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Little Big Planet 3 - Test

Und noch einmal mit Schwung.

Die niedlichsten Figuren der jüngeren Spielegeschichte sind zurück und sie haben neue Tricks gelernt. Leider nicht so viele.

Werden die Story-Kampagnen von Little Big Planet immer kürzer? Und ist das relevant? Gut, bei einem inzwischen von Millionen User-Inhalten gespeisten Spiel für die meisten wohl nicht so, aber mit irgendwas muss man beginnen. Also ja: kürzer, gestauchter, noch mehr Vorgeplänkel für den Online-Kern des Spiels - und weniger umwerfend als Teil 2, um das ungefragt vorwegzunehmen. Die vom hier eingesprungenen Entwicklerstudio Sumo Digital erdachte Geschichte ist an zwei Abenden verputzt wie eine zu groß geratene Pizza, bei der die Augen für den Moment mal wieder zu viel wollten.

Ein riesiger Spaß, keine einzige verschwendete Sekunde, bräuchte man nicht mal eine PS4 für (PS3-Version liegt uns noch nicht vor), mit freundlich-zeitlosem Textillook wie die Vorgänger. Little Big Planet ist auch mit einer 3 hintendran eine Ode ans kindliche Erleben von Videospielen und das Ausprobieren ihrer Einzelbestandteile, in seiner Breite an Möglichkeiten deutlich eindrucksvoller als letztlich in der Tiefe. Es ist eines der wohl lustigsten und partytauglichsten Spiele-Templates, eine Schablone für das, wodurch die Millionen online abrufbaren User-Level in den nächsten Jahren noch erweitert werden mögen.

Neben dem bekannten Sackboy gibt es drei weitere Figuren: den Hund Oddsock, den behäbigen, schrumpfbaren Big Toggle und den Vogel Swoop. Alle haben ihre eigenen Fertigkeiten. Leider ist die Haupthandlung viel zu kurz, als dass sie oft genug zum Einsatz kämen.

Bei den Neuerungen kommen wir nicht um das Beweinen von Kuchen umhin, denn so etwas Albernes wie die Cupcakes verschießende Kanone gibt es in der Geschichte nicht mehr. Das könnte je nach Sichtweise vielleicht eines der größten "Probleme" dieses Nachfolgers sein. Der ursprüngliche LBP-Entwickler Media Molecole legte von Teil 1 zu 2 einen nahezu mondlandungsweiten Sprung hin. Sumo Digital steht heute vor der undankbaren Aufgabe, einem überall bunt besprenkelten Flickenteppich aus Hamster-, Bienenrennen und all dem fantastischen Zeug neue relevante Farbtöne zu verpassen. So viel Spaß ich auch hatte in den fünf mit Mühe bis zum Abspann zusammengekommenen Stunden - das schaffen sie nicht. Nicht ganz.

Jede Welt öffnet einen kleinen Hub und schickt euch in abgetrennten Leveln auf die Suche nach Scherben zum Freischalten dreier Titanen, die nichts anderes sind als alternative Spielfiguren neben Sackboy. Der Hund ist schnell, wendig und beherrscht den Wandsprung, der dicke Typ eben gewichtig und schwer, was sich besonders in den Physikspielereien bemerkbar macht. Und der Vogel, der fliegt halt, mal im Sturzflug, mal flatternd, um Auftrieb zu erhalten. Wenn sie im gar nicht mal so einfach zu bewältigenden Finale alle zusammentreffen und ihre Fähigkeiten nacheinander zur Schau stellen müssen, hat das durchaus etwas Rührendes und Endgültiges, worauf das Spiel die ganze Zeit hinsteuerte. Ansonsten stehen sie für sich und funktionieren auch genau so. Schade, dass der Vogel so kurz kommt. Ich mochte den Kerl, wie er im Sinkflug Geschwindigkeit aufnimmt, sich Dinge greift, sie wegschleppt, woanders hinwirft, etwas beschwert, anderes erleichtert und ähnliches.

Die textile Welt ist wie immer sehr schön anzuschauen und mit viel Liebe entworfen. Alle Bestandteile wirken ausgeschnitten und zusammengeklebt oder -genäht - wie die Vorgänger eben. Wird so schnell wohl nicht alt werden.

"Einige der Altlasten sind seit Teil 1 dabei."

Little Big Planet 3 versprüht Freude für Tempowechsel, schnelle Bewegungen und langsames Knobeln, raketenhaft hochgeschleuderte Stoffkörper, federnde Plattformen, Röhren, Laufbänder, einen Verbund aus alledem. Es ist gesamtheitlich weder so rasant wie Rayman Legends, wenn dieses richtig aufdreht, noch so zentimetergenau durchgeplant wie Donkey Kong Country: Tropical Freeze - oft irgendwo in der Mitte. Mal weicht man an Wänden montieren Kreisklingen aus, mal läuft man wie in Super Mario Galaxy 2 an der Decke hängend. Kein Abschnitt wirkt "egal", keiner "nur so hingebaut".

