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The Terminator, Terminator 2

Terminator: Genisys... überlasse ich euch.

Wer nach dem Überfliegen instinktiv auf das dieswöchige Freitagskino klickte und eine Kritik zu Terminator: Genisys erwartete, den muss ich enttäuschen. In Vorbereitung auf den fünften Teil, der garantiert, wie könnte er auch nicht, die Kohlen aus dem Feuer holen würde, schaute ich dieser Tage die ersten drei Teile noch einmal. Den Dritten hatte ich eigentlich in ganz solider Erinnerung, er bestach auch beim erneuten Schauen durch die Kranwagenszene in der Mitte und das wunderbar nihilistische Ende. Dazwischen aber machte er den nachhaltigen Eindruck eines zynischen Cashgrabs, der mich daran erinnerte, wohin Salvation die Reihe schließlich bringen würde: an den Rand der Bedeutungslosigkeit.

Das war beinahe Leichenfledderei, was da geschah, und steigerte meine Lust, anlässlich des Neuen ins Kino zu gehen, ebenso wenig, wie Arnies nervige Angewohnheit, auch in anderen Filmen stetig an seine Paraderolle zu erinnern. "I'll be back" und "Hasta La Vista, Baby" in allen Farben des Regenbogens und zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten verwandelten selbst die entsprechenden Szenen im Originalkontext rückwirkend zur Karikatur. Erste Reaktionen zu Genisys von Leuten, denen ich vertraue, "terminierten" dann das letzte Bisschen Rest-Neugierde und vorauseilende Unschuldsvermutungen meinerseits.

Daher machen wir es heute vielleicht Mal anders herum: Wer im Kino war, lässt mich in den Kommentaren unten wissen, wie schlimm oder doch überraschend schmerzlos Terminator: Genisys geworden ist. Sofern er die Energie aufbringt. Vielen Dank! Da ich Teil eins und zwei aber nicht umsonst geschaut haben will, hier zunächst noch frische Eindrücke zu zwei Filmen, die ich gut und gerne 20 Jahre nicht gesehen hatte.

The Terminator (1984)

Regie: James Cameron
Buch: James Cameron, Gale Ann Hurd
Darsteller: Linda Hamilton, Arnold Schwarzenegger, Michael Biehn, Earl Boen

Die Mutter aller Zeitreiseparadoxa

Zuerst einmal überwog beim erneuten Genuss von T1 der Schock, wie "dated" er mittlerweile wirkt. Linda Hamiltons Frisur sieht aus wie ein Foto von einer Explosion (danke, Alan Partridge!), die Musik knödelt wie nichts Gutes und Stop-Motion-Animationen sind selbst von Stan Winston immer noch Stop-Motion-Animationen. Die beißen sich vor allem mit einem Arnie, der bis zu seiner feurigen Häutung noch nicht durchgängig die schweren, robotischen Bewegungsabläufe einer futuristischen Killermaschine an den Tag legte. Hier und da joggt er allzu menschlich durch eine Actionszene oder durchsucht ein Hotelzimmer mit gezogener Waffe deutlich verhuschter, als man es von einer unbeirrbaren Killermaschine erwarten würde. Überall blitzt durch, dass Cameron die Roger-Corman-Schule des B-Filmens durchlaufen hat.

Überhaupt ist es ein Film, dessen Action nach heutigen Maßstäben zwar wunderbar handgemacht, aber irgendwo auch ohne länger hängenbleibende Höhepunkte auskommt und selbst die Gewalt hatte ich deutlich drastischer in Erinnerung. Wenn ich ehrlich bin, habe ich zwei Anläufe gebraucht, um ihn bis zu seinem Ende zu schauen und das überrascht mich selbst am meisten. Die grundlegende Idee einer von einer unaufhaltsamen Killermaschine verfolgten jungen Frau funktioniert noch immer und überlebt sogar das kirre machende Zeitparadox des Beschützers, der in die Vergangenheit gezappt wird, um dort der Vater des Mannes zu werden, der ihn erst auf diese Reise schickte. Aber zugleich muss man schon einige deutlich irdischere Logikklopper hinnehmen, will man das hier genießen.

