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Turtle Beach Earforce Stealth 500p - PS4-Headset - Test

Gut ausgestatteter Gaming-Kopfhörer für Sony-Plattformen gesucht?

Nach dem Earforce Z60 hier das nächste Headset aus Turtle Beachs Produktpalette: Das 500p, das der amerikanische Hersteller als 7.1-Wireless-Headset für PS4 und PS3 im oberen Mittelklasse-Preissegment positioniert. Das bedeutet im Klartext einen Straßenpreis von etwa 120 Euro. Im indirekten Vergleich - schließlich hängt das Z60 am PC - fällt direkt auf, warum das letzte getestete Gerät die (Ohren-)Gewalt noch etwas prominenter im Namen trägt: Die 60mm-Treiber sind eher was für Basspuristen und verändern den Klangcharakter nachhaltig. Die Bässe des 500p kommen eine Nummer kleiner daher und sind folglich nicht ganz so dominant.

Das muss nichts Schlechtes sein, in diesem Fall springt direkt ins Ohr, dass das Klangbild des 500p bei allem beachtlichen Enthusiasmus des Z60 spürbar homogener ausfällt. Doch ich laufe gerade Gefahr, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Also von vorne: Öffnet man die Packung, findet man neben dem Headset ein ansteckbares Mikrofon, einen USB-Dongle, der als Sender fungiert, sowie ein optisches Kabel von 60cm Länge, einen vierpoligen Klinkenstecker sowie ein Mikro-USB-Ladekabel von ebenfalls 60cm - zu kurz, um das Headset beim Laden an der Konsole auf dem Kopf zu tragen. Schade, dass so viele Hersteller hier immer noch am falschen Ende sparen.

Die "Installation" gerät einfach. Steckt das optische Kabel an den entsprechenden Ausgang an der Rückseite der PS4 beziehungsweise PS3, steckt das andere Ende in den USB-Sender und den dann in einen der vorderen Ports der Konsole. Drei weitere Häkchen im Systemsteuerungsmenü der PlayStation gesetzt, die Schnellanleitung gibt sich hier keine Blöße, und schon steht die Verbindung. Die Konsole sieht mit dem extravaganten Kabelbogen an der Front jetzt zwar ein wenig aus, als trage sie bajoranischen Gesichtsschmuck oder eine Art technokratisches Monokel. Aber immerhin es funktioniert auf Anhieb.

Setzt man das Headset das erste Mal auf, stellt man sich zugegebenermaßen einige Fragen über die Materialqualität, denn der matt polierte Kunststoff wirkt nicht besonders edel. Wie schon beim Z60 hinterlassen unvorsichtige Fingernägel Kratzer im Gehäuse. Eine Transporttasche, die dem auf Reisen entgegenwirken könnte, ist nicht dabei. Nach insgesamt zwei Wochen Dauerbetrieb haben sich die Bedenken über die Haltbarkeit bislang als gegenstandslos erwiesen, denn der Kunststoff ist vor allem eins: flexibel. Selbst wenn man den gepolsterten Bügel um gut 90 Grad in sich verdreht, macht man sich keine gesteigerten Sorgen, hier könnte etwas bersten.

In Sachen Look kommt das 500p wie schon das Z60 vor allem nüchtern und vergleichsweise unauffällig daher, wenn man bedenkt, was für UFOs man sich im Gaming-Segment teilweise an die Ohren schnallt. Mir gefällt's, vor allem wegen der Klavierlack-Highlights auf den Muscheln. Die Ohrpolster der die Lauscher bequem umschließenden Schallwandler sind diesmal mit einem perforierten Kunstleder ausgestattet, wo beim Z60 noch hautfreundliches, aber sehr schalldurchlässiges Mesh-Material verwendet wurde. Das wertet den Anfasseindruck durchaus auf. Auf den der Prägedruck auf der Oberseite des Bügels hätte ich allerdings verzichten können.

