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Alte Hardware, wiederbelebt mit neuer Karte: Nvidia GTX 960

Ehrliche Arbeit für ehrliches Geld.

Na, wer kennt das Szenario? "Hi, Du kennst Dich doch mit Spielen und so aus?" - "Ja..." - "Und auch mit PCs und so..." - (leises Stöhnen) "Ja, was ist denn schon wieder kaputt?" - "Nichts."

Verblüfftes Schweigen. Normalerweise beinhalten diese Anrufe, dass man jetzt probiert jemandem mit dem Computerverständnis eines durchschnittlichen Renaissance-Malers einen Reparaturvorgang für etwas zu beschreiben, das wahrscheinlich nicht mal wirklich kaputt ist. Das, verbunden mit dem kürzesten Stille-Post-Spiel, für das es erstaunlicherweise nur zwei Teilnehmer braucht, reicht, um einem den Sonntag zu verderben.

Raus mit der alten...

Diesmal nicht. "Mein PC ist zu langsam." Oh. Okay. Erleichterung, aber auch ja, kein Wunder, du hast ihn vor vier Jahren beim Elektro-Händler als Weihnachtsaktion gekauft. Das Wunder ist höchstens, dass er so lang durchgehalten hat. Mangels Finanzen soll es kein neuer sein, sondern ein Upgrade. Die Schwachstellen-Analyse geht schnell. Der Intel i5 750 2,7 GHz ist jetzt keine Rakete, aber immer noch eine solide Mittelklasse-CPU. Die 2GB RAM wurden zwischendurch mal auf 6GB gepusht, das reicht für die meisten Games derzeit aus, es sind sogar ein paar fixe Riegel. Auch die Platte wurde getauscht oder vielmehr ergänzt, da läuft jetzt eine ganz gute 128GB SSD im Verbund mit einer handelsüblichen 2TB-7200er. Hat so oder ähnlich fast jeder durchschnittliche Gaming-PC im Einsatz. Das Mainboard hat einen zur CPU passenden Intel-Chipsatz, es bleibt also: eine nicht mehr ganz frische Nvidia GTX 560 Ti mit gerade mal ein 1GB RAM.

Diese Karte war vor vier Jahren schon nicht High-End und in dem Setup sie ist definitiv der Grund, warum es bei Project Cars, BF Hardline, GTA 5 und auch dem neuen Witcher ganz schön schwächelt, wenn es auf dem 1080p Monitor nach was aussehen und bitteschön auch noch mit ein paar Frames mehr laufen soll.

...rein mit der Neuen.

Der derzeitige Stand auf der 560 ist, dass alle diese Spiel in unterschiedlicher Abstufung unbefriedigend laufen. Das ist zu erwarten und auch schwer zu leugnen, aber doch war ich erstaunt, dass sie mit einigen Einschränkungen durchaus noch solide spielbar waren. Verzichtete man auf ein paar DirectX11 Spielchen wie Tesselation, setzte man die Texturqualität in die Mitte und schraubte je nach Spiel hier und da noch ein wenig, hat sich die GTX 560 Ti gar nicht mal übel gehalten. Nicht so gut, dass ich angesichts der Preise um immer noch 120 bis 150 Euro (neu, gebraucht zwischen 60 und 100 Euro) ein geheimes Schnäppchen gefunden hätte, aber immerhin.

Drei mal Display Port für alle, die zwar an der Grafikkarte sparen, aber drei Monitore haben.

Egal, eine neue, zukunftstaugliche Karte soll es sein und die bitte für nicht mehr als 200 Euro. Wie gesagt, die Kasse ist knapp. "Vergiss es, leg was drauf, nimm die GTX 970 und du bist derzeit abgesichert." - "Geht nicht, dann reicht das Geld nicht mehr für Witcher 3." - Löblich, kein Gedanke daran, dass man das Ding ja auch kopieren könnte, da gibt es andere Leute im Kreise entfernterer Bekanntschaften. Aber auch nicht sonderlich gut informiert. "Wenn Du im Augenblick eine GTX 970 kaufst, bekommst Du Witcher 3 und später sogar noch Batman: Arkham Knight dazu." - "Oh, super, dann mache ich das!". So einfach kann es sein, losgezogen, Karte gekauft, fertig.