Ein Polizist, der es nicht verdächtig findet, wenn ein reichlich mitgenommen aussehender Fleischklops in Lederkluft das Opfer eines Mordversuchs "besuchen" will. Besagter Muskelriese, der nach einem Frontalcrash in einem hell erleuchteten Tunnel aus dem Blickfeld eines halben Dutzends Gesetzeshüter verschwindet, als wäre er nie da gewesen. Absurde oder überflüssige Risiken, die hüben wie drüben eingegangen werden, und haarsträubende Zufälle, denen man wiederholt die Rettung der Protagonisten überantwortet. Dazu kommen himmelschreiend auffällige Arnold-Gummiköpfe, die so gar nicht zu den ansonsten überzeugenden Cyborg-Effekten passen wollen - all das und noch viel mehr muss man hier über 100 Minuten schlucken, die sich deutlich länger anfühlen.

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Und doch hat es Spaß gemacht, zu diesem Streifen zurückzukehren, auch wenn er lange nicht so gut gealtert ist, wie ich erwartet hatte. Ich weiß, dass viele Leute den puristischen und handwerklich sehr soliden ersten Teil dem etwas verklausulierten Judgement Day vorziehen, und kann das ein Stück weit nachfühlen. Das ist wie mit Metalfans, die die Kill 'em All von Metallica für besser halten als Master of Puppets. Andere Freunde des Originals wiederum werden die Metapher so drehen, dass sie Terminator 1 mit der Master gleichsetzen und T2 mit dem Ausverkauf, der mit dem "Schwarzen Album" begann. Der Rest bildet sich unterdessen seine eigene Meinung, klinkt sich lange vor obskuren Musikvergleichen aus oder erfindet lieber seine eigenen. Einigen wir uns darauf, dass The Terminator seine Zeit hatte, obwohl ich ihn heute, zwei Generationen von stilprägenden Actionfilmen später, nie wieder so sehen werde wie mit Kindesaugen. So oder so ist es ein wichtiger Film, nicht zuletzt, weil er vor dem Genuss (des überlegenen) Judgement Day unumgängliches Pflichtprogramm ist...


Terminator 2: Judgement Day (1991)

Regisseur: James Cameron
Buch: James Cameron, William Wisher Jr.
Darsteller: Linda Hamilton, Arnold Schwarzenegger, Edward Furlong, Robert Patrick

Die Tochter der Mutter aller Zeitreiseparadoxa

... denn - mannomann - ist das hier immer noch ein fantastischer Film. Klar, auch hier gibt es Logiklöcher, durch die selbst Robert Patricks T-1000 noch bequem einen Ford-Truck hindurchfahren würde, anstatt ihn in eine feuerglühende Trümmerhölle zu verwandeln. Das beginnt mit dem Klischee des missverstandenen kindlichen Genies, setzt sich fort in wieder einmal schwer zu schluckenden Zeitreiseparadoxa und endet nicht mit der Killermaschine, die am Ende versteht, warum Menschen weinen oder - oh mein Gott - unwahrscheinlichen Vokuhila-Kreationen. Aber: Es ist auch ein Meilenstein spannender und wahnsinnig gut gefilmter Actionszenen mit unglaublich erinnerungswürdigen Einstellungen und Momenten.

