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Mortal Kombat X - Dem Nachwuchs eine Chance!

Vier Neue, starke Grafik, Pixelblut und B-Movie.

In der entscheidenden dritten Runde ist es mir dann gelungen. Johnny Cage blockt im genau richtigen Augenblick die Angriffe seines Gegners Reptile, landet ein paar knochenbrechende Schläge, schnappt sich aus dem Hintergrund eine brennende Tonne, die mit voller Wucht auf dem Schädel des Echsenmonsters landet, und setzt zur finalen Kombo an. Mit bloßen Händen reißt er den Brustkorb seines Widersachers auf, steckt seinen Kopf hindurch und ruft in bester Jack-Nicholson-Manier „Heeeeere's Johnny". Während ich über die Anspielung auf Stanley Kubricks „Shining" breit grinse, höre ich im Hintergrund schon den verzweifelten Aufschrei der deutschen Jugendschutzbehörden. Nein, mit einer Veröffentlichung am 14. April in Deutschland rechne ich nicht wirklich. Serientypisch hat Entwickler NetherRealm die Spezialangriffe seines Prüglers mit derart kreativen körperlichen Zerstörungsorgien vollgepackt, dass trotz des cartoonhaften Charakters - in Röntgenaufnahmen zerberstende Schädel oder herausgerissene Innereien - kaum Chance auf Gnade vor den Augen der Sittenwächter besteht.

Die Solokampagne ist wie ein B-Movie aus den Achtzigerjahren inszeniert.

In Mortal Kombat X steckt hinter all der zur Schau gestellten Gewalt deutlich mehr als ein optischer Leckerbissen für Gore-Fans oder angehende Soziopathen: ein richtig gut spielbarer 2D-Prügler. Mit einer umfangreichen Liste an Sprüngen, Schlägen, Verteidigungen und Spezialangriffen, die richtiges Einfuchsen in die Spielmechanik und das Auswendiglernen teilweise ellenlanger Eingaben erlaubt. Einfach hektisch auf die Knöpfe zu drücken wird in der Regel mit einem schnellen Game-over quittiert. Wer sich so gar nicht gegen die anspruchsvoll agierende Spielintelligenz durchsetzen kann, darf in den Optionen den Schwierigkeitsgrad bis auf „Very Easy" herabsetzen und in aller Ruhe Schlagkombinationen und Timing üben. Aber abseits der Eins-gegen-eins-Kämpfe gegen den Computer - oder noch besser: gegen einen menschlichen Gegner - hat der zehnte Serienteil noch einiges mehr zu bieten.

So kann man Familienkonflikte auch austragen: Trotz einer gemeinsamen Tochter schenken sich Johnny und Sonya im Kampf nichts.

Da wäre die unterhaltsame Kampagne, die nach Aussage von Hans Lo, Senior-Producer bei NetherRealm, um die fünf bis sechs Stunden Story mitbringt. Diese beginnt an Bord eines Kampfhubschraubers, der eine Truppe Spezialeinheiten ins Einsatzgebiet bringen soll. Es entbrennt mal wieder der Konflikt zwischen Earthrealm und Outworld, der sich selbstverständlich nur durch den Einsatz brachialer Gewalt lösen lässt. Mit dabei der alte Haudegen Johnny Cage sowie mit Cassie Cage, Takeda, Jacqui Briggs und Kung Jin erstmals die Nachkommen bekannter Kombat-Kämpfer. Nach ein paar einführenden Worten geht es auch gleich zur Sache, die Widersacher Scorpion und Sub-Zero tauchen auf und es entbrennt ein furioser Schlagabtausch in der beengten Kabine. Noch wird kein Zweikampf von mir gefordert, lediglich ein paar Quick-Time-Events verlangen einen Knopfdruck zur rechten Zeit, um das Geschehen voranzutreiben. Schnelle Schnitte, Over-the-Top-Actionsequenzen, coole Sprüche: Die flott inszenierte Kampagne fühlt sich wie ein spielbares B-Movie an. Das verwundert nicht sonderlich, denn der Held in dem zur Ansicht freigegebenen Kapitel ist Johnny Cage, der arrogante Hollywood-Schauspieler. Die Figur, vom Actionhelden Jan-Claude van Damme und seiner Darstellung des Frank Dux im Martial-Arts-Film „Bloodsport" inspiriert, strahlt die überzogene Männlichkeit der Actionfilme aus den 80ern aus. Mehr als einmal kommt Van Dammes berühmter Extremspagat zum Einsatz. Die erklärenden Handlungsfetzen werden immer wieder von martialischen Auftritten und herrlich großspurigen Reden der Erzfeinde unterbrochen, die es dann in Zweikämpfen zu besiegen gilt. Gefällt.

