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Odallus: The Dark Call - Test

Es fühlt sich gut an, wenn jemand Fan ist.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Ein kleine, feine Liebeserklärung an Castlevania, das NES und vor allem die gute Spielbarkeit. Bisschen kurz vielleicht.

Fans können eine wunderbare Sache sein. Sicher, manchmal driftet es in nerviges Fanboy-tum, ausgewachsene Fanboy-Wars und schlicht rüdes Herumtrollen ab. Doch selbst diese nicht immer so schönen Ausgestaltungen kamen ursprünglich von etwas Gutem, nämlich der Liebe und Hingabe zu etwas, das man mochte. Und dass hier Fans am Werk waren, sieht man sofort. JoyMasher sind Fans des NES und von Castlevania. Und ein wenig von Metroid, denn Gott bewahre, dass heute mal jemand, selbst ein NES-Fan, ein echtes Castlevania ohne Metroid-Einflüsse machen würde. Das Schönste daran: JoyMasher sind auch noch Fans mit einer Menge Talent.

NES (Wannabe). Man erkennt es sofort. Vier-Farb-Sprites - im Sinne von 'es gibt genau 4 Farben' - haben manchmal schon ihren Charme.

Damit ist im Prinzip alles Wichtige gesagt. Odallus: The Dark Call ist ein 8-Bit inspiriertes Metroidvania, das was kann. Und nach was aussieht, zumindest, wenn man ebenfalls ein NES-Fan ist. Der Look ist recht gut getroffen, auch wenn ich persönlich mehr ein Fan der Projekte bin, die mit den Limitationen der damaligen Hardware arbeiten. Wenn schon retro, dann bitte richtig. Odallus löst die Grafik schon etwas höher auf, packt ein paar Details mehr rein und vor allem beim Sound und den Zwischensequenzen hätte man damals schon ein Festplattenrack mitliefern müssen, um die 180 Megabyte des Spiels dem NES näherzubringen. Nun, wenn sich das NES angestrengt hätte und man zwischen den künstlichen Scanlines ein wenig zwinkert: ja, das ist NES-Look, bis hinunter zu der limitierten Farbpalette. Es fühlt sich richtig an.

Castlevania goes Temple of Doom. Viel mehr kann man als 80s-Kid schwer verlangen.

Spielerisch ging man insoweit in eine interessante Richtung, als dass das Spiel eben nicht brutal hart ist. Es scheint normalerwiese eine ungeschriebene Regel, dass alle Indies, die retro sind, irgendwie auch den teilweise perversen Schwierigkeitsgrad der 80er mitnehmen müssen. Nicht so Odallus. Nicht mal die Bosse sind sonderlich anspruchsvoll, das Spiel ist recht großzügig mit seiner Lebensenergie, ihr nehmt alles mit in den nächsten Stage und es gibt unendlich Continues. Auch wenn das Zurückwerfen des Helden bei einem Treffer übernommen wurde, ist es hier nicht annähernd so unvergebend wie in den ersten drei Castlevanias. Billige Tode sterbt ihr sehr selten und das fühlt sich gut an.

Der Preis dafür ist, dass die Spielzeit nach unten geht. Etwas mehr als fünf Stunden waren es bei mir und von denen kostete mich der letzte Boss - der einzig unfaire und schlecht designte Punkt im Spiel - allein fast eine. Andererseits: Wäre Castlevania 3 so leicht oder fair, je nachdem, wie man es nennen möchte, wie Odallus, dann würde man da noch schneller durch sein. Hier habt ihr immer noch ein paar Extras und kleine Verstecke von Goodies in einem Level, für die ihr zurückkommen könnt, aber es artet nie in das Hin-und Herrennen eines der üblichen Metroidvanias aus. Ein weiterer Grund, dass die Spielzeit eher kürzer ausfällt, aber einer, mit dem ich sehr gut leben kann. Auf der Karte werden alle Stages angezeigt, inklusive Andeutungen, wie ihr dahinkommt, was es dort zu holen gibt und welchen Bossen ihr erlaubt habt, noch ein paar Minuten länger unbesiegt zu verweilen. Es gibt hier kein großes Puzzeln, mehr ein freundliches Abspielen dessen, was euch geboten wird und wiederum: Es fühlt sich gut an.

Mein Freund, das haben schon ganz andere Bosse zu mir gesagt...

Das liegt nicht zuletzt an der Steuerung, die keine Anzeichen der Zickigkeit aus NES-Zeiten übernahm. Dass euer Krieger mit Schwert statt Peitsche hantiert, sei ihm vergeben, vor allem, weil er damit umzugehen weiß. Schläge kommen mit befriedigender 8-Bit-Wuchtigkeit und sehr unmittelbar und jede der Nebenwaffen ist nicht nur relevant - zu Beginn sogar überlebenswichtig -, sondern auch anständig zu handhaben. Die Sprungpräzision erlaubt es, gelassen durch die Plattform-Areale zu hüpfen und sogar die beiden Stages, die es ein wenig aufmischen - unter Wasser hüpft ihr höher und langsamer, in der Bergwerkslore duckt ihr euch unter Gestein hinweg - haben die Kontrollen fest im Griff. Hach, wenn sich doch damals die NES-Spiele so gut angefühlt hätten.

Das ist dann auch die Kunst, die Odallus: The Dark Call beherrscht: Es fühlt sich gut an. Das ist heutzutage ein wenig das Problem mit den Originalen. Sie sind gut designed, die Musikkompositionen sind zum Beispiel weit besser als hier - kein Wunder, zu ihrer Zeit war das oberstes Triple-A -, aber sie sind unvergebend brutal hart und das keineswegs immer aus den richtigen Gründen. Odallus guckte sich das alles an, sagte sich „lasst uns doch einfach Spaß haben", und quält euch zu keiner Minute mit bockigen Kontrollen, unfairen Angriffen oder billigen Toden. Der Preis dafür ist ein recht kurzes Spiel. Nun, für 15 Euro nehme ich das gerne in Kauf, vor allem, weil es eben ein so kurzweiliges Spiel ist. JoyMasher suchte sich die richtigen Aspekte raus, um ihr Fan-Dasein zu feiern und steckt auch nur ein Hauch von Fan-sein für diese Dinge in euch, dann gibt es keinen Grund, dass ihr es ihnen nicht gleichtut, indem ihr euch dieses Spiel gönnt.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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