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Wie viel Internet braucht mal als Gamer?

Bandbreite ist nicht alles (aber fast).

Das Internet: You are here...

Drehen wir die Frage einmal radikal um: Kann man heute noch ein Gamer sein und kein Internet haben? Natürlich. Beschränkt man sich auf Spielkonsolen, die älter als 10 Jahre sind und hat man eine gute Auswahl an Gebrauchtläden um die Ecke, dann ist das wohl möglich. Nicht besonders gut, schließlich kann man genau genommen nicht einmal eBay oder Amazon nutzen, aber irgendwie ist wohl alles möglich. Dreht man die Frage wieder zurück, ist die Antwort noch viel einfacher: Im Grunde sollte man als Gamer so viel Internet nehmen, wie man nur irgendwie kriegen kann.

Als Xbox 360, PS3 und der PC sowieso mit dem Anbruch von Steam, Xbox Live und PSN immer mehr auf Online-Vertrieb setzten, nahmen auch die Patches eine immer selbstverständlichere Rolle im Spielerleben ein. Waren es davor in erster Linie PCs, damit Windows und die dazugehörigen Spiele, updated sich inzwischen praktisch alles, was über die elektrische Küchenmaschine hinausgeht. Und selbst die möchte manchmal ein Firmware-Update.


Alles braucht Internet

Selbst wenn man Multiplayer- und Online-Gaming mal für einen Augenblick außen vor lässt, wird schnell klar, warum ohne eine Online-Verbindung ein Gamer heute kaum noch er selbst sein kann.

Ein normaler Tag im PlayStation-Leben: So um die 15 Gigabyte müssen mal wieder geladen werden, ein Großteil davon Updates.

Updates: Man kann grob sagen, dass eine Spielkonsole alle zwei Monate ein Update möchte, dass ein Spiel vor allem nach dem Launch mindestens drei Updates zieht und Handys wie Tablets praktisch jeden Tag die eine oder andere App aktualisieren. Diese Updates schwanken dabei dramatisch in der Größe, aber in den letzten Jahren wurde eines sehr deutlich: Sie werden nicht kleiner. Waren es auf der Xbox 360 noch in der Regel etwa 10 Megabyte, scheint ihr Nachfolger unter 600 Megabyte - etwa die Größe einer CD-ROM, die damals „gewaltige" Spiele beherbergte - nichts mehr anzufassen. Selbst mehrere Gigabyte sind kein Thema. Selbst mit der Disc im Laufwerk zog die Halo Master Chief Collection erst mal 20 GB, die Borderlands Handsome Collection 16 GB, nachdem sich die Scheibe drehte und auch sonst sind 2 bis 3 GB eher die Norm als die Ausnahme, egal ob PC, One oder PS4 - selbst wenn Sonys aktuelle Konsole scheinbar diesmal mit den etwas kleineren Patches auskommt, nachdem die PS3 immer die größten zog.

Es ist oft genug immer noch technisch möglich, viele Spiele als Disc zu kaufen und dann in der darauf gebrannten Version zu spielen, ohne jemals online zu gehen, aber empfehlenswert ist das schon lange nicht mehr. Kaum eines der Riesenprojekte hat nicht noch die eine oder andere Macke, die sich zumindest nicht noch optimieren ließe, selbst wenn es nicht nötig ist, um es durchzuspielen. Als Beispiel haben sich die Ladezeiten in Bloodborne auf der PS4 deutlich verbessert, die Schrift der Konsolenversionen von Witcher 3 wurde erst mit dem Patch angepasst und viele Spiele erhielten jede Menge Extras erst durch ein Update. Wiederum, derzeit liefert CD Projekt für den Witcher praktisch jede Woche neue Inhalte, die, wenn überhaupt, erst auf einer Game-of-the-Year-Disc liegen werden.

Spiele Online zu kaufen ist inzwischen die Norm, egal ob Steam oder andere Plattformen, wie zum Beispiel gog.com.

Online-Vertrieb: Oft genug ist die Disc gar kein Thema mehr, vor allem auf dem PC mit der extrem populären Vertriebsplattform Steam. Wer dort die Bequemlichkeit haben möchte, per Mausklick aktuelle Spiele zu kaufen, vorzuinstallieren und am Launchtag zu spielen, braucht Bandbreite. Wer bei den Sonderangeboten zuschlägt und sich mit zehn Spielen zum Preis von einem eindeckt, braucht Bandbreite. Wer PS-Plus-Kunde ist und dort auch nur die monatlich inklusiven Spiele mitnehmen möchte, braucht Bandbreite. 4 bis 5 GB sind aktuell praktisch das Minimum, 10 GB eher üblich, 20 und mehr kommen durchaus mal vor. Und updaten wollen sich die Online gekauften Spiele ja auch noch, was uns wieder zu Punkt 1 zurückbringt.