Die Frage, die für mich bleibt, ist: Wer braucht eigentlich die GTX 960, die hier als bisher etwas unbeachtetes Testmuster von Nvidia herumliegt (und ebenfalls im Bundle mit Witcher 3 aber ohne Batman angeboten wird)? Nun, erst einmal ist sie normalerweise wirklich deutlich preiswerter als eine GTX 970, die bei 300 Euro anfängt und schnell im oberen Bereich nahe der 400 endet. Die GTX 960 dagegen startet beim Kampfpreis von 180 Euro, die Spitzenmodelle liegen bei 250, die hier eingetrudelte MSI GTX 960 OC bekommt ihr für etwa 210. Nachdem die 970 die Überraschung insoweit war, als dass die deutlich teurere GTX 980 sie unter normalen Bedingungen nicht groß ausstechen konnte... könnte es sein, dass der 960 nun das gleiche Wunder gelingt?

Witcher 3 auf niedrig: Auf der 560 mit 30 bis 40 Frames, auf der 960 sind es 70 und mehr.
Witcher 3 auf mittel: Die 560 kommt hier an die Grenze, 20fps gehen, 25 manchmal. Mit der 960 sind 1080p60 überhaupt kein Thema.
Witcher 3 auf hoch: Während die 560 droht in den einstelligen Bereich abzufallen, sind stabile 30 für die 960 leichtes Spiel, zwischen 45 und 50 sind es unbegrenzt.
Witcher 3 auf ultra: Sogar der Mauszeiger ruckelt jetzt unspielbar auf der 560 bei 2 bis 3fps, die 960 bewältigt die 1080p30 nicht immer. Eher selten. Meist eher 25 bis 28. Aber immerhin. (Getestet mit Patch 1.03).

Um es kurz zu machen: Nein, die GTX 960 ist keine Wunder-Karte. Aber nachdem ich so einen PC, für den sie ziemlich passgenau zugeschnitten scheint, durch besagte Aufrüstaktion schon hier stehen hatte, mussten auch ein paar Tests gemacht werden. Ist es eine gute Idee, erst die 200 Euro auszugeben, dann die GTX 560 für 60 Euro bei eBay zu verkaufen, davon dann den Witcher zu holen und mit neuer Power loszulegen?

Um es gleich noch mal kurz zu machen: Ja, der Gewinn bei Spielen ist keineswegs nur marginal, es ist der Tritt in den Hintern, den die alte Kiste brauchte. Hier die Eckdaten und Framerates, auf die es die Spiele mit der alten GTX 560 brachten: GTA 5 - so um die 25fps bei hohen Einstellungen und dazu massive Streaming-Probleme, die Karte hat ja auch nur 1GB RAM. Battlefield: Hardline - auf sehr hoch geschraubt dann unter 20fps. Project Cars immerhin noch um die 30fps bei sehr hohen Details, aber auch nur, wenn es weniger als 20 KI-Gegner sind. Bei 56 auf dem Japan-Kurs bricht dann alles zusammen. Ja, der Witcher ist auf der 560 Ti noch spielbar. In Mittel und in mittelmäßigen 25fps, mehr geht nur mit niedrigen Details.

Die GTX 960 verwandelt dann das Alteisen in eine brauchbare Gaming-Kiste. Alles lässt sich mit kleinen Kompromissen auf die 1080p und 60 Frames oder zumindest nahe dran pushen. Lässt man die Kompromisse weg, sind das je nach Spiel immer noch 40 bis 50 Frames im Schnitt. Das gilt für Witcher 3 - hoch in um die 50 Frames, Ultra immerhin noch nahe an den 30 -, GTA 5 um die 50 bis 60, je nachdem wie mutig man bei den Einstellungen ist. Battlefield läuft fantastisch mit fast stabilen 60. Kein Wunder, der 3D Mark Advance gibt für die neue Karte fast 2000 Punkte mehr aus. Eine ganze Menge, wenn man wie die 560 Ti nur mit einem 1500 Punkte-Zähler ruckelig über die Zielgerade zieht.

