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Hatoful Boyfriend: Holiday Star - Test

Es ist nicht schlecht. Es ist einfach nur überflüssig.

Hatoful Boyfriend: Holiday Star ist schön bekloppt, lässt aber die Meta-Narrative des Vorgängers vermissen.

Hatoful Boyfriend war eine nette Überraschung. Auf den ersten Blick schien es nicht mehr als eine bekloppte Parodie auf herkömmliche Visual-Novel-Spiele zu sein. In der Rolle eines ganz normalen Mädchens besuchte man eine von anthropomorphischen Vögeln bevölkerte Schule und konnte, wie für das Genre typisch, mehrere Romanzen mit den verschiedenen Charakteren eingehen. Der Kniff an der Sache war neben den tatsächlich gut geschriebenen Figuren eine versteckte Route, die ihr erst zum Schluss freischalten konntet. Diese gab einen seltsamen Einblick in die teils grauenhaften Hintergründe der Vogelwelt. Es war mehr als nur ein kleiner Spaß und untersuchte gleichzeitig selbstreflexiv sowohl Stärken als auch Schwächen von Visual Novels.

Damit war die Sache eigentlich abgeschlossen, aber der Erfolg führte schlussendlich zu einem weiteren Teil, um den es hier geht. Hatoful Boyfriend: Holiday Star lässt leider die clevere Meta-Narrative zurück und konzentriert sich allein auf den absurden Humor. Ab und zu sorgt dieser für ein leichtes Schmunzeln. Beispielsweise, wenn ihr von völlig geisteskranken Vögeln in einem Panzer angegriffen werdet oder durch einen märchenhaften Zauberwald reist. Schön und gut, nur fehlt ohne die intelligente Restkomponente des Vorgängers die nötige Balance, um die Dämlichkeit der zahlreichen Situationen nicht überhandnehmen zu lassen. Ich habe bis zum Schluss darauf gewartet, allerdings gab es bis auf zwei Hintergrundgeschichten nichts Interessantes.

Hahaha, sie sind in einem Panzer! LOL, so random!

Auch strukturell geht Holiday Star zwei Schritte zurück. Statt mehrere Routen durch die Handlung zu ermöglichen und euch viel Freiheit beim Beeinflussen der Dialoge zu lassen, läuft der Nachfolger selbst im Kontext des Genres wie auf Schienen. Insgesamt erwarten euch vier relativ kurze Geschichten. Keine beschäftigt länger als eine Stunde und meist gibt es nur eine oder zwei zu einem schlechten Ende führende Entscheidungen. Ansonsten taucht hier und dort eine kleine Dialogauswahl auf, jedoch unterscheidet ihr dabei meist zwischen zwei Witzen mit derselben Punchline.

Wenn die kurzen Weihnachtsgeschichten wenigstens in irgendeiner Weise verbunden wären. Na gut, ein paar neu eingeführte Personen tauchen vielleicht mal in einer späteren Episode auf, übergreifende Handlungsstränge braucht ihr deswegen aber nicht zu erwarten. Nach dem Beenden der vier Kapitel schaltet man noch ein halbes Dutzend kleinerer Geschichten sowie zugegebenermaßen lustige Q&A-Radioaufzeichnungen frei. Nur fühlen diese sich wie nette Zugaben an, die kein Ersatz für die auffallend schwache Qualität des Hauptspiels sind.

Noch immer weiß niemand im Entwicklerteam, dass man Songs wiederholend laufen lassen kann und nach einmaligem Abspielen keine Stille in der Szene herrschen muss.

Dabei zeigen sich in vielen Momenten noch immer die gut geschriebenen Charakterinteraktionen und ich müsste lügen bei der Behauptung, das Wiedersehen mit manchen Vögeln nicht genossen zu haben. Da Hatoful Boyfriend im Original absichtlich die verschiedenen Stereotypen integrierte und sich ihre Subversion erst in der letzten Route zeigte, fühlt es sich hier nutzlos an. Die Geschichten sind alle inmitten der Handlung des Erstlings angesiedelt und bringen daher keine neuen Erkenntnisse hervor. Genau deswegen konzentrierte man sich wahrscheinlich auf abgefahrene Situationen, vergaß dabei allerdings, dass diese nur zur trügerischen Oberfläche des Vorgängers gehörten. Der darin verborgene Kern machte Hatoful Boyfriend erst zu einer tatsächlich gelungenen Erfahrung. Ganz auf seine Witze reduziert geht das Spiel mit ihnen recht schnell auf die Nerven, da man irgendwann den Wahnsinn akzeptiert und gelangweilt die nächste bekloppte Situation abwartet. Zumal diese bis auf wenige Ausnahmen nicht verrückt oder übertrieben genug sind, um allein dadurch interessant zu bleiben.

Hatoful Boyfriend: Holiday Star ist ein durchweg enttäuschender Nachfolger. Hier und da erzeugte er ein kleines Lächeln und es war schön, erneut viele der liebgewonnenen Charaktere zu sehen. Leider fehlt die komplett unerwartete Meta-Narrative des Vorgängers. Zudem könnt ihr den Verlauf kaum beeinflussen und die vier Kapitel glänzen nicht gerade mit gelungenen Erzählungen. Habt ihr das erste Hatoful Boyfriend gespielt und seid gerade in weihnachtlicher Festlaune, könnt ihr es euch vielleicht einmal ansehen. Alle anderen holen sich bei Interesse erst einmal den wesentlich besseren Vorgänger.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Hatoful Boyfriend: Holiday Star

PS4, PlayStation Vita, PC, Mac

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Björn Balg Avatar

Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.
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