Speicherstände: Die vielbesagte Cloud ist der erste Punkt, bei dem nicht nur die Download-Geschwindigkeit wichtig ist, plötzlich wurde auch für normale Menschen der Upload, die Geschwindigkeit wie schnell ihr Daten zurückschickt, sehr interessant. Nun, zumindest etwas interessant. PC wie auch Konsolen bieten inzwischen in vielen Spielen die Möglichkeit Spielstände und Profile nicht nur lokal, sondern auch online zu speichern. So liegen sie sicher, sollte die lokale Festplatte mal den Geist aufgeben, vor allem aber habt ihr sie überall verfügbar, wo auch immer ihr spielen möchtet. Das macht bei PlayStations Cross Play, Tablets und Smartphones noch mehr Sinn, schließlich kann man so auf einem Gerät ein Spiel starten und es auf einem anderen fortsetzen. Aber nur, wenn die Daten vorher durch einen möglichst großzügig angelegten Upload in die Cloud geschickt wurden.

Streaming ist derzeit bei Film-Diensten wie Netflix üblich, aber Spiele werden nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Streaming: Derzeit ist das Streaming von Spielen noch kein so großes Thema, aber es ist eines, an dem jede größere Firma arbeitet. Sony mit PlayStation Now, Nvidia mit Shield, es dürfte zu einem DER Themen schlechthin werden, sobald sich Virtual Reality entweder etablierte oder wieder einmal in Obskurität abrutschte. Während beim jetzt schon populären Film-Streaming eine solide Download-Geschwindigkeit genügt, wird dann auch ein passender Upload endgültig zur Pflicht. Das Spiel muss schließlich alle eure Eingaben in Echtzeit zu den Servern zurückschicken können, um sie dort zu verarbeiten und hier darf es keinen Flaschenhals geben, wenn ein Game Spaß machen soll.


Alles braucht Bandbreite

Im mystischen Startzeitalter des ersten Massen-ADSL waren die ca. 750 kbit/s Down- und ihre mageren 128 kbit/s Upstream im Vergleich zum vorigen ISDN-Standard ein Quantensprung. Das erste Mal machte Internet wirklich Spaß. Das war vor knapp 20 Jahren und seitdem hat sich so einiges verändert. Vor allem die schiere Größe all der Files, die ihr so im Laufe einer Gamer-Woche herunterladet.

Von links oben nach rechts unten, Modems/Router im Wandel der Zeit: ELSA 28.8 (ca. 1994), Das Telekom-Raumschiff (DSL, ca. 2002), die beliebte Fritz-Box (ca. 2009), Telekom Speedport W724V (2015)

Nehmen wir als Beispiel ein 5 Gigabyte großes Update (oder Spiel) und wie lange es dauert dies bei verschiedenen Geschwindigkeiten herunterzuladen:

56,6 kbit/s
(Modem, ca. 1995)
768 kbit/s
(DSL, ca. 2002)
16 Mbit
(DSL, ab ca. 2010)
100 Mbit
(VDSL, ab ca. 2014)
ca. 9 Tage ca. 15 Stunden ca. 45 Minuten ca. 7 Minuten

Berücksichtigt ihr, dass ihr im Laufe eines Monats mit Streaming, Spieledownloads, Spiele-Updates, Geräte-Updates, PC-Updates, Sonstwas-Updates und vielleicht auch noch der einen oder anderen Email oder Website als Heavy User schon mal auf 350 GB Downstream (hier schon gemessene Werte an persönlichen Routern) oder auch etwas weniger, so um die 150 bis 200 GB (rechnet selbst https://www.cableone.net/pages/datacalculator.html), kommen könnt, wird die Wichtigkeit der maximalen Bandbreite schnell klar. Bei 16 Mbit und 200 GB dauert das Ganze fast 30 Stunden, die ihr zwar nicht immer wartend vor dem wandernden Balken sitzen werdet, aber von Zeit zu Zeit werdet ihr euch schon wünschen, dass etwas deutlich schneller gehen würde. Und das jeden Monat. Ein Upgrade auf die aktuelle angebotenen 100 Mbit VDSL Geschwindigkeiten verkürzt die Monats-Download-Zeit auf gerade mal etwas weniger als 5 Stunden. Selbst wenn man alles am Stück laden würde, das wäre kaum mehr als ein langer Vormittag. Also, mehr Bandbreite, besseres Gamer-Leben, weil mehr davon ohne Download-Balken.


Bandbreite ist nicht alles - Ping und FastPath

Für ambitionierte Onliner ist FastPath oder sogar eine Glasfaser-Anbindung Pflicht.

