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Eizo Foris FS2735 - Test

IPS so schnell wie TN? Klar. Wenn ihr das nötige Kleingeld habt.

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Kein Super-Widescreen, kein Bling und trotzdem besonders für AMDler der beste Gaming-Monitor, den sie für Geld kaufen können. Für viel Geld.

Wenn man schon den teuersten Gaming-Monitor baut - zumindest ohne gecurvte Sonderformate in Übergrößen -, dann gehört auch ein wenig Eleganz dazu. Und was wäre heutzutage eleganter, als den Monitor per App zu konfigurieren? Nun, ganz ehrlich und viele, viele Abstürze der Eizo-G-Ignition-App später muss ich wohl sagen, dass eine gute, alte Fernbedienung vielleicht nicht ganz so hip, aber am Ende wesentlich praktikabler gewesen wäre.

Der neue EIZO Foris FS2735 kostet derzeit um die 1200 Euro (hier bei Amazon.de) - eigentlich 1100, aber die Verfügbarkeit ist wohl noch nicht so hoch. Das ist die Oberklasse, das Angebot hier ist dünn. Ansonsten bekommt ihr für dieses Geld bei der Konkurrenz 32 bis 34 Zoll, gebogenes Super-Widescreen mit 3440 x 1440 Pixeln Auflösung und jedes für einen Gaming-Monitor erdachte Extra in der einen oder anderen Form. Was danach folgt, liegt alles im Businessprofibereich; der Eizo darf sich also für den Moment damit rühmen, der teuerste Gaming-Monitor zu sein. Das ist ein Label, das Erwartungen weckt, und auf den ersten Blick dürfte man sich schon fragen, warum es denn dieser denkbar unscheinbare Standard-27er mit seiner eher unspektakulären WQHD-Auflösung (2560 x 1440) sein sollte. Wie schon gesagt, die App-Anbindung per Bluetooth ist es sicher nicht.

Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Eizo.

Kenner der japanischen Firma können sich denken, wo es jetzt hingeht. Wenn es um Bildqualität, Pixelpräzision und Augenfreundlichkeit geht, war Eizo schon immer weiter als alle anderen. Im Pro-Bereich lassen sie sich das seit Jahrzehnten mit 2000 Euro aufwärts bezahlen, aber auch ihre preiswerteren Foris-Gaming-Modelle dürfen sich mit diesen Attributen rühmen. Selbst das 300-Euro-Einstiegsmodell FS2434 überzeugte mit genau diesen Dingen, und ja, der viermal so teure FS2725 ist hier seine eigene Liga. Auf dem Desktop liegt eine Bildruhe, die selbst durchaus hochwertige Monitore wie der hier sonst verbaute Asus PG278Q nicht bieten können. Es gibt keine Schatten, keine Makel, keine falschen helleren oder dunkleren Stellen, egal welches Testbild man nimmt. Selbst wirklich gute Gaming-Monitore haben oft kleine Ungleichmäßigkeiten. Eizo ab einer gewissen Preisklasse nicht, und diese scheint mit dem FS2735 zu beginnen.

Dazu kommt die Farbechtheit und -neutralität, für die Eizo im Pro-Bereich bekannt ist. Oft genug, vor allem im preiswerteren Bereich, habt ihr eine massive Farbübersättigung, die sich auch bei aller Justage nicht richtig korrigieren lässt. Selbst hochwertige Monitore aus der Gaming-Ecke scheinen das zu lieben, auch wenn es sich hier in der Regel nachbessern lässt. Das ist beim 2735 nicht nötig. Ab Werk ist der Monitor neutral und farbecht konfiguriert - zumindest sind das die Werkseinstellungen des Testmodells. Ihr seht kein Rot, das manchmal etwas zu sehr hervorsticht, kein gleichzeitig zu schwaches Grün oder andere Makel, die man mühselig bis vergeblich versucht, mithilfe der Menüs auszutreiben. Alle Farbtemperaturbereiche sind ideal eingestellt und auch, wenn ihr die Farbsättigung und andere Werte hochdreht - was natürlich ganz nach Geschmack kein Problem ist -, gibt es keine seltsamen Farbverschiebungen über das Spektrum hinweg. Dazu kommen ein legendär guter Schwarzwert, ohne weitere Extras in den Einstellungen aktivieren zu müssen, und Kontrast. In erster Linie ist es ein Gaming-Monitor, aber nach zig Stunden auf dem Desktop, vor Text und Browser kann ich euch versichern, dass ihr euch beim Kauf ganz ohne Lügen gut damit herausreden dürft, dass dies ein fantastisches Arbeitsgerät ist. Das ihr dann zum Spielen nutzt.

