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The Drop - Bargeld, Interstellar

Stille, tiefe Wasser und Weltenretter aus Texas.

The Drop - Bargeld (2014)

Regie: Michael R. Roskam
Buch: Dennis Lehane
Darsteller: Tom Hardy, James Gandolfini, Matthias Schoenaerts, Noomi Rapace

Was kann ein Pitbull schon für seinen Besitzer?

Der letzte Film des großen James Gandolfini ("The Sopranos") - und irgendwie tut es immer noch weh, ihn da stehen zu sehen, das gleiche blühende, wenngleich ungesund schnaufende Leben wie immer. Mittlerweile ist der Gute eineinhalb Jahre tot und wir haben seither noch andere große Kaliber der Schauspielkunst verloren. Im Fall von Gandolfini ist sein letzter Film zum Glück ein ausnehmend guter geworden. The Drop ist eine düster brodelnde Suppe, wie sie Dennis Lehane ("Gone Baby Gone", "Mystic River", "Shutter Island") schon immer gerne schrieb. Das ist vielleicht nicht unbedingt überraschend, aber immerhin von verlässlicher, einnehmender Güte.

"Nadias Ex-Freund Eric interpretiert 'Bullheads' Matthias Schoenaerts als unnachahmlich bedrohlich tickende 1,90-Meter-Nagelbombe."

Barkeeper Bobs (Tom Hardy, "Warrior", "Locke", "Der schlechte Nolan-Batman") Kneipe in Brooklyn wird überfallen. So harmlos die Sache auch ausgeht: Ein kleines Problem gibt es dabei aber doch: Die Räuber entwenden dabei Geld, das der tschetschenischen Mafia gehört, die den Laden als Geldwäscherei benutzt. Die wollen den Zaster natürlich zurück und sind nicht zu Späßen aufgelegt - und auch die pistolenschwingenden Gangster, die töricht genug waren, das Geschäft zu stürmen, scheinen mit Bob und seinem Boss Marv (Gandolfini, der macht, was er am besten kann), noch nicht am Ende. Zwischendrin ein geprügelter Pitbullwelpe, den der langsame und harmlos dreinblickende Schankwart Bob aufnimmt, Gartenzaunbekanntschaft und Hund-Mitretterin Nadia (Rapace) und ihr Ex-Freund Eric, den der Belgier Matthias Schoenaerts ("Bullhead", "Der Geschmack von Rost und Knochen") unnachahmlich bedrohlich als tickende 1,90-Meter-Nagelbombe interpretiert.

Die Kurzgeschichte, die als Vorlage diente, ist wohl nicht Dennis Lehanes bestes Werk. Aber dieser Autor liefert selbst an weniger guten Tagen noch Geschichten beachtlicher Sogkraft ab, die sich ausgezeichnet verfilmen lassen. Ergo ist The Drop ein bis in die Nebenrollen toll besetztes Crime-Drama über tiefe Wasser, schlechte Einflüsse und die Sünden der Vergangenheit. Michael R. Roskam ("Bullhead") lässt den langsamen Film mit viel Geduld leise vor sich hinsimmern, bis er zischt und rappelt und es ihm schließlich mit einem Knall den Deckel wegsprengt. Einige werden das Ende von weitem kommen sehen, andere mit seiner Botschaft hadern. Für mich war das Warten auf die finale Entladung eines der spannendsten Erlebnisse dieses Kinojahres.

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Interstellar (2014)

Regie: Christopher Nolan
Buch: Jonathan & Christopher Nolan
Darsteller: Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain, Michael Caine

Zum Ende der Welt wird Mais gegessen!

Interstellar ist jetzt also für fünf Oscars nominiert. Dabei lässt es durchaus tief blicken, dass es abzüglich Hans Zimmers obligatorischer Score-Nominierung hauptsächlich um technische Kategorien geht, denn die Weltraumexpedition des Kultregisseurs ist beileibe kein makelloser Erfolg. Ich war lange, lange der Auffassung, blind in jeden Nolan-Film stiefeln zu können. Mittlerweile muss ich zugeben, dass mich seine letzten beiden Werke, The Dark Knight Rises und Interstellar, doch eher enttäuscht haben. Der letzte Batman-Film war ein heilloses Durcheinander verschenkter Figuren, haarsträubender Logiksprünge und allzu zyklischer Themen. Interstellar stellt nun immerhin wieder eine deutliche Steigerung dar, aber das Gefühl, dass der Brite sich noch nicht ganz aus seinem Formtief herausgekämpft hat, hält bei mir vorerst an.

"Das Gefühl, dass der Brite sich noch nicht ganz aus seinem Formtief herausgekämpft hat, hält bei mir vorerst an."

Worum geht's? Irgendwann in naher Zukunft gehen der Erde die Ressourcen aus. Das Wenigste, das uns vernünftig ernähren könnte, wächst und gedeiht auf dem blauen Planeten noch, und jeder, dem in der Schule nicht absoluter Geniestatus attestiert wird, bekommt von der Regierung - oder dem, was davon noch übrig ist - einen Job als Farmer zugeteilt. Die Rettung liegt natürlich im All und ein gutes Filmdrittel später sagt Matthew McConaughey auch schon seinen Kindern ade, um durch ein neu entdecktes Wurmloch nach einer neuen Heimat für die Menschheit zu suchen. Man muss es Nolan lassen: Egal ob die Filme im Abgang auch wirklich rund wirken oder nicht, sehenswert sind sie doch in fast jedem Fall. Beinahe immer bekommt man etwas gezeigt, das man so noch nie sah oder Ideen präsentiert, über die man noch nie nachdachte.

Gewissermaßen gewinnt der Film seine Daseinsberechtigung also schon allein dadurch, dass es ein High-Concept Science-Fiction-Streifen von Christopher Nolan ist. Seine Besetzung von McConaughey über Caine bis Hathaway und Chastain spielt ausnahmslos fantastisch, die Bilder lassen einem die Augen übergehen vor intergalaktischer Schönheit/Tödlichkeit und man fühlt die Bedeutung dieser Mission zu jeder Sekunde. In Dark Knight Rises verlor man seinerzeit mehrfach aus den Augen, worum es eigentlich gerade ging. Aber Nolan macht auch den Fehler, seinen Hard-Sci-Fi-Ansatz zugunsten der Disney-Lösung auf halbem Wege aus der Luftschleuse zu jagen und am Ende alles etwas zu sauber und mit Schleifchen aufzulösen.

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Ich will nicht sagen, er hätte mich nicht berührt und schon gar nicht, dass er nicht spannend gewesen wäre. Tatsächlich plane ich, ihn mir noch einmal anzusehen. Aber er nahm auf der Gefühlsachterbahn irgendwo die falsche Abfahrt und lässt einen am Ende mit Fragen zurück, auf die er selbst vermutlich keine Antwort kennt. Trotzdem sehenswert.


The Drop und Interstellar sind aktuell noch im Programmkino um die Ecke zu sehen.

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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