Die Grafik auf der PlayStation 4 beeindruckt mit vielen Details und extrem schicken Effekten.

Gefallen haben mir auch die Kampfarenen. Diese sind zwar nicht wie in NetherRealms Superheldenklopper Injustice: Götter unter uns mit mehreren Ebenen versehen, aber mit einem lebendigen Hintergrund und mannigfaltigen Interaktionsmöglichkeiten. So kann ich mich in den „Dead Woods" mittels Lianen über den Gegner schwingen oder im „Outworld Marketplace" einfach eine unschuldige Zuschauerin schnappen und dem Opponenten um die Ohren schlagen. Fies, aber ungemein effektiv.

Quan Chi hat einige besonders tückische Attacken auf Lager. Hier öffnet er ein Portal hinter dem Gegner und packt ihn an der Gurgel.

Jeder Charakter verfügt jetzt über drei unterschiedliche Stilrichtungen, auswählbar vor einem Gefecht. Beispielsweise hat mein Liebling Cassie Cage, die Tochter von Johnny Cage und Sonya Blade, die Variationen „Spec-Ops", „Hollywood" und „Brawler". Je nach Wahl stehen dann andere Techniken für Angriff und Verteidigung zur Verfügung und verlangen eine entsprechend angepasste Spielweise. Auch online protzen neue Optionen. Die Faction-Wars erlauben es, sich zu Beginn einer Fraktion wie „White Lotus" oder „Black Dragon" anzuschließen und durch das Bestehen von Herausforderungen für die eigene Seite Punkte einzuheimsen. Hier kommen auch die bereits aus der Serie bekannten Kampftürme prominent zum Einsatz. In denen müsst ihr Aufgaben bestehen, beispielsweise den Kampf gegen eine vorgegebene Gegneranzahl oder Minispiele wie das Zerschlagen von Brettern. Online werden täglich, wöchentlich oder monatlich wechselnde Herausforderungen zur Verfügung stehen.

Ein Wechsel der Fraktion, vielleicht weil meine Freunde jetzt alle woanders zu finden sind, ist jederzeit möglich, wird aber mit einer Annullierung des Punktekontos bestraft. Loyalität soll sich ja auszahlen. Das Prinzip erinnert an Ubisofts rasendes Rollenspiel The Crew. Zudem wird es zum Launch eine App für iOS- und Android-Geräte geben, die über den WB-Play-Dienst Hauptspiel und mobilen Ableger miteinander verbindet. So lassen sich Erfahrungspunkte und Koins in beiden Spielen auf einem Konto sammeln.

Wenn ihr euch das Kombat-Pack zusätzlich gönnt, dürft ihr auch als Machetenmörder Jason aus den Freitag-der-13.-Filmen antreten.

Die angespielte PlayStation-4-Version des blutrünstigen Kloppers protzt nicht nur mit kreativen Gewaltakten, sondern vor allem mit einer fantastischen Spielbarkeit und einer richtig schicken und effektgespickten Grafik. So schön sah das comichafte Knochenbrechen wohl noch nie aus. Obendrein gibt es eine unterhaltsame Kampagne im B-Movie-Stil, nagelneue Charaktere sowie Online-Features in Form der Fraktionswahl und Anbindung an die Mortal-Kombat-App. Dass sich das Spiel hierzulande allerdings in den Regalen oder nicht nur unter der Ladentheke wiederfindet, darf stark bezweifelt werden.

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