An der Rückseite will er als Foris wenigstens ein bisschen mit Logo und neckischem Rot protzen.

Lasst uns ein wenig technisch werden. Das 144-Hz-Display hat ein IPS-Panel und damit einen herausragenden Blickradius. Selbst komplett von der Seite bekommt ihr noch eine ganze Menge von besagter Farbechtheit, und der angegebene Blickwinkel von 178 Grad horizontal wie vertikal klingt ziemlich akkurat. Der FS2735 hat einen 1000:1-Kontrast, mit dem durchaus effektiven und prozessorgesteuerten Contrast Enhancer bringt er es auf 4000:1. Und das ist natürlich ein echter Wert, keine dynamische Fantasiezahl. Die maximale Helligkeit liegt um 360 cd/m² im üblichen Rahmen und ist, alles aufgedreht, sehr hell ohne das bei billigeren Displays übliche Blenden. Überhaupt, Blenden - ein Wort, das dem entspiegelten FS2735-Panel völlig fremd ist. Dabei hilft auch die optionale Funktion Auto-EcoView, bei der ein Sensor die Umgebungshelligkeit misst und die des Monitors entsprechend anpasst. Sehr augenfreundlich, sollte ein generelles Feature bei allen Monitoren sein. Die Reaktionszeit wird mit 1 Millisekunde angegeben, allerdings nur in Verbindung mit der optionalen Blur-Reduction. Einen Wert ohne dieses Feature sucht man leider vergebens, dürfte aber bei den sonst IPS-üblichen 3 bis 5 Millisekunden liegen.

Zurück zur Blur-Reduction und damit dem ersten der Gaming-Features. Um Bewegungsunschärfen bei geringeren Hz-Zahlen entgegenzuwirken und den mit einzigen Nachteil des IPS auszugleichen, lässt das Panel sein LED-Backlight in hoher Frequenz blinken, um - was erst mal seltsam klingt - die kontinuierlichen Lichtimpulse einer Bildröhre nachzuahmen. Und es funktioniert. Mit Crysis 3 und ein paar anderen Shootern war das Ergebnis eindeutig. Die Bewegungsunschärfe war bei eingeschalteter Blur-Reduction weniger aufdringlich, die Konturen deutlicher und das Spielgefühl etwas besser. Das ist zwar nicht dasselbe wie ein echter Monitor-GPU-Sync, aber auf jeden Fall ein guter Schritt für alle, die eben das nicht nutzen können.

Hochgestellt und den Kopf in den Nacken. Die Gelenke sind flexibel genug für alle Lagen und Pivot-fähig ist der Monitor auch.

Gamer, die auf ein solches Sync verzichten müssen, werden leider auch nicht so wenige sein, denn Eizo entschied sich für FreeSync-Unterstützung - was gut ist - und gegen G-Sync - nicht so gut. In den Genuss von garantiert Tearing-freiem Spielgenuss mit dem FS2735 kommen demnach alle, die eine AMD R9 295X2, 290X, R9 290, R9 285, R7 260X oder R7 260 GPU haben. Wer dagegen eine Nvidia-GPU nutzt, hat beim Kauf keine Option, stattdessen eine Variante mit G-Sync zu nehmen, weil es keine gibt. Ich halte das für ein echtes Problem bei dieser Preisklasse. Eizos offizielles Statement sagt, dass einige Features ihres eigenen Prozessors technisch nicht mit dem G-Sync-Chip vereinbar wären. Sollte das stimmen - wovon ich ausgehe -, muss sich Nvidia ganz schnell mit Eizo und sicher auch anderen zusammensetzen. Der G-Sync-Chip arbeitet anscheinend nicht gut mit anderen Custom-Chips zusammen, sodass der FS2735 seine Stärken mit ihm nicht nutzen könnte, dafür dann aber G-Sync bieten würde. Klar, dass bei so einem Monitor Eizo das nicht möchte. Nvidia redet mit Eizo, sie reden mit anderen und so gibt es Hoffnung für die Zukunft. Vielleicht nicht für gleich und nicht für einen G-Sync FS2735, aber immerhin. Aber, was die AMD-ler angeht: Freut euch, FreeSync ist klasse. Es tut, was es soll, und das ist die Abstimmung zwischen Panel und GPU, die Tearing endgültig verbannt.