Als Nächstes der Tragekomfort: Das Z60 hatte ich auf die beinahe maximale Länge ausziehen müssen, um es angenehm tragen zu können. Ich bin ca. 1,76m groß - und weiß immer noch meine Hutgröße nicht -, mein Kopf dürfte, wenn überhaupt, nur leicht überdurchschnittlich groß sein und auch beim 500p sind die Muscheln beinahe bis zum Anschlag herausgezogen. Hier könnten Leute mit größeren Schädeln Probleme bekommen. Bei normalen Größen gibt es im Tragekomfort nichts zu beanstanden. Der Kopfhörer ist nicht zu schwer und selbst wenn man nie vergisst, dass man ihn aufhat: Das Gefühl, ihn absetzen zu wollen, hat man erst nach sehr langen Sitzungen.

Am Kopfhörer findet sich vorne eine Stummtaste für das Mikro, hinten separate Lautstärkerädchen für Spielsound und Chat, was ich sehr begrüße. Dazu kommt ein Preset-Schalter, mit dem man zwischen verschiedenen Klangcharakteristika - Bass-Boost, Bass- und Treble-Boost, Stimm-Boost, Natürlicher Sound - rotieren kann. Das sind die Stereo-Einstellungen. Hält man die Taste länger, schaltet man zwischen verschiedenen Raumklangmodi hin und her: Game-Modus, Movie-Modus, Musikmodus, bevor man wieder Stereo-Bereiche betritt. Positiv überrascht war ich schon beim Herumspielen mit den Einstellungen davon, dass das für Wireless-Kopfhörer typische Leerrauschen fast gar keine Rolle spielt. Gut!

Zum Raumklang lässt sich sagen, dass vor allem die Ortung überzeugt. In Far Cry 4 hört man von hinten heranpirschende Tiger deutlich besser, Ajays Schritte hallen unter ihm, während jegliche seiner Lautäußerungen tatsächlich auf virtueller Gesichtshöhe geäußert werden. Ich kann mir durchaus vorstellen, in gewissen Spielsituationen so einen Vorteil zu haben. Trotzdem nutze ich das 500p auch bei Spielen - und bei Musikbetrieb sowieso - am liebsten im Stereomodus. Alle Raumklangeinstellungen führen nämlich einen leichten Hall ein, der wohl das "Leerrauschen" eines Raumes simuliert und so vermutlich die zur Ortung nötigen Abstände zum virtuellen Ohr schafft, wo eigentlich keine sind. Toningenieure mögen mich korrigieren, wenn das nicht ist, was hier passiert. Zumindest kann ich das veränderte Klangbild nicht anders beschreiben.

Es klingt durchaus in Ordnung und wie gesagt funktioniert die akustische räumliche Wahrnehmung wirklich sehr, sehr gut. Aber die 500p klingen im Stereomodus einfach deutlich besser, ausgewogener und dynamischer. Schlicht natürlicher. Es ist wie so oft, wenn Zusatzsoftware ein Schallsignal manipuliert. Irgendwann will man den Klang so hören, wie er aufgenommen wurde. Dieses Bedürfnis befriedigen die Kopfhörer mit einer der besseren Spielleistungen im Segment der Spiele-Headsets. Das Steelseries Siberia V2 - der Komfortkönig am PC - zieht mit etwas schwachbrüstigerer Performance den Kürzeren (der Vergleich geschah wegen des Plattformunterschieds mittels Musik), das Sennheiser U320 (ebenfalls PC) liegt gleichauf, während fast jeder Hi-Fi-Kopfhörer im vergleichbaren Preissegment leichtes Spiel mit allen dreien hat (was wegen des geringeren Ausstattungsumfangs auch selbstverständlich ist).

"Mit dem beigelegten 3,5mm-Klinkenkabel nutzt man das Headset auch am Telefon, an der PS Vita oder einem iPad."

Mit dem beigelegten 3,5mm-Klinkenkabel nutzt man das Headset auch am Telefon, an der PS Vita oder einem iPad. Allerdings lässt es sich nicht passiv betreiben. Bedeutet: Auch im verkabelten Betrieb sind die Kopfhörer auf ihren Akku angewiesen. Nett ist die Möglichkeit, so zwei Quellen gleichzeitig zu nutzen. Beim Spielen an der PS4 gleichzeitig das Telefon anzustecken und so keinen Anruf zu verpassen oder nebenher einen Podcast zu hören, ist ein kleiner, aber feiner Kniff.

