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Buzz Aldrin's Space Program Manager - Test

Kann ja nicht jeder ein Astronaut sein.

Ein Remake eines fast vergessenen Opas des Genres der friedlichen Weltraumeroberung. Leider ziemlich spannungsbefreit.

Mitunter waren Handbücher in den 90ern weit mehr als nur das, was der Name hergibt. An ihren besten Tagen konnten sie einem eigentlich ziemlich trockenen Manager eine Seite abringen, die das Spiel gar nicht bot. Ein solcher Titel war 1993 Buzz Aldrin's Race into Space. Das Spiel war trocken, aber solide. Ein guter Manager und eine für die Zeit recht komplexe Simulation des Raumprogramms von den frühen 50ern bis zu Mondlandung. Was es zum Leben erweckte, war das umfangreiche Handbuch voller Bilder und Anekdoten der Zeit, das viele Hintergründe lieferte und sogar recht ansprechend geschrieben war. Das Spiel funktionierte, aber es riss nicht mit. Zusammen mit dem Handbuch jedoch war es mehr als die Summer seiner Einzelteile.

Egal ob sie hier...

Buzz Aldrin's Space Program Manager ist am Ende des Tages nicht viel mehr oder weniger als ein technisch solides Update des relativen Klassikers. Der Name klingt weit trockener, und das nicht ohne Grund: Das Spiel verschleiert nun noch weniger, dass ihr nicht das gesamte Abenteuer der Menschheits erster Mondfahrt mitnehmt, sondern eigentlich nur ein Manager seid, der Ressourcen verteilt und Projekte in Auftrag gibt. Dass das Weltraumprogramm zu der Zeit nur in zweiter Linie eine wissenschaftliche Komponente hatte und vor allem eine gewaltige Propagandaschlacht konkurrierender Ideologien mit manchmal tragischen und manchmal strahlenden Helden war, geht leider komplett im Dickicht der Zahlen unter.

...oder hier landen...

Dieses Gerüst selbst ist dabei gleichzeitig etwas zu komplex, zumindest von dem Standpunkt der wenig durchdachten Tutorials aus, und etwas zu simpel, hat man erst einmal die eigenen Möglichkeiten erfasst. Mit anderen Worten: Ihr werdet ein wenig fluchen - auch wenn der 1.1.-Patch dies ein wenig abmilderte -, bis ihr alles verstanden habt, und dann werdet ihr euch ein wenig langweilen, weil es eigentlich nicht so viel zu tun gibt. Projekte und Forschung in Auftrag geben, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Technik verbessern und wenn alles in Position ist, einen Ausflug ins All wagen. Gibt es Tote, schaut man sich am Jobmarkt um, aber leider nicht in der Tagespresse, um das weltweite Drama eines solchen Ereignisses, das euch das Spiel vorenthält, mitzunehmen.

Das offene Spiel lässt euch einfach machen und ihr werdet schnell feststellen, dass das wenig ist, was ein Problem auf dem Weg ins All darstellen würde. Seid nicht zu verschwenderisch, lasst es langsam angehen, haltet Haus mit den Ressourcen und der Weltraumbahnhof wird schon laufen. Dessen Ausbau ist ganz nett, aber auch letztlich zu trocken, als dass ihr wirklich ein Gefühl für die Größe des Unterfangens mitnehmen würdet. Technokratisch arbeitet der Space Program Manager seine Pflicht ab, mehr nicht.

...ihr bleibt immer hier...

Die Kampagnen sind naturgemäß interessanter und setzen sich recht sinnvoll strukturiert aus Meilensteinen entlang des Wegs zu den großen Zielen wie eben der Mondlandung zusammen. Auf beiden Seiten habt ihr die authentische Technik inklusive der auch in der Realität entwickelten Raketentechniken zur Verfügung, was es zu einem netten Geschichtsausflug mit etwas Tiefgang werden lässt, gleichzeitig legt euch das Spiel zu wenig Steine vonseiten der KI in den Weg. Sofern ihr nicht mit dem Tempo einer Schnecke durch das Raumprogramm der eigenen Seite kriecht, gibt es wenig Chancen, dass die in seltsamen Schüben vorankommende KI euch den Sieg vor der Nase wegnehmen sollte. Ein fiktives Szenario darf auch nicht fehlen, aber am Ende ist jede Zielsetzung hier, egal wie weit draußen man sich ins All wagt, eh nur eine solide Verwaltungsaufgabe. Das mag realistisch sein. Aber wie sagt man wohl: "Wenn ich Realismus will, gehe ich zum Finanzamt". Nun, ganz so real fühlt sich das Spiel zum Glück dann doch nicht an.

Und das Handbuch? Vorhanden. Gründlich. In holperigem Deutsch verfügbar. Es erklärt euch brav das Spiel und lässt die Geschichte Geschichte sein. Nun, wenigstens gibt es generell an der Technik wenig zu mäkeln. Schön ist es eh nicht, aber es läuft seit dem Patch stabil, ein paar Glitches sind verschwunden und ein paar Ecken hier und da sind geradegezogen. Läuft halt.

...und klickt euch brav hier durch. Einer muss ja die richtige Arbeit machen.

Läuft halt. Das ist das Grundmotto für diese emotionsleere Management-Ausgestaltung eines der emotionalsten Kapitel entweder der Menscheitsgeschichte oder des Kalten Krieges, je nach Szenario. Wenn ihr in der Thematik drinsteckt und interessiert seid, dann gibt Buzz Aldrin's Space Program Manager das solide Update eines der Pioniere des Mini-Genres. Es gab damals im Spiel wenig Leidenschaft, ihr sucht sie heute vergeblich. Am Ende freut ihr euch trotzdem, dass die Mondlandung geklappt hat. Selbst wenn ihr nicht mehr tatet, als den Haushalt zusammenzuhalten und das Risiko abzuwägen. Hey, das ist nicht so viel Glanz, wie die Astro- und Kosmonauten bekamen, aber einer muss ja auch die Arbeit am Schreibtisch erledigen.

6 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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