Input-Lag ist für den Monitor kein Problem, der eigene Prozessor sorgt für eine maximale Verzögerung von 0,05 Frames, sodass jede Bewegung akkurat angezeigt wird. Smart Insight schließlich ist auf den ersten Blick „nur" eine automatische Gamma-Korrektur, die jedoch in der Lage ist, nicht nur dunkle Bilder mit mehr Kontrast hervorzuheben, sondern auch (zu) helle Bilder in Echtzeit nachzeichnet und dabei durchaus farb- und helligkeitsecht für ein besseres Bild sorgt. Man kann es eigentlich nicht mehr Gamma-Korrektur nennen, es ist eine vollständige Bildanalyse und Echtzeit-Anpassung. Das Ergebnis ist beeindruckend, da zu keinem Zeitpunkt überzeichnet oder der Eindruck von Hell oder Dunkel durch zu viel Gamma-Korrektur verwischt wird. Dunkel bleibt dunkel, Hell bleibt hell, aber ihr könnt deutlich mehr Details erkennen. Gute Funktion.

Alle diese schönen Features wie auch alle üblichen Einstellungen lassen sich auf drei Arten konfigurieren. Die erste ist die handelsübliche. Komplett versteckt auf der Rückseite unten rechts habt ihr einen Power-Button, einen Vier-Wege-Stick und zwei Tasten. Nach ein paar Fehleingaben und einigen ungewollten Monitorabschaltungen wisst ihr in etwa, wo was ist, und da auch die OSD-Menüstruktur nicht viel verkorkster ist als die meisten anderen ihrer Art, kann man das nutzen. Wenn ihr dort jedoch die Bluetooth-Funktion eingeschaltet habt und der Monitor mit einem Android-Gerät verbunden ist - es gibt derzeit keine iOS-App -, habt ihr die zweite Möglichkeit der Konfiguration entdeckt.

Wie eingangs schon angedeutet: Ich bin von dieser Variante alles andere als überzeugt. Auf zwei aktuellen Handys und einem Tablet zeigte sich die App mal mehr, mal weniger zickig, hundertprozentig verlässlich war sie nie. Läuft alles, braucht sie lange - bis zu zehn Sekunden und manchmal sogar mehr -, um alles auszulesen und die Optionen anzuzeigen. Diese lassen sich dann zwar in Echtzeit justieren, aber das Übernehmen dauert wieder ein paar Sekunden und gibt der App eine immer willkommene Gelegenheit, doch mal wieder abzustürzen. Der Gedanke ist nicht schlecht, vor allem, weil ihr mit so einer Second-Screen-Lösung auch direkt im Spiel Profile für Einstellungen laden könnt, ohne die eigentliche Software im Desktop aufrufen zu müssen. Aber der Gedanke ist noch nicht die Umsetzung und hier muss Eizo noch ganz schön an seiner App feilen. Das tun sie wohl, es lief wohl auch schon mal besser, aber derzeit bin ich nicht zufrieden.

Die normale Software ist gut, aber ein paar mehr Profile hätte Eizo zum Launch schon basteln dürfen...

Als Drittes schließlich habt ihr die normale Software, für die ihr natürlich den Monitor per USB verkabeln müsst. Hier habt ihr gut sortiert alle Funktionen auf einen Blick und könnt diese in Echtzeit anpassen und auch in Profilen abspeichern. Das ergibt schon deshalb Sinn, weil ihr diese Profile dem Desktop und Programmen wie Spielen beliebig zuordnen könnt. Tut ihr das gewissenhaft, habt ihr einen Monitor, der nicht nur jeder Situation Herr sein kann, sondern auch automatisch ist. Diese Profile lassen sich in der Eizo-Cloud abspeichern und sogar neue könnt ihr von dort importieren. Aktuell ist das Angebot nett gesagt noch sehr übersichtlich. Ganze acht Spiele finden sich dort und ein Profil, das „test" heißt. Okay, das Cloud-Feature wurde gerade erst gestartet, aber ein wenig mehr Mühe als Skyrim, Battlefield 4, Dark Souls 2 und „test" hätte sich Eizo schon geben dürfen. Davon abgesehen ist es eine stabile, übersichtliche und rundherum gelungene Software und die beste Art, all die Features des FS2735 parat zu haben.