Am so analog angesteckten Telefon oder PC lässt sich auch die Klangqualität dem ultimativen Test unterziehen: dem Musikbetrieb. Hier wird schnell klar: Bis in gewisse Lautstärken kann sich das 500p sehr wohl hören lassen, kommen doch alle Schallbereiche angenehm gleichberechtigt zum Einsatz. Dennoch vermisst man nicht den gewissen Punch, wenn man ihn braucht - etwa in James Blakes "Limit to your Love", bei dem die Bässe weniger selbstbewusst-resolut konstruierte Kannen in die Bredouille bringen. Auch den Rest meiner üblichen Kopfhörertestreihe besteht das 500p ohne Tadel. In TV on the Radios "Halfway Home" bespielt es alle Frequenzbereiche sehr standfest. Erst in hohen Lautstärken fehlt es den Höhen vor allem bei den Handclaps an Disziplin.

Ich bin nicht sicher, wie häufig ich in den letzten zwölf Monaten jedoch das Bedürfnis hatte, bis in diese Bereiche aufzudrehen, insofern: alles in Ordnung. Dasselbe lässt sich eigentlich auch über die anderen Tracks - und den Neuzugang - sagen, mit denen ich Kopfhörer für gewöhnlich auf die Probe stelle. Deafheavens euphorischer Post-Black-Metal in "Dream House" flirrt und scheppert, wie er immer gedacht war, und mein neuer Lieblingssong "Party Police" von Alvvays gefällt unter diesen Muscheln mit glasklar verzweifelten Vocals über zärtlich verhallten Surfgitarren. So lange man nicht bierselige Samstagabendslautstärken braucht, muss man trotz des Gaming-Schwerpunkts des 500p nicht auf Transparenz und Spielfreude verzichten, auch wenn sie natürlich meinen Hi-Fi-Kopfhörern nicht ihren Platz streitig machen werden.

Wie schon das Z60 verfügt auch das Mikro des 500p über eine Monitorfunktion, die beim Chatten die eigene Stimme auch auf den Kopfhörer überträgt. Das ist ein nettes Feature, das längst nicht alle Headsets mitbringen, auch wenn man das Headset schon recht nah an den Mund bewegen muss - näher als beim Z60 -, um sich selbst gut zu hören. Eine Option, die Funktion abzuschalten, wäre nicht verkehrt gewesen. Vor allem, weil das Mikro im "Leerlauf" ein Rauschen erzeugt, das erst dann verschwindet, wenn man es an der Kopfhörertaste abstellt. Beim Spielen und Chatten selbst ist davon allerdings nichts zu merken. Es ist die Sorte gleichmäßiges Surren, das nur bei absoluter Stille ein wenig nervt. Die Sprachqualität bezeichneten alle Telefonpartner und Freunde in der Spielparty unterdessen als gut.

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Was noch? Nun, die Reichweite der Kopfhörer lässt wenig zu wünschen übrig. Geht man allerdings in die Grenzbereiche, etwa von meinem Arbeitszimmer in die Küche - zwei Wände liegen zwischen den Zimmern -, beginnt das Headset bei der Suche nach einer Verbindung unschön zu knacken. Leichte Abzüge in der B-Note dafür. Definitiv ein Headset, das man eher absetzt, wenn man den Raum verlässt. Die Akkulaufzeit ist wie erwartet. Turtle Beach spricht von guten 15 Stunden, die ich nicht nachgemessen habe, aber geneigt bin, ihnen zu glauben.

Wir sind hier mit 120 Euro noch nicht wirklich im Premium-Bereich gelandet, doch das ist eine Tatsache, die man dem 500p eher ansieht, als es im Betrieb zu merken. Die Materialqualität erweckt zunächst nicht das größte Vertrauen, um es dann im Lauf der Zeit doch noch zu gewinnen. Ist vielleicht sogar mehr wert, als es auf den ersten Blick geschenkt zu bekommen? Ansonsten gefällt das Gerät im Betrieb mit ordentlichem, ausgewogenem Klang in normalsterblichen Lautstärken. Die Ausstattung ist definitiv als gut zu bezeichnen. Drahtloser Surround-Sound zu dem Preis ist nicht selbstverständlich: Stimmmonitor (auch wenn er wohl für das Leerlaufrauschen verantwortlich ist), separate Regler für Chat- und Spielkanäle und die Möglichkeit, analog eine zweite Quelle anzuschließen, runden ein solides, wenngleich nicht begeisterndes Kopfhörer-Set ab.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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