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Kingdom Hearts HD 2.5 ReMIX - Test

Wenn Teil drei schon auf sich warten lässt: Square Enix schnürt das zweite essenzielle Kingdom-Hearts-Paket.

Bis Teil 3 kommt, kann man das ja noch mal nachholen. Nicht der aufwändigste Remaster, aber immer noch ein ganz eigenes und großes Spiel.

Vorweg gleich die Warnung, damit niemand den gleichen Fehler macht wie ich: Kingdom Hearts HD 2.5 ReMIX ist ein PS3-Spiel. Die meisten Fans der Reihe werden dieser Sammlung sicher schon länger entgegenseh(n)en als ich und sich dessen vollauf bewusst sein. Wer aber dieses Jahr schon ein gutes halbes Dutzend vergleichbarer hochauflösender Überarbeitungen für PS4 und Xbox One unter der Nase hatte und sich mit etwas Abstand wieder an Kingdom Hearts herantraut, dem ist dieser Lapsus durchaus zuzutrauen, meine ich. Dann wiederum bekommt ihr auch nicht die meisten eurer Spiele als uniforme Promo-Disk im blanken "Jewel Case".

Wie dem auch sei. Nachdem schon die 1.5er Ausgabe - mehr dazu im Test zu Kingdom Hearts HD 1.5 ReMIX - im letzten Herbst durchaus gefiel, war der nächste Schritt zur Versüßung der Wartezeit auf den dritten Teil eigentlich vorprogrammiert. So lange die Fans noch in Erwartung des Unreal-Engine-4-befeuerten Kingdom Hearts 3 die Füße stillhalten müssen, soll es diese Sammlung aus den "Final-Mix"-Versionen von Kingdom Hearts 2, der PSP-Episode Birth by Sleep und dem Smartphone-Ableger Re:Coded richten. Egal, wie man zu der Reihe auch steht, das Gesamtpaket muss man als wirklich fairen Deal bezeichnen.

Ja, ich hab doch auch keine Ahnung, warum das funktioniert!

Bei Re:Coded ließ man zwar glücklicherweise gleich das Gameplay weg und präsentiert das ewig mäandernde Stück zu vernachlässigender Kingdom-Hearts-Randfiktion nun mehr oder weniger in Filmform. Dafür sind aber die beiden Filetstücke dieser Sammlung - Kingdom Hearts 2 Final Mix und Kingdom Hearts: Birth by Sleep Final Mix - nicht nur für jeweils mindestens 30 Stunden gut, sie wurden auch umfangreich überarbeitet. Ehrensache, dass der PS2- und der PSP-Titel nun in 1080p (wenn auch leider nicht in 60 FPS) laufen und dementsprechend sauberer aussehen. Das ist nicht immer schmeichelhaft, schließlich wurden beide Titel für mittlerweile komplett obsolete Hardware entwickelt. Gerade wenn im ohnehin nicht besonders schönen Anfangsareal des zweiten KHs die Häuser in der Ferne Bauklotzform annehmen. Aber es verpasst den Titeln zumindest einen Look, der ziemlich genau dem entspricht, wie man sich an die Originale erinnert.

Durch und durch besser klingt neuerdings der Soundtrack von Teil zwei, der fast komplett neu eingespielt wurde und jetzt mal angemessen heroisch und mal zärtlich verkitscht klingt, wenn es sein muss. In Birth by Sleep wurde ebenfalls zwei Stücken ein neues klangliches Gewandt verpasst. So viel zu den Dingen, die man sofort bemerkt. Aber auch inhaltlich wurde vielerorts angesetzt. Beide Titel bekamen neue Bosse, ein paar neue Level sowie Challenges und frische Items, die Mehrfachspielern der Originale sicherlich sehr willkommen sein werden. Teil zwei bekam zudem die eine oder andere neue Zwischensequenz.

Spielerisch muss ich sagen, dass mir Birth By Sleep mit Abstand am besten von allen Spielen der Reihe gefällt. KH2 hat ein fürchterliches Pacing-Problem. Die ersten fünf Stunden geht es knietief durch den Expositionssumpf. Wer ohne auch nur einmal zu gähnen durch Twilight Town kommt, sieht vermutlich das erste Mal ein Videospiel. Sinnloses Bonuswissen am Rande: Bis man die Kameraachsen invertieren darf - und glaubt mir, selbst die vermaledeiten "Oben-oben-Spieler" dürften mit der verkehrten X-Achse des Titels Probleme bekommen - vergeht gut eine halbe Stunde. Mit gut acht Jahren Abstand zu meiner ersten Begegnung mit Kingdom Hearts 2 muss ich sogar befinden, dass es mich wundern würde, wenn "die jungen Leute von heute" mit ihrem Aufmerksamkeits-Handicap (wer das Klischee findet, darf es behalten!) überhaupt bis zur Hälfte dieses glorreich einschläfernden Tutorial-Geschwurbels kommt. Zugegeben. Danach geht's nur noch bergauf, recht steil sogar. Wie Nomura und seine Leute damals denken konnten, dass man so einen Spannungsbogen aufbaut, ist mir heute jedoch noch unerklärlicher, als es das damals schon war.

Es wird gerne mal chaotisch. Wer sich das Buttonmashing verkneift, hat trotzdem mehr davon.

Wie gesagt: Danach zieht KH2 ordentlich an und bietet durchweg ein schönes, wenngleich chaotisches Action-RPG mit gigantischen Produktionswerten und einem verblüffend niedrigen Gimmickfaktor. Aber Birth by Sleep ist bei ansonsten vergleichbaren Kernmechanismen dank Skill-Verschmelzung und einiger anderer netter Systeme das spielerisch deutlich befriedigendere Kingdom Hearts. Trotz unverkennbarer Handheld-Wurzeln ist es auch immer noch recht schön anzusehen. Die Kluft zum vier Jahre älteren PS2-Spiel fällt nicht so sehr auf, wie ich erwartet hätte, was vor allem an den recht guten Charaktermodellen liegen dürfte.

Da wären wir also. Knapp 40 Euro für eine Sammlung, bei der sich Square durchaus ins Zeug gelegt hat. Kingdom Hearts 3 fühle ich mich auch nach dem Genuss von Kingdom Hearts HD 2.5 ReMIX nur wenig näher und irgendwo stand die Reihe ohne eigenes Verschulden für mich schon immer sinnbildlich für die Orientierungslosigkeit von Square-Enix' Rollenspiele produzierendem Arm seit Mitte der 2000er. Und doch muss man ein Spiel, in dem sich ein Bösewicht nicht einen, sondern gleich zwei Gürtel um die vermummte Visage wickelt, einfach mögen. Der Plot nimmt besonders in diesen beiden Spielen fast schon Kojima-artigen Wahnsinn an, nur eben mit Donald, Goofy und Co in prominenten Nebenrollen.

Selbst wenn einen das nicht vom Fleck weg so sehr zu fesseln vermag wie die besten Spiele dieser Gattung, erlebt man ein so groß angelegtes, extravagantes, bildschönes und oft einfach nur auf die gute Art wirres Experiment nur alle Jubeljahre. Man muss nicht erst auf den Kalender gucken, um zu wissen, dass es eigentlich mal wieder an der Zeit dafür wäre.

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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