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Metal Gears FOB-Versicherungen sind eklig - aber auch komplett unnötig

Was verliert man eigentlich, wenn ein Spieler die FOB überfällt?

Ich liebe Metal Gears FOB-Modus, das ist in diesen Breiten wohlbekannt, wenn man unsere MGS-Berichterstattung verfolgte. Aber wenn ein Spielehersteller seinen Kunden zunächst einen Online-Modus aufzwingt, in dem dieser scheinbar um erspielte Ressourcen bangen muss, und ihm dann mit Echtgeld zu erwerbende Versicherungen für diese virtuellen Güter unter die Nase reibt, dann muss er sich über das Echo nicht wundern. Und doch ist auch dieser neue Mikrotransaktionsauswuchs nur halb so schlimm wie er klingt.

Also, was ist da los? Klartext: Mit den frisch integrierten Mikrotransaktionen schützt man ab heute seine FOBs gegen Angriffe anderer Spieler. Für umgerechnet 2,60 Euro werden 14 Tage lang alle gestohlenen Güter ersetzt. Wem das ein hysterisches Lachen entlockt, dem kann man es nicht verübeln. Erst zwingt man dem Spieler einen nicht abschaltbaren Mehrspielermodus auf, dann bietet man ihm an, ihn gegen Geld davon abzuschirmen. Ganz ungeachtet der Tatsache, dass derartige Free-to-play-Mechanismen in Vollpreis-Spielen immer etwas müffeln, ist das einfach kein guter Look.

In der Aufregung wird kaum jemand bemerken, dass der Patch an sich ziemlich ordentlich wirkt.

Im Fall dieser "Versicherung", die aufs Jahr gerechnet fast so viel kostet wie der Schutz meines privaten Hausrats, gibt es aber vor allem ein Wahrnehmungsproblem, das auf Konamis eigenem Mist gewachsen ist und mit fragwürdigen Monetarisierungsmaßnahmen nichts zu tun hat: Sie vermochten es einfach von Anfang an nicht, zu vermitteln, was auf den FOBs eigentlich passiert. Wäre das der Fall gewesen, viele Spieler hätten diesen jüngsten Auswuchs der branchenweit grassierenden, peinlich gierigen Mikropayment-Grabscherei mit Nichtbeachtung gestraft. Denn tatsächlich geht einem durch den FOB-Modus nichts verloren. Vielleicht sollte ich etwas genauer werden: Die Gewinne und Verluste durch Invasionen und deren Abwehr dröselt das Spiel ein bisschen unübersichtlich auf. Aber tatsächlich nimmt euch bei FOB-Invasionen niemand eure mühsam gesammelten Mother-Base-Ressourcen weg.

Stattdessen stehen hauptsächlich Mittel auf dem Spiel, die man ohne diese "vorgelagerte Einsatzbasis" gar nicht hätte. Die FOBs helfen, größere Ressourcen-Erträge zu erwirtschaften, mehr externe Aufträge abzuwickeln und beschleunigen die Verarbeitung von Rohstoffen bedeutend, die dann unantastbar auf die Mother Base wandern. Kurz gesagt: Ob man sich mit Invasionen abgeben will oder nicht, in aller Regel erwirtschaftet die FOB unterm Strich einen Gewinn, selbst wenn man häufig angegriffen wird, was bei verwahrlosten und damit unattraktiveren FOBs derer, die sich nicht weiter beteiligen wollen, naturgemäß nicht der Fall ist.

Einige Waffen der Stufe 7 kamen hinzu. Sogar ohne, dass man sie bezahlen müsste.

Zugegeben, eine bestimmte Mother-Base-Abteilung kann durch die Angriffe tatsächlich schrumpfen: Das Sicherheitsteam, das für die Bewachung der FOB zuständig ist. Allerdings sind das selbst nach automatischem Sortieren im Menü stets eure schwächsten Leute, die dann gewissermaßen einer natürlichen Auslese zum Opfer fallen. Alle weiteren Belohnungen für einen erfolgreichen Eindringling generiert das Spiel aus schierer Großzügigkeit heraus aus dem Nichts. Und wer soweit ist, dass selbst dieses Team mit S-Männern bestückt sind, spielt den Titel schon auf einem Grind-Level, bei dem auszuschließen ist, dass sich Invasionen in der spielinternen Bilanz noch wirklich bemerkbar machen.

In aller Klarheit: Die FOB bringt selbst bei regelmäßigen erfolgreichen Invasionen mehr ein als sie kostet. Das macht dieses neue Schutzgeld für virtuelle Schäden zwar nicht weniger frech und lächerlich, aber immerhin problemlos ignorierbar. Noch ignorierbarer eigentlich als die sonst so üblichen Zeitbeschleuniger, die ebenso wenig etwas in Vollpreisspielen zu suchen haben, aber die man fast schon suchmaskenartig ausblendet. Es ist keine Frage, dass es gut und richtig ist, sich über diese Dinge zu echauffieren. Die wichtigste Botschaft sendet man in diesem Fall aber wie immer, indem man solche Angebote nicht nutzt. Ein paar Hundert, vielleicht sogar Tausend der mehr als nur ein bisschen abschätzig "Whales" genannten Großausgeber werden bei ausreichend negativem Feedback nicht reichen, damit sich die Branche auf lange Sicht auf diese Praktiken stützt.

An MGS5 als Spiel wird dieses neue "Feature" in der Tat schadlos vorüberziehen, der neue Patch sieht ansonsten sogar ziemlich prickelnd aus. Dass sich einige treue Fans jedoch im Ekel abwenden werden, noch bevor sie das bemerken können, hat Konami nur sich selbst zuzuschreiben.

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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