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Final Fantasy Type-0 HD - Test

Klassenreise in den Fantasy-Weltkrieg.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Eine Schulklasse in epischer Fantasy-Schlacht gegen den Weltuntergang - ohne zeitgemäße Grafik, aber mit gutem Kampfsystem.

Eine Liebe auf den ersten Blick ist Final Fantasy Type-0 HD wahrhaft nicht. Ganz im Gegenteil: Der erste Blick offenbart zerfaserte, hakelige Animationen, verwaschene Texturen und eine eingangs verworrene Geschichte. Es lohnt sich aber, hinter diese Fassade zu blicken. Dann nämlich erkennt man in Type-0 HD ein komplexes und spielerisch abwechslungsreiches Rollenspiel mit spannenden Kämpfen und sogar ein paar kleinen Echtzeitstrategie-Elementen. Und mit Schulmädchen in kurzen Röcken. Bei Final Fantasy Type-0 HD spielt man nämlich die sogenannte Klasse 0. Die besteht aus 14 besonders heldenhaften Kriegskadetten, die so ziemlich das Einzige sind, das zwischen dem Land Rubrum und dem Weltuntergang steht.

Ihr übernehmt in Type-0 HD die Kontrolle über alle 14 Kadetten - wenn auch nicht zur gleichen Zeit. Jeweils drei von ihnen befinden sich in einer Kampfgruppe, wobei ihr jederzeit zwischen ihnen wechseln könnt. Auffallend ist, dass sich jeder Kadett ganz grundsätzlich anders steuert. Einer ist langsam und schwerfällig und beherrscht nur Nahkampfangriffe mit einer schweren Keule, der nächste ist flink wie ein Spatz und hervorragend darin, mit Pfeil und Bogen zu kämpfen, die Dritte kämpft seltsamerweise mit einer Flöte und beherrscht Heilzauber. Solche Kombinationen sind typisch für das Spiel, bei dem es weniger darauf ankommt, sich die perfekte Party heranzuzüchten, sondern darauf, mit jeder gegebenen Situation gut umgehen zu können. Stirbt nämlich eine Figur, nimmt ein neuer Kadett ihren Platz ein, wobei auch tote Mitstreiter nicht permanent das Zeitliche segnen, sondern in der nächsten Mission wieder verfügbar sind.

Gekämpft wird in Echtzeit und tatsächlich klappt der fliegende Wechsel zwischen den verschiedenen Figuren gut, obwohl es teilweise schwierig ist, die Übersicht darüber zu behalten, wer nun gerade welche Fähigkeit parat hat. Da ist es hilfreich, dass die KI die beiden anderen Charaktere recht zuverlässig steuert. Heilzauber kommen meistens, wenn sie auch gebraucht werden, Angriffszauber fliegen mit Wucht über den Bildschirm und gerade zu Beginn gewannen meine Computerkameraden durchaus Kämpfe für mich, als ich mir noch nicht selbst zu helfen wusste. Was man für Final Fantasy Type-0 HD dringend ablegen muss, ist der Drang, sich zu spezialisieren: Es bringt nichts, sich auf einen Charakter zu fixieren und deshalb auch nur mit einem wirklich gut umgehen zu können. In Type-0 HD gilt es, alle zu beherrschen.

Die Kämpfe in Final Fantasy Type-0 HD werden teilweise hektisch - gute Kenntnis der Spielfiguren ist das A und O.

Im Kampf selbst bleibt meist nicht genügend Zeit, sich über komplizierte Taktiken Gedanken zu machen. Da heißt es, gegnerischen Attacken auszuweichen, zum Gegenangriff überzugehen, zu heilen, Verteidigungsbarrieren aufzubauen. Auch hier offenbart das Spiel seine Qualitäten erst nach einiger Zeit - was am Anfang noch wirkt wie stupides Button-Mashing, wird nach ein paar Stunden zu einer gezielten Abfolge aus Angriff, Verteidigung, Magie, Gegenangriff. Schweißnasse Finger waren bei mir bereits im zweiten Kapitel nicht selten. Wer versucht, den einfachen Weg zu gehen und schlicht die mächtigsten Attacken auf den Gegner niederprasseln zu lassen, stirbt unweigerlich einen schnellen Tod. Erfahrungspunkte sammeln in all dem Getümmel nur die drei jeweils aktiven Kadetten, alle anderen haben das Nachsehen - auch Level-ups gibt's daher nur für alle, die auch im Kampfgeschehen waren.

Zwischendurch solltet ihr gefallenen Feinden auch noch Animae entziehen, denn damit entwickelt ihr magische Fähigkeiten weiter. Zu lange warten darf man aber nicht, ansonsten verschwinden die Gegner nämlich einfach - zusammen mit der Animae. Ständiges Abwägen ist die Folge: Ist es gerade sicher genug, die Deckung zu vernachlässigen und die Animae einzusammeln? Wenn's mal gar nicht weitergeht, können die Charaktere auch noch mächtige Esper beschwören. Es macht unheimlichen Spaß, als mächtiges Monster auf den Gegner zuzustapfen und mit einem Klauenschlag drei Feinde auf einmal vom Bildschirm zu wischen, nur um dann dem Rest der Gegner mit einem noch schlimmeren Spezialangriff zuzusetzen. Allerdings: Dafür muss sich einer der Kadetten opfern. Derjenige ist dann für die laufende Mission nicht mehr einsatzbereit - ein Verlust, schließlich hat man in seiner Dreierparty gerne diejenigen Kadetten, mit denen man besonders gut umgehen kann. Es zahlt sich aus, alle 14 Kadetten mit vergleichbarer Sorgfalt zu behandeln und ihre Fähigkeiten zu lernen, immerhin soll der Nachrücker nicht als Kanonenfutter enden.