Der Monitor selbst ist ebenfalls stabil, übersichtlich und lässt sich gut im Griff haben. Vor allem, weil er einen an der Rückseite eingelassen hat. Das Design ist definitiv Eizo, was bedeutet, dass es praktisch kein Design gibt. Schwarzer Rahmen, einen halben Zentimeter dick, zwei unauffällige Statusleuchten unten rechts, Minilogo unten links, und hätte die Rückseite nicht wenigstens ein paar Foris-typische rote Zierelemente, wäre es der unspektakulärste Monitor aller Zeiten. Die Verarbeitung ist gutes, stabiles Plastik ohne besondere haptische Reize. Fasst man das alles zusammen, würde niemand auf die Idee kommen, dass dieser Monitor a) für Gamer entworfen und b) ziemlich teuer ist. Ich hoffe also, ihr mögt japanisches Understatement.

An Anschlüssen unten an der Kante alles, was man braucht. Nicht weniger, aber sicher auch nicht viel mehr.

Der feste Standfuß hat den Vorteil, dass er hinten sehr kurz ist und der Monitor auf dem Schreibtisch ganz nach hinten wandern kann, ohne auf der Kante zu balancieren. Ihr habt etwas über 15 Zentimeter Höhenverstellbarkeit und könnt den Monitor nicht nur um großzügige 35 Grad nach hinten, sondern auch 5 Grad nach vorn kippen. Gut für alle, die gerne tief im Stuhl hängen. Und schließlich, da der FS2537 ja auch ein vollwertiges Arbeitsgerät sein soll, lässt er sich 90 Grad nach links und rechts drehen und ist damit vollständig Pivot-fähig. Bei der generellen Ergonomie leistet sich der FS2735 erwartungsgemäß keine Schwächen.

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An Anschlüssen bringt er alles mit, was erwartet wird: zweimal HDMI, ein Display-Port, einmal DVI-D. An der Seite habt ihr einen 3,5-mm-Klinkenein- und -ausgang für Headsets, bei denen ihr auch über die diversen Steuerungsvarianten des Monitors die Lautstärke regulieren könnt. Der USB-Eingang ist nicht nur für die Software da, er versorgt auch den 2er-Hub an der Seite, der USB 3.0 bietet. Mit anderen Worten: Bluetooth reicht als große Konnektivitätsinnovation, alles andere entspricht soliden Standards.

Ich liebe Understatement und Eizo ist der König davon.

Puh, 1100 Euro, mäßig funktionierende App-Bluetooth-Innovation, keine G-Sync-Option, nur 27 Zoll und WQHD... Gut für den FS2735, dass er das verdammt beste Panel hat, das es bei einem Gaming-Monitor bisher gab. Denn am Ende des Tages ist das alles, was zählt. Die Bildqualität, die Augenfreundlichkeit und die Bild-Features, in all diesen Bereichen ist der FS2735 absolut fantastisch. Egal, wie ihr euer Bild bevorzugt, ob nun wärmere Farben und etwas dunkler, grellweiß und hell oder eben bei jeder Software und jedem Spiel etwas anders. Dieser Monitor erfüllt all diese Wünsche, und das immer mit den optimalen Kontrasten, Schwarzwerten, Reaktionszeiten und allem anderen, was wirklich wichtig ist. AMD-Nutzer sind mit FreeSync eh glücklich, aber selbst ohne G-Sync holt er mit Features wie Blur-Reduction und Smart Insight immer noch mehr heraus, als es ein billiger G-Sync-Monitor schafft. Angesichts der genutzten IPS-Technik inklusive aller ihrer Vorteile, gleichzeitig aber einer Reaktionszeit fast auf TN-Niveau, ist das eine brillante Leistung. Also ja, der Eizo Foris FS2735 ist teuer, da führt kein Weg dran vorbei. Aber er ist nicht zu teuer für das, was er kann. Ich denke, das sagt bei einem solchen Preisschild eine Menge aus.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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