Nicht überzeugt? Dabei muss man jedem, der diesen Film auch nur einmal sah, nur ein Stichwort auf den Tisch knallen, um ihm die entsprechende Szene wieder in hohem Detailgrad ins Gedächtnis zu rufen. Wie wäre es mit "Milchtüte", "Schachbrettmuster", "Abwasserkanal", "Gitterstäbe", "Abflussreiniger", "Minigun", "Spielplatz" oder "Kofferraum"? Jedes einzelne erzeugt wie auf Knopfdruck Bilder, die man nie wirklich vergaß. Und dann die Schauspieler: Schwarzenegger verkauft sich bestens als Maschine in einem aufreibenden Kampf, den sie eigentlich nur verlieren kann. Linda Hamilton gibt aufopferungsvoll, aber von der arschtretenden Sorte verhärmt den vielleicht besten weiblichen Actioncharakter, der jemals auf Zelluloid gebannt wurde. Und obwohl man aus heutiger Perspektive Furlongs John Connor unerträglich 90er und pubertär findet, um die Zeit herum wären die meisten Kids meiner Generation lieber er gewesen.

Über Robert Patrick sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Mehr noch als Arnold versprüht er unnachahmlich die stählerne Kälte eines Roboters und bildet mit seinem schlanken Bau den perfekten Gegenpol zu Schwarzeneggers, seinerzeit auch schon Mitte 40, Bodybuilder-Actionhelden der Achtziger. Die perfekte Analogie auf die filmische Wachablösung des hypermaskulinen Protagonisten durch den entschlossenen "Everyman", der sich zu jener Zeit vollzog. Es ist vermutlich einer der Actionfilme mit dem besten Tempo, wechselt Suspense, Horror-Momente und markerschütternde Action mit warmherzigen Zusammenfindungsszenen, während er in atemlosen Alles-oder-Nichts-Sequenzen von einer coolen Location zur nächsten huscht.

Nicht zuletzt deshalb versprüht er über die gesamte Dauer von stattlichen, aber niemals langweiligen 137 Minuten das Gefühl einer aufregenden, beschwerlichen Reise - deren Kilometerstand man fast wehmütig an den Löchern in Schwarzeneggers überaltertem Cyborg-Körper abliest. Wenn am Ende nur noch der zerschundene Terminator-Daumen kurz aus der glühenden Stahlsuppe ragt und sich selbst kernige Actionfans unter der Last all des verdienten Trennungskitsches in klägliche Tränenpfützen verwandeln, dann weiß man: Mehr kann man von zwei-und-ein-bisschen Stunden Film einfach nicht erwarten. Nein, Genisys kann - und wird - mir gestohlen bleiben.

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Was ist Freitagskino?

Jeder Mensch braucht mal Abwechslung. Wir alle mögen Kino, also schreiben wir (fast) immer freitags über Filme oder Serien. Keine Sorge, wir versuchen nicht, etablierten Filmkritikern große Konkurrenz zu machen, sondern einfach nur zu berichten, wie ein Film auf uns wirkte und ob wir dazu raten würden, ihm eine Chance zu geben. Welche Filme oder Serien das sind, hängt davon ab, was derjenige Autor in den letzten Wochen sah. Wir unterwerfen uns jedenfalls nicht vollends dem Diktat der Aktualität.

Es können aktuelle Blockbuster, ausgemachtes Genre-Kino, aber auch Arthouse-Geheimtipps sein, die noch im Filmspielhaus um die Ecke laufen. Die neueste Netflix-Serie kommt ebenso unter die subjektive Lupe wie ein alter HBO-Liebling, der sich nach Jahren unserem unter Umständen veränderten Geschmack stellen muss. Ebenso werden immer wieder nach Ewigkeiten wiederentdeckte Schätze zur Sprache kommen, überbewertete Klassiker oder unterschätzte Perlen. Wie gesagt, wir wollen euch damit nur ein wenig Diskussionsstoff über das zweitbeste Geek-Hobby liefern - und ein paar Inspirationen, was sich vielleicht lohnen könnte. Wir hoffen, euch macht die Rubrik genau so viel Spaß wie uns, auch wenn diese Sorte Unterhaltung zur Abwechslung mal nur bedingt interaktiv ist.

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Über den Autor
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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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