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Lasst Ryo in Shenmue 3 endlich Frieden finden!

Er hätte es verdient wie kein anderer.

Wie fängt man hier bloß an? Oft überlegte ich, was wohl zu sagen wäre am großen Tag X, so er denn jemals kommt, und jetzt... nichts. Shenmue 3 scheint Realität zu werden (so ganz fassen kann man es im ersten Moment nicht) und in mir ist Leere, weil nach all den Jahren von einem meiner Lieblingsspiele nur Folgendes blieb:

Cover image for YouTube videoShenmue Main Theme - Orchestral Version

Als ich einige Stunden später hier sitze und Yu Suzukis Kickstarter studiere, bin ich plötzlich doch am Ringen mit mir, aber vor allem mit meiner Freude für Ryo. Es ging mir in erster Linie nicht um uns als Spieler oder darum, ob wir jemals das Ende der Geschichte erleben werden, sondern darum, ob er es wird. Der Dreamcast-Posterboy war so weit gekommen, an ermüdenden Tagesjobs vorbei bis ins chinesische Hinterland, unermüdlich auf den Spuren Lan Dis (des Bösewichts, der selbst kaum in den Spielen auftritt), und dann sollte einfach Schluss sein?

Kann Ryo endlich zurück zu Nozomi und Ine-san? Findet er endlich Ruhe?

Suzuki schloss den letzten Vorhang in Shenmue 2 mit einem der besten, entschleunigten Enden der Spielgeschichte, dem ultimativen Cliffhanger, zu dem er erst im Laufe der Jahre heranreifte. Inzwischen sind es 14. Jahre, nicht Cliffhanger. Währenddessen dachte ich immer wieder, wie schön es wäre, würde Shenhuas und Ryos Zusammensein über eine kleines, von Aufopferung erzählendes Kapitel hinausgehen.

Noch einmal dem Banalen und Alltäglichen einen Platz geben. Corey Marshall als Ryo hören. Seite an Seite mit ihm durch eine Welt, in der die Menschen entlang des Weges die Geschichte sind, und schließlich zum finalen Showdown. Das Ende dieser immer wieder sehr cheesigen Rachestory, weil es Dinge gibt, die vielleicht nichts ändern, aber angefangen sind und erledigt werden müssen. Ryo soll endlich Frieden finden und den Teil seiner Entwicklung abschließen, der mit dem Tod seines Vaters unterbrochen wurde.

Shenmue legte viel Wert aufs Alltägliche, ob es nun Ryos Job ist, um die Überfahrt nach China zu bezahlen, oder das regelmäßige Füttern der Katze. Wie viel vom Alten wollen die Fans, wie viel vertragen sie, und wie viel Neuerungen braucht Teil 3, um im Kontext heutiger Spielkultur anerkannt zu werden?

Das wünsche ich mir für Shenmue 3. Nicht, dass ich je ernsthafte Hoffnungen hatte. Der Verzicht auf eine 70-Mann-Hafenschlägerei wäre außerdem ein guter Anfang. Die Situation ist im Moment noch viel zu surreal, die spielerische Ausgestaltung aus einer Zeit, die für Videospielverhältnisse Ewigkeiten zurückliegt. Die Stilmittel des Erzählens haben sich inzwischen stark geändert, sind schneller, dynamischer, mitreißender geworden als Suzukis betont ruhiger Kameraschnitt.

Ob der Altmeister überhaupt noch weiß, wie der dritte Teil einst aussehen sollte oder nicht: Er wird Stilbruch begehen müssen. Er kann Spieler heute einfach nicht mehr ziellos Leute auf den Straßen nach Matrosen oder Tätowierstudios suchen lassen, weil die Handlung vordergründig eine Schnitzeljagd von A nach B ausruft. Er wird auch eine Brücke zwischen dem Spielsystem Ende der Neunziger und dessen heutigen Auswirkungen schlagen müssen.

Wenn man so will, stieß er den Schneeball einer halbwegs offenen, frei erkundbaren 3D-Welt auf der Konsole an, zumindest in der damaligen Qualität. Im Laufe der Jahre rollte der Ball zu einer Lawine heran und Suzuki ist es, der auf diesen Massen nun balancieren muss. Und Ryo, damit er endlich Frieden und nach Hause finden kann. Es wäre ein versöhnlicher Abschluss, den niemand mehr für möglich hielt, für ihn und seinen Schöpfer.

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Sebastian Thor

Freier Redakteur - Eurogamer.de

Steht auf Bier und Bloodsport. Mag weiche Sofas und verliert sich gern in Gedanken an dies und das. Seit 2014 bei Eurogamer dabei, aktuell als freier Redakteur.

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