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Die fünf Überraschungen der E3 2015

Oder: Sony geht los und erledigt ein paar überfällige Dinge.

Wenn es um Überraschungen geht, dann war das Ganze diesmal eigentlich schon nach einer einzigen Pressekonferenz durch. Während man das allermeiste, was es sonst so gab, kommen sah oder zumindest so oder ähnlich erwartet hatte, seien es nun neue Spiele oder mehr VR-Technik - niemand hatte mit dem gerechnet, was Sony in seinen zwei Stunden des durchgeplanten Ruhmes hier vorlegte:


SHENMUE 3! SHENMUE 3! SHENMUE 3! SHENMUE 3!

Ich habe Videos gesehen, in denen irgendwelche Retro/SEGA/Japan/Suzuki-Fans minutenlang umherhüpften und die ganze Zeit „SHENMUE 3! SHENMUE 3! SHENMUE 3! SHENMUE 3! SHENMUE 3! SHENMUE 3! SHENMUE 3! SHENMUE 3! SHENMUE 3!" riefen. Ich nehme an, dass sie das seit letztem Dienstag tun, und bin mir nicht sicher, ob sie seitdem damit aufgehört haben. Seit fast 15 Jahren liegt da etwas auf Eis, von dem niemand, schon gar nicht nach dem Ende SEGAs als Konsolenhersteller und ihrer Wandlung zum finanziell immer vorsichtigen Entwickler, gerechnet hatte, dass es je einer befreien würde. Aber der alte Mann Yu Suzuki will es wirklich noch einmal wissen, veranstaltete jetzt seinen Spaß-Kickstarter, um ein letztes Mal die Temperatur zu testen - den jetzt schnell entstehenden Legenden nach eine Idee SEGAs -, und sie war definitiv hoch genug. Innerhalb von wenigen Stunden kamen die 2 Millionen Dollar zusammen, derzeit sind es um die 3,5, alle 10.000-Dollar-Gebote sind vergeben, voller Erfolg. Aber das war nach der überraschenden Ankündigung keine so große Überraschung mehr.

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Square Enix: Final-Fantasy-VII-Remake

In einem anderen Jahr wäre das wohl die Überraschung gewesen. Endlich beendet Square Enix seinen eigenen Running-Gag, lang genug haben sie sich ja nun wirklich bitten lassen. Auch wenn noch nicht ganz sicher ist, wann es fertig sein wird, dass es kommt, steht jetzt außer Frage. Der Eiertanz um die Ankündigung läuft ja nun schon seit der Tech-Demo auf der PS3 aus dem Jahr 2006! Ich werde sehr gespannt sein, was sie so alles mit dem Spiel veranstalten und wie groß der Anteil der Leute ist, die sagen, dass es ja ganz nett sei, aber eben doch nicht an das Original heranreicht. Ich bin allerdings noch gespannter darauf, was die Leute zu dem Spiel sagen werden, die es vorher noch nie erlebt haben und ohne die rosa Brille von vor 20 Jahren ins Rennen gehen. Und das meine ich ehrlich. Ich bin gespannt, denn ehrlich gesagt ist meine Indifferenz dem Spiel gegenüber auch schon 20 Jahre alt. Und wenn es dann so weit ist: Zählt es im Test eigentlich immer noch als Spoiler, wenn man sagt, dass sie den Heiler auf halber Strecke killen? Oder sollte man einfach nur ein paar alte Memes raussuchen?

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Electronic Arts: Unravel

Ein wenig kann man ja auch Dreams oder ReCore dazuzählen, die Art von Spielen, die in den letzten Jahren vor allem im Zusammenhang der großen Shows ein wenig fehlte oder halb verschämt in eine Indie-Support-Gruppe, getarnt als Montage-Video, abgeschoben war. Niedliche Maskottchen, frische Farben, Charme und Stil statt epischer Feuerkraft. Ich nehme hier aus zwei Gründen mit Unravel vorlieb, da man bei ihm etwas mehr über das Gameplay kennt und weil es von Electronic Arts kommt, was sicher ein wichtiger Teil der Überraschung ist. Das ist keine Firma, die jemals groß mit Hüpfmaskottchen experimentierte. Da muss man bis 2011 zu einem unbekannten XBLA-Game und davor bis weit in die 90er zurückgehen (siehe Video unten...), um überhaupt was zu finden. Das ist die Firma, die mir vor ein paar Jahren noch mit Sachen wie der Präsentation von Army of Two 2 einen leichten Tinnitus bescherte, weil das Kaboom nicht laut genug sein konnte. Dass sie einem Unravel eine Chance einräumen, werte ich mal als Zeichen, dass da der Mut ist, wieder ein wenig experimentierfreudiger zu sein. Das wäre eine Überraschung. Noch mehr, wenn es wirklich nachhaltig wäre.

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Square Enix: Nier 2

Seine Ankündigung war der Höhepunkt und der Überraschungsknaller einer sehr runden und gelungenen Präsentation von Square Enix. Auch wenn der Trailer mal wieder mit japanischer Schulmädchen-Ästhetik glänzte, der Vorgänger ist ganz sicher ein Beweis, dass man immer hinter die Kulissen blicken muss. Und dort war Nier eines der krudesten, verspieltesten, liebevollsten Experimente, die offenbar frei jeglicher Politur ihre Überzeugungsarbeit leisten mussten. Das Ding war nicht hübsch, es spielte sich nicht immer gut, aber es steckten so viel Potenzial und Ideen drin, dass man nicht umhinkam, sich zu fragen, was der unmögliche Nachfolger daraus wohl machen würde. Unmöglich, weil Nier als Geheimtipp für Einarbeitungswillige sein Dasein fristete. Weil das Studio Cavia über den Misserfolg von Nier aufgelöst wurde. Gemäß der Zahlen, die im Netz herumschwirren, hat es sich keine Million Mal verkauft. Überraschung, es geht weiter und nicht nur irgendwie. Überraschung zwei ist sicher, dass man sich das aktuell heißeste Japanstudio PlatinumGames holte. Verdient hat es das ungewöhnliche Spiel diese zweite Chance allemal und solche Gerechtigkeit ist doch ganz schön überraschend in der harten Welt der Spielentwicklungen.

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Team Icos The Last Guardian

So ein wenig können sie einem schon leidtun. Da kommt man nach Jahren der Abstinenz aus der Höhle, sagt, dass es alles echt ist und dass man halt nur ein wenig länger brauchte, und eigentlich wäre es in einem normalen Jahr die größte Überraschung der Sony-Konferenz gewesen. Aber gegen die Abschaffung gleich zweier seit Jahren laufender Dauerwitze hat man dann doch keine Chance. Hätte sich The Last Guardian noch eine Generation Zeit gelassen, dann wäre es zu Half-Life 3 in die Liste der Spiele aufgerutscht, von denen eh keiner glaubt, dass sie je erscheinen werden. Dann hätte es einen der Plätze einnehmen können, die gerade von Shenmue 3 und FF7-Remake geräumt wurden. Tja, Pech gehabt, so reicht es nur für eine kleine - aber immer noch sehr schöne - Überraschung.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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