Wer sich mit stolzen 100 Mbit Down- und 40 Mbit Upstream brüsten kann, ist bereit für alles. Oder? Nun, ja, prinzipiell schon, aber nur, wenn ihr Solo-Spiele bevorzugt. Spielt ihr dagegen Online-Games, dann geht es nicht nur um Updates und ihren schnellen Download, sondern auch die Round-Trip-Time, besser bekannt als Ping-Zeit. Hier wird gemessen, wie schnell eine Anfrage ihren Weg zum angesprochenen Server findet und wie schnell dieser es schafft, die Antwort zu senden. Bei einer direkten Verbindung zwischen eurem PC und der Gegenstelle wäre diese Zeit in der Geschwindigkeit von Elektronen zu berechnen, aber der Aufbau des Internets lässt solche Verbindungen eher selten zu. Stattdessen wandert das Signal über eine Reihe von Relais-Punkten. Gebt ihr in die Windows-Eingabeaufforderung „tracert google.de" ein, dann seht ihr, über welche Router und andere Internet-Knotenpunkte eure Anfrage an den Google-Server so wandert und wie lange diese "Hops" genannten Sprünge so dauern.

Die Lebenswichtigkeit der Ping-Zeiten hängt ein wenig vom Genre ab: Während Starcraft 2 ohne die besten Verbindungen massiv leidet...
...kann man World of Warcraft auch noch ganz gut mit mäßigen Pings aushalten. Aber auch hier bieten kürzere Zeiten immer das bessere Spielerlebnis.

Es dürfte klar sein, dass diese Zeit so kurz wie möglich sein sollte, um besonders schnell, vor allem bei schnellen Spielen wie Echtzeitstrategie-Titeln oder Shootern, eine Antwort auf die Eingaben im Spiel zu bekommen. Mit DSL lassen sich in der Regel Zeiten 40 bis 100 Millisekunden erreichen, was schon nicht so schlecht ist. Spieler sollten aber sehen, dass sie bei ihrem Provider entweder schon für die FastPath-Option geschaltet sind oder diese dazu buchen. Das kostet etwa 1 Euro im Monat (Beispiel Telekom), oder ist in manchen Paketen schon mit enthalten (DSL 16000 oder VDSL-Lösungen, Beispiel Telekom, Angebote unterscheiden sich je nach Provider). Diese Option verzichtet auf die normalerweise erfolgende Interleave-Fehlerkorrektur und beschleunigt damit den Prozess deutlich, ohne dass es für den Normalnutzer und Spieler einen Unterschied machen würde. Die bis heute besten Werte bekommt ihr mit einer Glasfaser-Anbindung, die aber nicht überall verfügbar ist. Erkundigt euch bei eurem Provider nach einer FTTH-Anbindung oder auch nach Fiber- beziehungsweise Glasfaser-Internet. Ist alles ein und dasselbe. Bedenkt dabei, dass ihr wahrscheinlich neue Wandler-Technik im Haus braucht, die nicht immer kostenfrei vom Provider gestellt wird, vor allem wenn ihr selbst nach einer solchen Anbindung fragt.

Sat-Internet, also eine Satelliten-Verbindung, ist inzwischen durchaus eine brauchbare Alternative, sollte es da, wo ihr seid, gar keine andere Option geben. 20 Mbit Down und 5 Up sind für unter 50 Euro im Monat zu haben, was zwar deutlich teurer ist als VDSL-Angebote, aber manchmal hat man halt nicht die Wahl. Vom Preis abgesehen jedoch gibt es einen weiteren echten Nachteil, der vor allem Gamer betrifft: Die Ping-Zeiten sind in aller Regel hundsmiserabel, 200 bis 400 Millisekunden sind hier die Norm. Das liegt natürlich an den etwas längeren Wegen, die das Signal hier zurücklegen muss, aber weiterhelfen tut euch diese Erkenntnis nicht. Mit einer solchen Anbindung sind manche - eigentlich alle - Online-Spiele einfach kein echtes Thema mehr.


Und wie viel Internet braucht man jetzt als Gamer?

Kommen wir zu einleitenden Frage zurück: So viel wie es nur geht. Online-Vertrieb, Streaming, Updates, das alles befindet sich teilweise noch am Start seiner Existenz und es wird weder weniger werden, noch werden die Datenvolumen abnehmen. Je schneller und besser angebunden ihr eure Spiele mit der Welt verkabelt, desto besser wird eure generelle Spielerfahrung sein. Das klingt simpel, aber das ist es auch. Wer möchte schon gerne warten, egal ob nun auf ein großes File oder die Antwort auf einen Server. Das kann so weit gehen, dass ihr euch bei einem Umzug vorher informieren solltet, welcher Anbieter dort was für euch bereithält, denn die Freude an einer neuen Wohnung kann durchaus leiden, wenn plötzlich nur noch halbes DSL verfügbar ist. Das mag für manche Menschen seltsam erscheinen, aber wenn Spiele ein wichtiger Teil eures Lebens sind... dann schaut vorher einmal nach, wohin ihr dieses Leben setzt und wie viel Internet man euch dort bieten kann.

Über den Autor

Eurogamer-Team

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