigenden Art. Natürlich auch in seiner fabelhaften Auffassung davon, nach welchen Regeln eine Spielwelt funktionieren muss. Da ich keine Ahnung habe, wann wir das nächste Mal über die Reihe reden werden (Ankündigung von Teil 3 im Frühjahr, go for it, From Software!), noch mal ein kleiner Abriss von Teil 2, bevor alles endet: über 40 Gebiete und Bosse, 77 Leuchtfeuer, 100 Spielstunden.

Es hat erzählt, was es zu erzählen hatte, bewiesen, was es beweisen wollte. Besser wird es in dieser Form nicht mehr. Dark Souls 2 ist durch, das war's, und Crown of the Ivory King leistet einen wundervollen Beitrag dazu. Es ist die beste der drei Download-Erweiterungen, ein wahrlich krönender Abschluss (sorry...).

Viele Truhen und Durchgänge sind zu Beginn vom Eis blockiert. Erst wenn ihr den Schneesturm stoppt, kommt man weiter.

Am Ende bleibt mir nur, all jene Leute zu beneiden, die mit der sicher bald erscheinenden Game-of-the-Year-Edition ihre ersten Schritte in Drangleic machen werden. Sie bekommen schieren Content in Form eines dumpf die Eingeweide quetschenden Monstrums, mal erschreckend schwer, mal nicht so. Nicht in sämtlichen Aspekten so perfekt ausgearbeitet wie der Vorgänger, aber besser als fast alles andere auf dem Markt und dank des Ivory Kings reicher um einige der am cleversten gestalteten Gebiete.

Auch dieses finale Kapitel lebt von seiner fragmentierten Erzählweise des Spurenhinterlassens, neben der es auf den ersten Blick wenig für euch übrig hat. Vor allem kaum Erklärungen, wo das verschneite Königreich Eleum Loyce liegt und wieso und weshalb. Es schließt den letzten Vorhang mit einem spektakulären Kampf, den ich in dieser Form noch in keinem Souls-Spiel erlebt habe und bei dem ich mir unsicher bin, ob so etwas so schnell wiederkommt.

Bis dorthin kann es ein weiter Weg sein. Die ersten Schritte verlaufen mühsam, ohne im tobenden Schneesturm die Hand vor Augen erkennen zu können. Ein trübes, visuell sehr unangenehmes Weiß umwirbelt Kathedralen und Balkone, die scheinbar endlos langen Wehrgänge, Brücken und die gewundenen Treppen. Crown of the Ivory King hält sich an die verdrehte Levelarchitektur der Vorgänger-DLCs und kreuzt euren Weg von A nach B immer wieder mit C, D und E - bis am Ende alles irgendwie zusammenläuft. Eine blockierte Tür Stunden später von der anderen Seite zu öffnen, meine Güte, das wird wohl nie ein alter Hut.

Sonst sieht das Ganze nämlich so aus. Jetzt stellt euch vor, ihr müsstet in diesem trüben Dunst einen unsichtbaren Säbelzahntiger bekämpfen. Albern, was?

Waren die Schalterrätsel von Crown of the Sunken King mit einem Bein in der Nähe dessen, wo Zelda mit Sack und Pack sein Revier verteidigt, sind es die Eiskristalle des Ivory Kings ebenfalls. Oft gerät man in Sackgassen, wundert sich über scheinbar unerreichbare Items inmitten von Leichenbergen. Wer die Kerle wohl früher waren? Und wieso hocken Priesterinnen apathisch in dieser Eiseskälte, ohne sich zu rühren? Statt die Blockaden mit einer Flamme aus der Flasche schmelzen zu lassen, müsst ihr nach dem Ende des Schneesturms wiederkommen. Wann das ist? Dann eben! Dark Souls 2 gibt seinem Backtracking noch einmal ordentlich Gewicht, und davon mehr, als es in den letzten Erweiterungen der Fall war.

Kann man gegen einen unsichtbaren Bossgegner bestehen? Vermutlich. Ich habe keine Ahnung, wie genau, doch es ist ein Moment, den es so nur in Crown of the Ivory King gibt. Natürlich hat das Spiel in seiner um Mythen herumgezwirbelten Lore eine Lösung dafür parat. Man muss nur die richtige Abzweigung nehmen. Was in einem Verbund aus Korridoren, Berghängen und Leitern leichter gesagt ist als getan, aber um diese Qual der Wahl geht es ja beim Fleischwolf namens Dark Souls 2.

Ein weiterer Grund, wieso ich das Spiel allgemein und Ivory King speziell so liebe, ist die Art, wie es sich in lebensverneinender Umgebung ein letztes keckes Augenzwinkern bewahrt. Etwa dann, wenn man eine Schneekugel einen Berg herunterschubst, die zu einer Lawine heranrollt, drei Eisgolems plattwalzt und gleich noch eine riesige Lücke in der Brücke gegenüber stopft. Manchmal spricht man bei Spielen von "Aha"-Momenten und ich denke, das hier könnte einer sein.

Ein letztes Krafttanken, bevor alles endet.

Oder wenn man das erste Mal gegen etwas kämpft, das aussieht wie ein halb zerfressenes Karnickel mit einem auf den Rücken geschnallten Igel. Irgendwie putzig, aber Radskelett 2.0, sag ich euch. Seid ihr zu nah dran, bohren sich seine Eisstacheln in die dickste Rüstung. Nicht näher kommen, kleiner Hasenigel, will dich nicht töten müs... aaargh, Shit, du Mistsau! Beim! Nächsten!! Mal!!!

Währenddessen herrscht eine verquere, traurige Erleichterung darüber, dass die Reise nun ein definitives, unumgängliches Ende nimmt. Ob wir in genau dieser bewährten, bis in den letzten Pixel gereiften Form noch einmal unterwegs sein werden, das ist hier und heute egal. Crown of the Ivory King gibt euch den besten Grund, diesen Abschied zu genießen, bis obenhin beladen zurück nach Majula, Wellenrauschen im Ohr, Abendrot vor der Nase. Ein letztes Mal mit Streitkolben gegen Golem und Skelette, ein letztes Mal "Seek Souls, larger Souls", ein letztes Mal "Bear, Seek, Seek, Lest". Dark Souls 2 ist durch. Es ist Zeit zum Loslassen. Auch wenn es nach dem fantastischen letzten Kapitel schwerfallen mag.

9 / 10

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Sebastian Thor

Freier Redakteur - Eurogamer.de

Steht auf Bier und Bloodsport. Mag weiche Sofas und verliert sich gern in Gedanken an dies und das. Seit 2014 bei Eurogamer dabei, aktuell als freier Redakteur.

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