Also, sowohl die realen, weil durch das Spielerlebnis leicht erfahrbaren, wie auch die theoretischen Werte sagen ganz klar, dass diese 200 Euro gut investiert sind. Der Chip basiert auf zweiten Generation von Nvidias Maxwell Architektur, die auch das MFAA - Anti-Aliasing unterstützt. In der Theorie - und bei GTA V und Far Cry 4 auch ganz konkret angeschaut - gibt euch diese Technik vierfaches AA zum halben Preis. Stellt man das Feature ein und setzt danach im Spiel das AA auf 2-fach, sieht es immer noch deutlich besser aus als das, ohne dass die Framerate direkt nach unten geht. Für eine eh schon gut beschäftigte Einsteiger- bis Mittelklasse-Karte sicher ein sinnvolles Feature.

Mit 1,05 GHz Taktung ist der Chip etwas langsamer geschraubt als der 970 mit 1,13 GHz, die Render Output Prozessoren liegen mit 32 deutlich unter den 56 der 970, dort sind es dann etwa 1600 Shader Units, bei der 960 nur um die 1000. Auf der Habenseite steht der noch einmal gesenkte Stromverbrauch, die 960 liegt gerade mal noch bei 120 Watt (zum Vergleich: die 970 zieht 145 Watt, die alte 560 Ti sogar 170) und Krach macht sie praktisch gar keinen. Selbst unter Last sind die Lüfter der MSI kaum wahrnehmbar. Ein weiterer Vorteil der Sparsamkeit ist, dass alte Netzteile in der Regel ausreichen. Der OC-Variante reicht sogar ein 6-Pin-Anschluss, manche brauchen noch den 2-Pin-Zusatzstecker. Eine 560-Ti brauchte zum Beispiel in der Regel zwei 6-Pin-Anschlüsse.

Was die Zukunftstauglichkeit angeht, darf natürlich spekuliert werden. Vor allem da für den Moment der Trend zu bestehen scheint, auf den kleinsten Nenner, die Xbox One, zu optimieren und den PC ein wenig PC sein zu lassen. Zumindest was die absoluten High-End-Optionen angeht, aber die sind bei einer Karte für knapp unter 200 Euro eh nicht so das Thema. Also ja, derzeit und bis 2016 sollte die 960 auch mit den meisten „Sehr hoch bis Ultra"-Optionen zumindest bei 1080p und 30fps-plus eine sehr solide Wahl sein. Das Problem ist die Tendenz der Spielhersteller, sich so viel Grafikkartenspeicher zu schnappen wie möglich. Und hier haben die aktuellen 960-Modelle nicht so viel zu bieten. Die derzeitigen sind grundsätzlich mit 2GB bestückt, während die 970 3,5 + 0,5GB an Bord haben. AMDs preislich mit der GTX 960 vergleichbare R9 280 kommt in der Regel mit 3GB bestückt daher, hat aber natürlich einen auf Feature-Seite deutlich älteren Chip.

Im Hier und Jetzt und wer für relativ kleines Geld seine alte Kiste noch für ein, zwei Jahre am Laufen halten will, sei es mit neuen Titeln wie Witcher 3, alten Grafik-Schleudern wie Crysis 3 oder allem dazwischen, fährt gut und flüssig mit der GTX 960. Ja, mein Rat wäre aktuell eine 970. Mehr Speicher, mehr Leistung, lässt sich sicher in den nächsten PC mit umziehen. Aber derzeit und wären es meine 200 Euro und nicht mehr als das? Ja, es wäre diese. AMDs R9 280 hat mehr RAM und ich werde sie darum beneiden, aber während mir die Nuancen im Stromverbrauch relativ egal sind, die bei der Lautstärke sind es nicht. Die 960 ist leise bis unhörbar, spielt alles ab, was ich ihr derzeit vorwerfe und das auf nicht mehr so aktueller Technik in hoher bis höchster Qualität. Ein solider Arbeiter für den Unterhaltungsbetrieb.

Wer es technisch versierter möchte: Digital Foundry hat sich die 960 natürlich auch angesehen.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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