Altlasten? Seit Teil 1 dabei. Die Steuerung der eigenen Figur ist im Mehrspielermodus an einem Bildschirm immer noch irgendwie knatschig. Gerade in den auf höheres Tempo angelegten Leveln, wo jede Reaktion sitzen muss, oder mit zwei Vögeln. Sturzflug und Greifen liegen auf derselben Taste und so verfängt man sich öfter im verbündeten Gefieder, statt das zu tun, was man eigentlich wollte. Ein Klassiker sind auch die Ladezeiten, seit dem ersten Teil sehr häufig, sehr lang, und daran ändert sich hier und heute auf der PS4 nichts.

Das Einkleiden der Sackboys ist wie immer wichtiger Spielbestandteil und gibt euch unzählige Kombinationen.

"Jede Welt ist um eines der Gadgets und seine Twists herum entworfen."

Was sich geändert hat, sind die Gadgets: Luftgebläse zum Ansaugen und Wegstoßen von Levelobjekten, Schwebestiefel, Haken zum Herumrutschen an Schienen. Jede Welt ist um einen dieser Gegenstände und die Twists herum entworfen, in die sie euch manchmal im wahrsten Sinne stürzen. Überkopfpassagen, Portal-artig angelegte Maschinen, die euch auf der vordersten Bildebene einsaugen und auf der hintersten ausspucken. Wandsprung hintendran, dann Beschleunigungsfläche, Salto nach hinten, zurück nach vorn, Trampolin, Poltern im Leierkasten vor einer Kasperletheather-Kulisse, während in der Jukebox des Diner-Levels The Chordettes laufen.

Wie gesagt, die Vorgänger schossen sich ihrer Zeit in nicht erreichbare Sphären. Ich als größtenteils inaktiver Bewunderer des fantastischen Leveleditors müsste auch lange überlegen, ob ich den dritten Teil eintauschen würde gegen etwas vom Schlage eines Rayman Legends, Donkey Kong oder Super Mario 3D World. Doch es ist nah dran und so gut, wie eine Fortsetzung mit angeknüpften Erwartungen nur sein kann. Außerdem hatte ich nie das Gefühl, die Arbeit eines "Aushilfsstudios" vor mir zu haben.

Der Popit-Modus ist eine spielerische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Editors. Hier löst ihr mit den zur Verfügung stehenden Mitteln Rätsel und lernt so nach und nach das Erstellen eigener Inhalte. Fürs anschließende Vertiefen gibt es noch mehr als hundert Tutorial-Videos.

Was sind schon fünf Stunden gegen Hunderte hintendran, die man mit den nutzererstellten Leveln verbringen kann? Alles da: Whale Survival, die Fülle an Free-Stickers-Gedöns, Shoot-'em-ups, Beat-'em-ups, Achterbahnen, Minigolf, Abermillionen Levels. Alles, was die Vorgänger an User-Inhalte hervorbrachten, kann man auch auf der PS4 erleben. Wollt ihr das alleine tun, braucht ihr keinen PS-Plus-Zugang - erst beim gemeinsamen Losziehen mit anderen Online-Spielern. Wer im Editor tätig werden, Autorennen, Top-down-Spielchen oder seine eigene Hommage an welchen Klassiker auch immer erstellen möchte, Plattformen verteilen, Sprünge planen und all das mit Stickern verzieren, der hat nun mehr Möglichkeiten denn je.

Little Big Planet 3 ist immer noch umspült von reiner, grundehrlicher Freude. Auch wenn es mehr aufwendig verpacktes Template ist als alles andere und der blanke Solomodus mit seinen knapp fünf Stunden jede Euro-pro-Spielstunde-Rechnung zusammenfallen lässt. Steht euch der Sinn nach dem, wofür es erfunden wurde - endlosem Online-Nachschub an Schiebepuzzles, Autorennen, Minispielen und was nicht alles -, jepp, euer Spiel. Schon wieder.

Egal, ob ihr all das nur erleben oder aktiv mitgestalten möchtet, Little Big Planet 3 ist ein fantastischer Gastgeber. Es ist ebenso unbeschwerter wie beherzter Fingerzeig dorthin, wo man mit den einfachsten Dingen Spaß haben kann. Im Solomodus nicht so weit oben wie einst die Vorgänger und generell eben nur "das Dritte", aber immer noch ein wunderbares, von Herzen kommendes und dort treffendes Jump-and-Run.

8 / 10

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In diesem artikel

LittleBigPlanet 3

PS4, PS3

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Sebastian Thor

Freier Redakteur - Eurogamer.de

Steht auf Bier und Bloodsport. Mag weiche Sofas und verliert sich gern in Gedanken an dies und das. Seit 2014 bei Eurogamer dabei, aktuell als freier Redakteur.
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