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Rapoo VPRO V900 Laser-Gaming-Maus - Test

Chinesischer Preisbrecher mit gebürstetem Alu.

"Rapoo" - der Name der chinesischen Firma ist einer, bei dem man impulsartig "Gesundheit" wünschen möchte. Hat man aber erst einmal die Packung in der Hand und folgt der Aufforderung "Open" am rechten Rand, um den stilvoll mit einem Magneten geschlossen gehaltenen Deckel wie den eines Buches zu öffnen, bleiben einem derartige Flapsigkeiten im Halse stecken. Was man sich hier für einen Straßenpreis von circa 55 Euro ins Haus holt, macht von der Box bis zur eigentlichen Ware einen blendenden Eindruck.

Aus der Schachtel kommen neben der Maus samt per Klettband aufrollbarem Textilkabel eine Treiber-DVD und die übliche Produktdokumentation. Das Gerät selbst überrascht in seinem Leistungsumfang nicht: Symmetrisches Design, 8200 dpi und 1000 Hz Polling-Rate und einstellbare Beleuchtung. Die V900 gleicht Turtle Beachs Grip 500, die wir vor ein paar Wochen testeten doch sehr, mit dem einen zentralen Unterschied, dass Rapoo nur zwei Tasten unter dem rechten Daumen platziert. Es sind die aktuell üblichen Leistungsdaten einer Maus, die sich das Gaming-Label anheften will.

Aber es ist ein Gerät, dass um die Macht des ersten Eindrucks weiß: Vom Fleck weg fallen die unerwartet edlen Materialien auf, die nicht nur der eigentlich soliden, aber mit 70 Euro spürbar teureren Grip 500 mit dem Fehdehandschuh die Nase polieren, sondern auch vielen der etablierten Konkurrenten. Ein durchaus geschliffener Look entstand hier durch die Komposition unterschiedlicher Materialien. Die lackig-glänzenden Elemente - die Flächen links und rechts des "Hinterteils", die Daumentasten und der dpi-Wähler - setzen hier überhaupt nicht billig oder plastikartig wirkende Akzente. Daumen und kleiner Finger finden an gummierten und flach genoppten Griffflächen halt, während vom "Nacken" (linke und rechte Maustaste) bis runter zum "Gesäß" des Nagers aufgerauter Kunststoff beinahe für klebrigen Halt sorgt, der sich jedoch überhaupt nicht eklig anfühlt.

Visuelles Highlight ist der senkrechte Streifen aus gebürstetem Alu, der sich vom hinteren Rand bis unter das Mausrad hochzieht und nur von dem DPI-Wähler unterbrochen wird. Das gemahnt an Apple-Notebooks, zu denen die Maus bislang ironischerweise nicht kompatibel ist. Dennoch: Ein schönes Stück Hardware, das gut in der Hand liegt. Die seitlichen LED-Streifen, die beleuchteten Daumentasten und das glühende Mausrad sind Geschmacksfrage, lassen sich aber sowohl in 16 Mio. Farben justieren als auch komplett abschalten, wenn man es etwas weniger verspielt mag. Bei der Unterscheidung der unterschiedlichen Profile (Taste im Boden der Maus) ist sie aber in jedem Fall hilfreich.

Die mitgelieferte Software hält viel von dem, was der erste Erstkontakt verspricht, und stimmt nicht nur mit den LED-Steueroptionen zuversichtlich. Das Interface ist nett gestaltet, übersichtlich und erlaubt es, selbst Makros zu programmieren, die man dann auf jede Taste, realistisch gesehen aber wohl eher den mittleren Maus-Button und die Daumentasten belegt. Wie schon bei der Turtle Beach Grip 500 fehlte mir hier aber ebenfalls die optionale dpi-Bremse, um durch Halten eines Knopfes vorübergehend feiner zu zielen, aber man kann nicht alles haben. Immerhin ist sie flexibel: Fünf Profile mit jeweils drei individuellen Modi stehen zur Verfügung. Etwas nervig: Nach jedem Neustart macht mich Windows darauf aufmerksam, dass die Software im Begriff ist, Änderungen am System vorzunehmen, weshalb ich die Software per "msconfig" aus dem Autostart schmiss. Die Funktionsweise der Maus beeinträchtigt das freilich nicht.

Im Spielbetrieb und bei weniger hektischen Dingen, etwa im normalen Desktop-Gebrauch lässt sich die V900 gleichermaßen nichts zu Schulden kommen. Es ist eine den Spezifikationen entsprechend sehr performante, präzise Maus, die auf Stoffmatten wie auch auf Kunststoffoberflächen gleichermaßen gut "flutscht" und eine große Zuverlässigkeit ausstrahlt. Die Daumentasten haben für meinen Geschmack etwas zu viel Hub, nach dem befriedigenden, bestätigenden "Klick" geht es noch einmal gut doppelt so weit hinunter, was sich beim normalen Vor und Zurück im Browser irgendwie nicht richtig anfühlt, aber das kann je nach Belegung auch genau euer Ding sein. Linke und rechte Maustaste sind dagegen sportlicher gelagert und gefallen ausnehmend gut, was man auch vom recht straffen Rädchen und der Taste darunter sagen kann.

Was mit Amüsement auf Niveau eines durchschnittlichen Otto-Waalkes-Kalauer begann, entwickelte sich über die vergangenen zwei Wochen Testbetrieb doch noch zu ehrlicher Anerkennung. Für 55 Euro bietet Rapoo mit der V900 eine Maus, der man den vergleichsweise schmalen Preis nicht ansieht oder -merkt, die man gerne anfasst und die einen auch in der Hitze eines Evolve-Gefechts nicht im Stich lässt. Ich hatte vorher von Rapoo noch nie gehört. Wenn in deren Produktkatalog aber noch weitere Kaliber wie dieses hier lagern, dann muss man diesen Hersteller fortan einfach auf dem Zettel haben.

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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