Gerade in den Zwischensequenzen wird die altbackene Grafik des Spiels offenbar.

Als wäre das noch nicht genug Komplexität, gibt es auch noch eine strategische Weltkartenansicht, auf der ihr Militäreinheiten durch die Gegend dirigiert, um feindliche Stellungen einzunehmen. Final Fantasy Type-0 HD ist wirklich vielschichtig. Und auch der Strategieteil macht Spaß: Man entsendet Truppen von einer Stadt zur anderen, beobachtet, wie sie sich unterwegs an Feinden aufreiben. Zwischendurch lauft ihr als ein beliebiger der 14 Kadetten über die Oberwelt, greift hier und da ein, gebt neue Befehle, tankt eure Lebensenergie auf, entsendet Spezialtruppen. Fast fühlt sich das an wie das Handwerk eines mittelalterlichen Generals im Kriegsgeschehen, stets bemüht, an jeder Front die richtigen Befehle zu geben.

All das ist am Anfang ein bisschen viel auf einmal. Von Vorteil ist da die Zeit in der Akademie: Zwischen den Kampfeinsätzen lernt ihr dort neue Sprüche, nehmt Unterrichtsstunden und führt Gespräche mit NPCs. Ein wenig hat das die Atmosphäre einer romantischen Highschool-Komödie. Es hilft, die Figuren besser kennenzulernen - sowohl was die teils etwas schwer verfolgbare Geschichte von Final Fantasy Type-0 HD angeht, als auch was die Fähigkeiten der Kadetten betrifft. Zwischen Missionen steht dort jeweils ein festes Kontingent an Stunden zur Verfügung, wobei jede Lektion und jedes Gespräch zwei davon verbraucht. Meistens zahlt es sich aus, zunächst Zeit in die Unterrichtsstunden zu investieren, die verbessern nämlich die Fähigkeiten der Figuren. Erst dann kommen die Gespräche mit den NPCs. Ist die Zeit vorbei, ertönen die Sirenen, denn es herrscht Krieg. Die Entwickler bemühen sich merklich, dem Spieler diese Tatsache ständig vor Augen zu halten. Bei aller Schulmädchenhaftigkeit ist die Geschichte von Type-0 HD keine kindische: Es geht um Plünderung, Raub, Massenvernichtungswaffen, offene Feldschlachten, bösartige Feldherren und heldenhafte Tode an der Front. Harter Tobak, selbst für ein Final-Fantasy-Spiel.

Taktische Elemente sorgen in Final Fantasy Type-0 HD für Abwechslung.

All das ist wirklich schön zu spielen. Es macht unheimlichen Spaß, sich in die Spielwelt zu vertiefen, die vielen Fähigkeiten der Figuren zu erlernen, um dann im nächsten Kampf noch besser gerüstet zu sein, den Gegner mit einer neuen Taktik zu überraschen. Es macht sogar Spaß, einen toten Charakter durch einen neuen auszutauschen, weil dessen Fähigkeiten ein Gefecht wieder komplett umkrempeln können. Zu sehen, wie die Figuren sich weiterentwickeln und das neu Erlernte dann im Kampf einzusetzen und zu überlegen, wie man es taktisch am besten benutzt, ist eine helle Freude. Vor allem für Fans komplexer, japanischer Rollenspiele ist Final Fantasy Type-0 HD ein Fest. Allein: Da ist die maßlos veraltete Grafik. Wie der Name schon vermuten lässt, ist Final Fantasy Type-0 HD ein Remake, in diesem Fall die Überarbeitung eines Spiels, das ursprünglich auf der PSP erschien. Das sieht man leider an allen Ecken und Enden - und das mit den "Ecken" ist angesichts des kantigen Looks wörtlich gemeint.

Die Texturen sind verschwommen und unscharf, Lippenbewegungen passen nicht zum Gesagten, auf der Oberwelt herrscht gähnende Leere. Zu allem Überfluss schwankt die Qualität der Figurenmodelle stark. Einige Gesichter sehen zumindest aus wie aus einem frühen PS3-Spiel, andere, als sei einfach das PSP-Original in MS Paint hochskaliert worden. Am Ende wirkt es einfach nicht wie aus einem Guss. Zudem ähneln sich die verschiedenen Schauplätze sehr und auch die Unterrichtslektionen in der Akademie wiederholen sich.

Dennoch: Wer Spaß daran hat, sich in ein komplexes und forderndes Kampfsystem einzuarbeiten und die Fähigkeiten zahlreicher verschiedener Charaktere kennenzulernen und auszureizen, der wird an Final Fantasy Type-0 HD seinen Spaß haben. Trotz grafischer Einöde ist so zumindest spielerische Abwechslung garantiert.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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